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Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, in der niemand etwas sagte. Lukes Blick glitt immer wieder verwirrt durch den Raum, ich starrte ihn einfach nur an und hoffte er würde wieder gehen.

"Was willst du hier?" Unterbrach ich nach einigen Sekunden die Stille in meinem Schlafzimmer. Mein Blick wurde finster.
"Reden." Gab er knapp zurück, er sah mich an und in seinen Augen konnte man erkennen, dass er echt fertig war. Aber was sollte mich das interessieren? mir ging es genauso beschissen und er war mit schuld daran.
Ashton stand auf und wollte das Bett verlassen. Aber ich nahm ihn im nächsten Moment an der Hand und sah ihn kopfschüttelnd an. Ashton sah erst verwirrt zu mir und dann hilfesuchend zu Tess.
"Bleibt, bitte." Flehte ich und schluckte. ich wollte nicht alleine mit Luke sein.  Luke stand bewegungslos neben Tess, sein Blick auf meine Hand gerichtet, die Ashton festhielt.
Er war kreidebleich, er sah aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen.
"Okay, dann red." Ich  wandte mich wieder zu Luke, der nur seine Stirn in Runzeln setzte.
"Ich...ich möchte gerne alleine sprechen." Meinte Luke und sah Mich an. Ich atmete tief durch, schüttelte den Kopf.
"Soviel gibt es gar nicht zu bereden, Luke. Also entweder du sagst es jetzt, oder du gehst wieder." Meine Stimme klang streng, aber man konnte das Zittern trotzdem noch heraushören.
Luke presste seine Lippen aufeinander und schloss für einige Sekunden seine Augen. Er sagte nichts, der Raum wurde nur von unseren Herzschlägen und Atmenzügen gefüllt.
"Na gut." Sagte Luke dann und öffnete seine Augen wieder. Er ging auf das Bett zu, indem ich mich befand und setzte sich neben mich, damit er mich genau ansehen konnte.
Er atmete tief durch, blickte auf meine zusammengekrallte Hand und legte seine Hand darauf. Dann hob er seinen Blick und sah mir direkt in die Augen.
"Es gibt keine Entschuldigung, für das, was ich dir angetan hab." Begann er und biss sich auf seine Unterlippe. "Ich wusste einfach nicht, was ich tun soll. Mit der ganzen Situation hier."
Er machte wieder eine Pause. Denkt er ich wusste was ich machen soll?

"Und das wars jetzt?" Fragte ich genervt, nachdem Lukes Pause fast schon Minuten gedauert hatte. "Du wusstst nicht, was du tun sollst?" Wiederholte ich dann und auf meinen Lippen bildete sich ein kurzes, schadenfrohes lächeln. Ich schüttelte meinen Kopf und schloss mein Augen. Ich zog meine Hand von Lukes Hand weg, Luke starrte für einige Sekunden auf seine Hand, die nun alleine da lag.
"Nein ich...es tut mir so leid. Aber...ich liebe dich. Dich und unser Baby. Ich-" er hob seinen Blick wieder, wollte eigentlich noch mehr sagen, aber ich stoppte ihn, er sollte nicht mehr weiter reden.
"Ernsthaft? Du liebst mich? Und diese Worte sollten mich jetzt umstimmen oder was? Oh Mann Luke, was ist falsch mit dir?" Ich runzelte meine Stirn und verdrehte die Augen. Im nächsten Moment warf  ich die Bettdecke von meinem Körper und stand vom Bett auf.
Ich trug nur einen Slip und ein enges Top, ich spürte sofort die Blicke auf mir bzw. auf meinem bauch wo bereits eine kleine Ausbeulung erkennbar war. Gaffer.  Niemand sagte etwas, während ich zum Kleiderschrank ging und mir eine Jogginghose anzog und den Babybauch unter einem T-Shirt versteckte, das eigentlich mal Tyler gehörte und mir viel zu groß war. Als ihre Blicke immer noch auf mir lagen, was mir langsam sehr unangenehm wurde, starrte auch ich auf meinen Bauch und schluckte.

"Kommt, wir gehen. Lassen wir Luke über die Liebe und das Leben nachdenken, das beides ja anscheinend immer so läuft, wie er es will." Sagte ich dann kaum hörbar und deutete Ashton, dass er mir folgen sollte. Ich konnte einfach nicht mehr zusammen mit Luke in einem Raum sein. Ich ging in den Flur darauf bedacht nicht mehr in mein Zimmer zu blicken und ging die Treppe runter in die Küche.

Ich stand an dem Tisch, in der Küche und füllte gerade Saft in drei Gläser als Tess und Ashton zusammen eintraten. Ich hob meinen Blick und lächelte sie an. "Setzt euch."
Ich stellte zwei der Gläser in die Mitte des Tisches, das andere nahm ich selbst in die Hand und setzte es an meine Lippen. Meine Kehle war so trocken wie die Wüste.
Ashton und Tess setzten sich, keiner von ihnen sagte etwas. Und auch ich schwieg für eine kurze Zeit.
"Warum willst du eigentlich plötzlich alles von dieser Alison wissen?" Begann ich nach einigen Minuten  und steckte meine Hand in eine Chips Tüte, die ich unter dem Tresen her holte.
ich sah fragend zu Ashton, der irgendwie zu überlegen scheint.
Ashton kaute auf seiner Unterlippe herum und zuckte mit den Schultern.
"Ich weiß nicht. Ich hatte nur keine Ahnung davon. Wenn ich mir Tyler schon nur in einer festen Beziehung vorstelle, weiß ich nicht, ob ich mir Sorgen machen müsste oder stolz auf ihn sein sollte. Er hatte überhaupt keine Ahnung von der Liebe, und dass er anscheinend die ganze Zeit verliebt war, das...das ist einfach nur...das ist krank." Ashton lehnte sich auf seinen Stuhl zurück und begann, mit seinen Fingern zu spielen.
Ich hatte den Mund voller Chips, weshalb ich nichts sagte , sondern einfach nur nickte.
"Ich weiß", Begann ich, nachdem ich geschluckt hatte. ich bot erst Tess und dann Ashton die Chips Tüte an, aber beide lehnten ab. Also sprach ich weiter. "Als er mir das damals erzählt hat, hab ich es gar nicht richtig realisiert. Ich hab ihn ausgelacht, dachte, das wäre nur eine verwirrende Phase von ihm. Er wollte auch nie darüber sprechen, deshalb konnte ich auch keine Informationen aus ihm holen. Ich dachte eigentlich, dass das alles schon wieder vorbei war. Aber er hat mich vor zwei Wochen angerufen, und er hat mich um Hilfe gebeten. Er sagte Sachen wie, dass er satt von den Spielchen war, dass er Klarheit wollte, dass er das nicht mehr aushielt. Er war ganz anders als sonst, da war nichts von dem Tyler, der nichts ernst nahm, nur auf sich sah und dem alles egal war. Das hatte mir fast schon Angst gemacht. Er wollte wissen, was Mädchen rührend fanden und wie man sie für sich gewann. Ich dachte, er hatte wieder etwas Bescheuertes vor und hab deshalb nicht nachgefragt. Ich hoffe nur, dass es gut geendet hat." ich  starrte auf die Tischplatte vor mir, bei den letzten Worten hatte sich meine Stimme mal wieder  überschlagen.
Er hatte dieses Mädchen geliebt, er wollte für sie kämpfen. Er meinte es ernst mit ihr.
"Ich werde sie finden. Ich bin mir sicher, dass auch sie noch Fragen hat. Es hat sicher an Tyler gelegen, dass wir uns nie kennengelernt haben." Sagte Ashton und setzte sich auf. Er reichte seine Hand über den Tisch und befahl mir mit seinem Blick, dass ich meine Hand auf seine legen sollte. Ich nahm seine Hand, Ashton drückte sie und blickte in meine Augen. "Wir werden alle diese Fragen beantworten, das verspreche ich euch." Erklärte Ashton in einem Flüsterton und drehte sich für einen Moment zu Tess. Sie nickte.
Als mir ein Schluchzen entkam, wandte sich Ashton wieder zu mir und drückte meine Hand fester.
"Sorry." War alles, was ich sagte, es war mir so peinlich die ganze zeit nur vor ihnen zu weinen. "Ich heule hier rum, wie ein kleines Kind. Ziemlich unsexy, würde Tyler jetzt sagen und mich auslachen." Fügte ich noch hinzu und nahm einen tiefen Atemzug.

Auf Ashtons Lippen bildete sich ein schwaches Lächeln, er wollte etwas sagen, aber da kam plötzlich jemand in die Küche."Du lebst auch noch?" Es war mein Bruder. Er stellte sich zu mir, steckte seine Hand in die Chipstüte und biss sich hungrig in die Unterlippe. Ich sah ihn nur mit zusammengekniffenen Augen an, sagte aber nichts.
"Hey, äh...warum hast du uns nichts gesagt?" mein Bruder setzte sich auf einen Stuhl neben mich und sah mich ernst an.
"Was meinst du?" fragte ich und sah ihn verwirrt an.
"Naja, das wegen diesem Kerl. Der Unfall." Er sprach leise und vorsichtig, wahrscheinlich wusste er nicht wie genau er die Worte ausdrücken sollte.
Ich antwortete nicht sofort, sondern starrte in die Chipstüte in meiner Händen und verschwand wieder in meinen Gedanken.
"Ich wusste ja selbst nicht davon." Sagte ich dann kaum hörbar, meinen leeren Blick immer noch in die Chipstüte gerichtet.

Als ein Laut an der Tür ertönte, schreckten wir alle am Tisch auf und blickten in Luke's Richtung. Er stand da, an den Türrahmen gelehnt und er starrte auf den Boden vor sich.
Erst als Ich ein Stöhnen von mir gab und ich ihn scharf ansah, bewegte er sich und ging auf den Tisch zu.
"Ich werde nicht gehen." Sagte er und hielt vor meinem Stuhl an. Jedermanns Blicke lag auf uns, aber vor allem auf ihm, das schien ihn allerdings nicht zu stören.
"Ich werde dich nicht aufgeben. Ich werde euch nicht aufgeben." Fuhr er fort und sah direkt in meine Augen.
"Du darfst mich gerne hassen, weil du auch das verdammte Recht dazu hast. Aber du sollst wissen, dass es mir so leid tut und dass ich einfach nur verzweifelt und verwirrt war." Während Luke sprach, ging er vor mir in die Hocke, sodass er mir genau in die Augen sehen konnte. Das erinnerte mich stark an die Szene aus der Schule nach der wir 'offiziell zusammen' waren.
"Was hälst du davon, wenn wir das einfach vergessen. Wir können einfach neu beginnen und...keine Ahnung. Aber ich will nicht, dass das so endet. Es-"
Luke brach ab, weil ich mir ein lachen nicht verkneifen konnte. Wie konnte er sowas sagen? wie soll man sowas vergessen? ich werde nie vergessen das mein Bester Freund nicht mehr lebt, mein Ex- Freund ein totaler Depp ist und ich sein Kind austrage. Luke sah mich fragend an, sagte nichts mehr.
"Ein Neuanfang? Ist das dein ernst? Hast du dich in deinem Leben schonmal umgesehen, Luke? Tyler ist tot, und als wäre das nicht schon genug, muss ich jetzt auch noch zu einer fetten Kugel werden und in wenigen Monaten ein Kind großziehen! Du willst neu anfangen? Wie soll das gehen?" Ich lachte immer noch und wollte eigentlich verhindern, dass ich anfange zu weinen doch mein Lachen wurde zu einem Schluchzen.
Ich wollte eigentlich noch mehr sagen, aber da meldete sich plötzlich mein Bruder zu Wort, stand von seinem Stuhl auf und starrte mich, seine Schwester an, als wäre ich ein Monster.
"Was hast du da gerade gesagt?" Seine Stimme überschlug sich, mit Tränen in den Augen wandte ich langsam meinen Blick zu ihm.
"Ja, du hast schon richtig gehört. Ich bin schwanger, du wirst Onkel." sagte ich ruhig und beobachtete wie mein Bruder seine Augen aufriss und ein paar Schritte nach hinten ging. Er hielt sich an dem Regal, mit dem Porzellan, hinter sich fest und schüttelte immer wieder seinen Kopf.
"Du bist...du bist...das...wie...wer ist der Vater? Doch nicht...Tyler?" Mein Bruder wurde bleich im Gesicht, immer noch mit großen Augen schüttelte er seinen Kopf.
"Nein, es...es ist Luke." ich wandte meinen Blick von ihm ab und blickte auf meine Hände, die ich mal wieder vor meinem Bauch verschränkt hatte.
Für einige Minuten herrschte wieder Stille - bis Luke sich erhob und mein Bruder sich plötzlich auf ihn warf.
"RAUS HIER!" brüllte er, er wurde Luke gegenüber nicht gewaltsam aber er sah ihn scharf an, atmete schwer und schob Luke im nächsten Moment aus den Raum. Luke versuchte sich zu wehren, aber Max war größer und kräftiger und schaffte es so, Luke aus dem Haus zu werfen und die Tür hinter ihn zu schließen.

Als er wieder in die Küche kam legte er seine Arme um mich und ich fing verbittert an zu weinen. Ich krallte meine Hände in seinen Rücken und heulte mich an seiner Schulter aus. Irgendwann bekam ich mit wie Ashton und Tess sich verabschiedeten, interessierte mich aber auch nicht weiter dafür.

You change meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt