-Kapitel 50-

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Pünktlich 7.30 Uhr klingelte mein Wecker. Anfangs hielt ich das für eine Verwechslung. Warum sollte ich mir schon an einem Sonntag den Wecker stellen? Als ich mir dann jedoch genauer darüber Gedanken machte fiel mir der Grund ziemlich schnell dafür ein. Jahreshauptversammlung. Widerwillig verließ ich das warme Bett und bewegte mich Richtung Bad.

Mit Unterwäsche und einen großen Handtuch um mein Haar gewickelt lief ich zurück in mein Schlafzimmer. Ich ließ meinen Blick über meine Klamotten schweifen um einen groben Eindruck zu bekommen was ich den anziehen könnte. Fest stand dass ich meinen Stiftrock anziehen werde. Dazu einen schwarzen Blazer. Was zog ich darunter? Irgendeine Bluse. Gelb wäre vielleicht etwas zu übertrieben. Rot war zu auffallen. Weiß zu einfach. Bei einer schwarzen würde man denken dass ich trauer.. Blau auf gar keinen Fall. Aus verständlichen Gründen. Ich griff zu einer hellgrauen Bluse die eine leichte Stickerei aufwies. Würde eigentlich ganz gut dazu passen. Mit den Sachen lief ich zurück in mein Badezimmer um mich weiter fertig zu machen.

Auf die Minute genau saß ich 9.30 Uhr in meinem Auto um zur großen Geschäftsstelle zu fahren. Lieber etwas zeitiger als zu spät. Auch wenn Sonntag war wusste man nie so richtig wie der Verkehr sein würde. Sicher war sicher.

10 Minuten vor der eigentlichen Zeit traf ich vor dem großen Firmengebäude ein. Ich parkte mein Auto und lief dann gemütlich zum Treffpunkt.

Oben angekommen klopfte ich und wartete auf das "Herein" als dieses erschienen war öffnete ich die Tür und betrat das Zimmer. Herr Rauball Michael und Aki waren schon da und lächelten mich freundlich an. "Guten Morgen Frau Matuszek" lächelte Herr Rauball und hielt mir freundlich die Hand hin. "Guten Morgen" erwiderte ich und schüttelte ihm die Hand. Aki und Michael begrüßte ich mit einer kurzen Umarmung. "Hattest du einen schönen Tag gestern?" Fragte Michael an mich gewannt. "Ja. Er war sehr entspannend. Danke nochmal dafür" lächelte ich ihn an.

Gegen 10.30 Uhr machten wir uns dann auf den Weg Richtung Eingangshalle. Vor dem Eingang würde ein Taxi auf uns warten was und zu den Westfalenhallen fahren würde. Unten angekommen stand das Taxi schon da. Wir konnten also sofort los.

Meine Anspannung stieg immer mehr. Gleich müsste ich zusammen mit Aki Michael und Herrn Rauball auf die große Bühne. Die ganze Halle 3b war voller schwarz-gelber-Anhänger. Es würden alle wichtigen Themen besprochen und der neue Aufsichtsrat gewählt werden.

Jetzt war es soweit. Wir beraten die Bühne und ein lauter Applaus hallte durch die Ränge. Aki Michael und ich  setzten uns an den bereit gestellten Tisch und Herr Rauball eröffnete die Versammlung.

Sehr geehrte Damen und Herren.
Ich möchte Sie ganz herzlich zur diesjährigen Jahreshauptversammlung des BV. Borussia 09 e.V. Dortmund begrüßen...

Danach hörte ich schon nicht mehr zu. Ich blickte durch die Reihen in denen die Jungs saßen. Die meisten hörten aufmerksam der Rede zu. Ich betone 'die meisten'. Erik redte mit Matze.. Marco lachte mit Auba über höchstwahrscheinlich unwitzigen Dingen.. Mo der daneben saß schien als wenn er jetzt schon fast einschlafen würde und Shinji blickte nur abwesend in der Weltgeschichte herum. Dann ließ ich meinen Blick weiter nach rechts schweifen und erblickte ihn. Łukasz saß neben Gonzalo und goss sich gerade Kaffee in die bereit gestellten Tassen. Als er die Kanne wieder anstellte blickte er vor auf die Bühne genau in meine Richtung. Ich weiß nicht ob ich es mir einbildete aber er blickte mir genau in die Augen. Eigentlich hasste ich es. Mir machte es fürchterlich Angst einer Person längere Zeit in die Augen zu blicken. Doch ich wollte standhalten. Wenigstens für ein paar Augenblicke. Łukasz sah so verdammt gut aus. Dieser Anzug. Seine perfekt liegenden Haare. Eigentlich müsste ich alles aufzählen. Denn alles an ihm war perfekt.

Keine Ahnung wie lang wir uns jetzt schon angestarrt hatten. Ewigkeiten blickten wir uns in die Augen. Der Applaus des Publikums ließ mich aus meiner Trance erwachen. Ich löste meinen Blick von ihm und schaute zum Rednerpult. Herr Rauball verließ diesen gerade und übergab das Wort an Aki. Er berichtete von den Einnahmen. Von unseren nun zur Verfügung stehenden Kapital das wir in die Jugendarbeit in die Handball- und Tischtennisabteilung stecken konnten. Außerdem lobte er die Mannschaft. Er sprach die letzte Saison an..die schwierige Krise in der wir steckten und das schönste waren die herzlichen Grüße nach Liverpool zu Jürgen. Dies brachte besonders viel Applaus. Reflexartig schaute ich zu Thomas. Ich fragte mich wie er sich in dem Moment wohl fühlte. Er war zwei mal der Nachfolger von Jürgen gewesen. Einmal in Mainz und nun bei uns. Übte das nicht gewaltigen Druck auf eine Person aus? Wurde man nicht nur mit Jürgen verglichen? Er verzog keine Miene. Lächelte munter weiter.. vielleicht wollte er sich unbeeindruckt zeigen vielleicht aber lächelte er auch nur wegen dieser Geste. Herraus finden würde ich es nur zu gern aber würde er darüber sprechen?

Nach geschlagenen 3 Stunden und circa 30 Minuten beendete Herr
Rauball die Versammlung. Nach lauten und vor allem langen Applaus verließen alle Mitglieder die Halle und machten sich auf den Nachhauseweg. Wir verließen die Bühne und begrüßten noch flüchtig die Mannschaft bevor wir uns wieder auf den Weg zu der Geschäftsstelle machten. Łukasz wollte sich noch zu mir durchringen. Leider oder Gott sei da Danke -wie man es nimmt- war unser Taxi schon da dies das verhinderte.

Nachdem wir vier noch kurz gequatscht hatten verabschiedete ich mich als erstes von den Männern und verließ schnell die Geschäftsstelle. Ich schmiss meine Tasche auf die Rückbank und starte mein Auto. Ich entschloss mich nochmal schnell zu mir nach Hause zu fahren. In dieser Kleidung wollte ich nicht unbedingt bei Kasia und Emy ankommen.

Neu gekleidet stieg ich wieder in mein Auto und trat nun endlich den Weg zu meiner besten Freundin nach Scharnhorst an. Endlich konnten wir mal wieder Zeit miteinander verbringen. Sorgenlos quatschen und über Neuigkeiten erzählen so wie früher. Unbeschwert und leicht. Zumindest für ein paar Stunden in den ich mal den schweren und nervenzerreißenden Alltag entfliehen und ganz normal Ania sein konnte. Mit allen Macken Ecken und Kanten die ich aufwies.

Meiniungen? :) Hättet ihr noch mit Łukasz reden wollen oder wärt ihr froh über das Taxi in Anias Situation gewesen? Marie♥

Ty i Ja? (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt