-Kapitel 96-

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Ania P.O.V.

Jetzt saß ich also allein auf meinem Sofa. Viel zu allein. Ich ließ Łukasz so ungern gehen. Erstens weil ich ihn so schrecklich vermisste und weil höchstwahrscheinlich Erik auch bei Manni auftauchen würde. Das hieß Daumen drücken...ich hoffte dass Łukasz ruhig blieb und nicht wieder unüberlegt handelte. Das konnte er ja bekanntlich ganz gut.

Was machte ich? Ich hatte keine Ahnung wie lange Łukasz bei den Jungs bleiben würde. Wie konnte ich mich beschäftigen? Die Wohnung könnte ich eigentlich mal wieder etwas auf Vordermann bringen. Etwas staubwischen und mal durch saugen war auf jeden Fall drin. Mit lauter Musik auf jeden Fall. Die Nachbarn waren mir egal. Die trauten sich eh nicht zu klingeln. Einmal hatten sie es gemacht...da hatte ich sie so sehr angeschnauzt dass sie sich nie wieder darüber beschwert hatten wenn ich mal wieder etwas zu laut die Musik aufgedreht hatte.

Nach einer guten Stunde hatte ich alles erledigt. Von Łukasz war auch noch keine Spur. Also konnte ich ganz entspannt duschen gehen und dann noch schön was essen. Vielleicht würde ich auch mal Kasia oder meine Eltern anrufen. Ich würde es sehen.

Gerade wollte ich das Wasser aufdrehen da klingelte das Telefon. Entnervt stieg ich wieder aus der Dusche und wickelte mich in mein großes Badehandtuch ein. Schnell tappste ich in mein Wohnzimmer um zum Telefon zu greifen.

Ania:"Matuszek?"
Michael:"Ania? Michael hier."
Ania:"Oh Hallo. Was machst du denn in der Zeit im Büro. Müsstest du nicht eigentlich bei deiner Familie sein?"
Michael:"Genau deswegen rufe ich an..ich hab hier etwas vor mir liegen das dich betrifft. Würde es gehen dass du zu mir nach Brackel kommst?"
Ania:"Aber natürlich. Gib mir eine halbe Stunde."
Michael:"Lass dir ruhig Zeit."
Ania:"ich versuche so schnell wie möglich zu dir zu kommen. Bis gleich"

Damit hatte ich aufgelegt. Er hatte etwas vorliegen..was auch noch mich betraf. Hatte ich etwas verbrochen? Eigentlich nicht. Ach ich wusste doch auch nicht. Trotzdem beschäftigte es mich. Ich schlürfte zurück ins Bad um mich unter die Dusche zu stellen um danach schnell mach Brackel zu kommen.

Völlig abgehetzt kam ich an meinem Auto an. Ich stieg schnell ein und fuhr dann Richtung Brackel. Ich war so aufgeregt weil ich einfach nicht wusste was mich bei Michael erwartete. Ich wollte so schnell wie möglich wissen was er vor sich liegen hatte. Ich wollte so schnell wie möglich nach Brackel um endlich die Gewissheit zu haben. Dieses komische Gefühl im Bauch ließ mich einfach nicht los und meine Gedanken schwirrten immer wieder vom eigentlichen Thema ab. Dank des Staus der sich jetzt auch noch vor mir gebildet hatte bewegte ich mich noch langsamer zu meinem Ziel. Hätte mir Michael nicht schon am Telefon sagen können um was es sich handelte? Es machte mich kirre die Ungewissheit. Ich hasste sowas eh wie die Pest. Wahrheit war mir lieber. Früher oder später würde ich es doch eh erfahren. Und diese eine Stunde früher hätte mir auch nicht schlecht getan. Ich war so verdammt ungeduldig.

Nachdem sich der Stau langsam löste drängelt ich immer wieder und provozierte somit immer wieder Auffahrunfälle..was zum Glück nicht passierte..aber was sollte ich machen? Ich stand unter Zeitdruck und wollte unbedingt Michaels Beweggründe wissen.

Erleichtert darüber dass ich und mein Auto noch ganz waren kam ich auf dem viel zu lehren Parkplatz an. Genau ein Auto stand noch da...das Auto von Michael. Sonst war alles leer. Total ungewohnt wenn man bedachte dass hier sonst die Autos der halben Mannschaft standen.  Was sollten sie auch schon hier? Niemand wollte in der freien Zeit freiwillig den Arbeitsplatz besuchen. Und das warum ich jetzt hier parkte war ganz sicher nicht freiwillig. Ich hatte eigentlich vor meinen Tag anders zu gestalten. Ändern konnte man es nun nicht mehr.

Alle Gänge waren wie ausgefegt. Niemand war da und es herrschte eine gespenstische Ruhe. Wo sonst die Geräusche der Kopierer und Drucker...das scheppern von Tassen und das knallen von Absatzhacken dominierte herrschte jtz Mucksmäuschenstille. Echt unheilig.

Verunsichert klopfte ich an Michaels Tür. Nachdem er mich herein gebeten hatte öffnete ich diese und schaute mich unsicher um. Warum kam mir denn alles so fremd vor? Trotz alle dem versuchte mich Michale herzlich anzulächeln und zog mich im eine väterliche Umarmung. Ich hatte so eine Angst davor was jetzt kommen würde. Ich war im Moment der völligen Überzeugung dass das nichts gutes hier sein konnte. Jetzt musste es Michael nur noch bestätigen. Er zeigte auf einem der Stühle und schenkte mir ein Glas Wasser ein was er mir kurz danach vor die Nase stellte. Er setzte sich mir wie gewohnt gegenüber und beäugte mich einige Momente. "Wie geht's Łukasz und dir?" Ich nickte nur abwesend und hatte nun wirklich gar keine Nerven auf Smalltalk. "Uns geht es gut..nur..bitte nimm es mir nicht übel..ich hab da gerade keinen Nerv für. Kannst du mir nicht einfach sagen was es so wichtiges ist damit ich wieder nach Hause kann?" Ich war so verdammt aufgeregt. Ich hatte nichts anderes mehr im Kopf und wollte endlich die ersehnte Klarheit. Ich musste schon lang genug warten..die Zeit Zuhause und im Stau hatten mich schon mehr als hippelig gemacht. Michael atmete tief aus und nickte dann. "Also..nein. vorab noch etwas. Wir sind wirklich sehr zufrieden mit deiner Arbeit und sind dir auch mehr als dankbar. Und das hier zeigt auch dass das was du machst goldwert ist." Er zeigte auf den Zettel vor sich. "Und das heißt jetzt genau?" Fragte ich unsicher. "Ich habe hier eine Nachfrage von Jagiellonia Bialystok vorliegen. Sie haben einen deutschen Spieler der eine Hilfe benötigt. Also auf gut deutsch...sie wollen dich verpflichten!"

Ty i Ja? (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt