-Kapitel 105-

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Der Tag der Entscheidung war angebrochen. Heute würde ich einen Schritt gehen der mein Leben höchstwahrscheinlich durcheinander bringen würde. Ich wusste dass ich Łukasz damit noch mehr wehtuen würde. Höchstwahrscheinlich sogar verlieren würde aber ich konnte nicht anders. Ich wollt etwas neues ausprobieren und da kam mir das hier ganz recht. Die Nacht darüber zu schlafen hatte gut getan. Es hatte mich bei meiner Entscheidung gestärkt den nächsten Schritt zu gehen. Michael würde ich es jetzt beim Frühstück erzählen. Ich war äußert gespannt auf seine Reaktion. Ob sie schlimm ausfallen würde konnte ich jetzt noch nicht ganz einschätzen. Lange darauf warten müsste ich auf jeden Fall nicht mehr da es genau in dem Moment an meiner Tür klopfte.

"Guten Morgen" ich versuchte Michael so gut es geht anzulächeln. Ich war verdammt aufgeregt und wusste nicht was der Tag alles mit sich bringen würde. "Morgen Ania. Gehen wir essen?" Ich nickte zog die Tür hinter mir zu und lief neben ihm zum Aufzug. "Hat sich Łukasz gemeldet?" Ach ja..Łukasz. Selbst mach der Nachricht hatte er sich nicht gemeldet. Ich hatte es aufgegeben. Verstehen konnte ich ihn ja schon irgendwie..ich hatte einfach Mist gebaut und musste ihm die nötige Zeit geben um alles zu verarbeiten.

Lang saßen wir uns stumm gegenüber und konzentrierten nur auf unser Frühstück. Inständig hoffte ich dass Michael das Gespräch beginnen würde. Warum genau ich das wollte wusste ich nicht...wahrscheinlich hatte ich einfach nicht dem Mut dazu den ersten Schritt zu gehen. Das hatte ich ja bei Łukasz bekanntlich auch nicht geschafft. In dem Falle war ich schon immer etwas schüchtern gewesen. Ich war noch nie besonders gut darin gewesen wichtige Gespräche anzufangen. Mir fehlten immer die passenden Worte.

"Ich weiß dass es ein unangenehmes Thema ist..aber ich müsste schon wissen wie du dich dann entscheidest...nicht dass ich dann aus allen Wolken falle.." er versuchte zu lächeln. Wirklich gelingen tat es ihm jedoch nicht. Wie auch? Ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf und schaute verlegen auf meinen Teller. "Also...ich habe die Nacht nochmal nachgedacht. Versteh dass jetzt bitte nicht falsch..aber ich möchte neue Erfahrungen sammeln. Würdet ihr mich ausleihen? Wenn ihr dass nicht wollt dann ist das-" Michael unterbrach mich. "Nein nein..alles gut. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Das ist gar keine schlechte Idee. Du bist immer noch bei uns angestellt kannst aber Erfahrungen sammeln. Das ist gut Ania. Ich verstehe dich da auch. Wir werden es denen dort vorschlagen" er lächelte mich väterlichen an und nahm den letzten Schluck seines Kaffees. "Ich bin wirklich erleichtern. Dankeschön" Michael wank nur ab. "Das ist doch gar kein Problem. Wenn du dass mit Łukasz klären kannst" und schlagartig war die Erleichterung verflogen. Die hatte sich von einer Sekunde zur anderen in Schuldgefühle verändert. Mich plagte das schlechte Gewissen. Mit dieser Entscheidung stand fest dass ich Łukasz in Dortmund alleine ließ. Natürlich nur für absehbare Zeit. Was Łukasz dazu aber sagen würde war mir klar. Er würde zu tiefst enttäuscht sein..mich sicherlich verlassen. Ihm konnte man in dem Fall aber wirklich kein Vorwurf machen. Ich ging den Schritt und musste eben auch mit den schwerwiegenden Folgen fertig werden.

"Bereit?" Ich schaute zu Michael und nickte. Er legte seine Hand auf meinen Rücken und lief mit mir in die Geschäftsstelle. Es war ruhig. Viel ruhiger als beim BVB. Kaum Leute befanden sich hier. Es was mehr als ungewohnt. "Wir haben einen Termin. Zorc und Matuszek" die junge Frau lächelte mich an und setzte sich mit dem Geschäftsführer per Telefon in Verbindung. "Herr Kulesza wartet schon auf sie." Ich bedankte mich und lief dann mit Michael Richtung Aufzug. Jetzt war es also gleich soweit. Ich hoffte dass sie auf unsere Forderungen eingehen würden...wenn nicht war musste ich dann wohl doch nochmal darüber nachdenken.

"Wie haben Sie sich entschieden Frau Matuszek?" Ein letztes Mal atmete ich tief durch. "Also...ich oder besser gesagt der BVB und ich würden begrüßen wenn ich weiter bei Borussia Dortmund abgestellt wäre. Könnten wir so vorgehen dass sie mich ein Jahr ausleihen würden?" Ich schaute zu Michael der mir mutmachend zunickte. "Was sagen sie dazu Herr Zorc?" "Ich bin natürlich auch sehr überzeugt und begeistert von Frau Matuszeks Arbeit. Maximal würde ich natürlich einer Leihe zustimmen." Herr Kulesza nickte. "Gut..wir sind interessiert an ihnen. Dann machen wir das so wenn das die einzige Variante ist um mit ihnen ins Geschäft zu kommen bitte." Er stand auf um den Vertrag von seinem Schreibtisch zu holen. Er drückte mir einen Stift in die Hand und forderte mich dazu auf die Unterschrift darunter zu setzten. Alles stand haargenau so auf dem Vertrag wie wir es besprochen hatten. Kein Haken..nichts. Ich konnte mit gutem Gewissen meine Unterschrift darunter setzten.

Es war geschafft. Ich hatte wirklich bei Białystok unterschrieben. Alles war geklärt. Jetzt musste ich es nur noch der Mannschaft und vor allem Łukasz beichten. Dass mich Michael so unterstützt hatte war großartig. Ich war ihm dafür mehr als dankbar. Ich rechnete ihm hoch an dass er trotz seines Wunsches dass ich in Dortmund blieb so auf meine Wünsche einging. Beide Parteien waren zufrieden sodass ich nur noch ein Problem zu klären hatte. Es dauerte noch..schließlich war heute gerade mal der erste Trainingstag der Jungs. Ich musste mich noch einige Zeit gedulden um dann den letzten Schritt Richtung neue Zukunft gehen zu können. Nur war der wahrscheinlich der schwerste an der ganzen Sache. Łukasz!

Ty i Ja? (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt