-Kapitel 79-

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Den ganzen Weg über dachte ich krampfhaft nach wie ich Ania jetzt am besten beistehen könnte. Es musste schrecklich für sie sein zu wissen dass ihr bester Freund..dem Mann...dem sie mit am meisten Vertrauen schenken...sich in sie verliebt hatte. Für mich war es auch hart. Ich hatte auf einmal so verdammt große Angst sie zu verlieren. Was wenn sie das was wir bis jetzt aufgebaut hatten einfach wegwarf? Wegwarf aus Angst Erik komplett zu verlieren. Das war mein größter Albtraum denn ich wüsste nicht wie ich das ohne sie überstehen sollte.

Zögernd klopfte ich nun an Anias Zimmertür. Nachdem mir niemand aufmachte klopfte ich erneut "Ania? Mach bitte auf..ich möchte dir helfen!" Wieder nichts..noch ein weiteres Mal zu klopfen empfand ich für sinnlos weshalb ich niedergeschlagen in mein Zimmer zu Jakub schlürfte. Das war alles so aus den Fugen geraten. Es machte mich so wütend. Warum hatte ich Ania nur mitgenommen. Sie war nicht bereit gewesen...sie konnte das hier nicht verkraften. Sie hätte es sicherlich bei jedem anderen besser wegstecken können. Aber bei Erik? Da sah es nochmal bei weitem anders aus. Irgendwie konnte ich es ja verstehen...sie waren schon Ewigkeit gut befreundet und dann das.. es musste schrecklich sein.

Entnervt kam ich an meinem Zimmer an. Gerade als ich die Tür aufgeschlossen hatte nahm ich ein bitterliches schluchzen war. Ganz klar Ania. Ich verschnellerte meinen Schritt und erblickte Ania weinend in den Armen von Kuba. Mir zerriss es das Herz sie so sehen zu müssen. "Ania!" Anscheinend hatte sie mich jetzt erst bemerkt denn sie versuchte sich krampfhaft die Tränen aus dem Gesicht zu wischen um mich dann gequält anzulächeln. "Es tut mir leid..aber ich konnte einfach nicht länger in diesem Raum bleiben." Kuba übergab sie mir und ließ Ania und mich allein. Ich blickte ihn kurz dankbar an und schenkte dann Ania wieder meine volle Aufmerksamkeit. "Es ist alles gut. Ich verstehe dich..du musst dir keine Gedanken über mich machen. Ich bin da ja?" Sofort brach sie wieder in Tränen aus und begann bitterlich zu weinen. Ich fuhr ihr immer wieder beruhigend über den Rücken und drückte ihr sanfte Küsse aufs Haar. Ich glaube das war das einzige was ich für sie tun konnte. Für sie da sein..ihr meine Nähe 
schenken..meine Liebe zeigen und einfach zuhören.

Nach einiger Zeit hatte sie sich etwas beruhigt. Sie atmete wieder regelmäßiger und nur noch wenige einzelne Tränen fand man auf ihren Wangen. Ich dachte das schlimmste sei überwältigt. "Łukasz..wir müssen unbedingt reden!" Ich nahm ihre Hand und strich sacht über ihren Handrücken. Sofort entzog sie mir ihre Hand und blickte zur Seite. "Es tut mir wirklich leid..aber..ich kann das hier nicht. Nicht in der Situation. Das wäre unfair Erik gegenüber. Ich muss mehr Rücksicht auf ihn nehmen. Verstehst du das? Ich liebe dich wirklich...aber Abstand wäre das beste" völlig perplex schaute ich sie an. Das war doch jetzt nicht wirklich ihr ernst gewesen! Wollte sie wirklich jetzt schon nach einigen Tagen eine Beziehungspause einlegen? Aus Rücksicht zu Erik" sie entzog sich jetzt völlig meinen Berührungen und stand hektisch von meinem Bett auf. Sie lief schnell zur Tür und drehte sich kurz bevor sie das Zimmer verließ noch ein letztes mal zu mir um. "Es tut mir leid Łukasz. Ich hoffe zu verzeihst mir!" Damit war sie verschwunden.

Immernoch starr saß ich auf meinem Bett und blickte auf die Stelle an der vor einigen Augenblicken Ania noch saß. Sie hatte das zwischen uns jetzt wirklich beendet. Nicht ganz..aber sie wollte eine Pause. Das war so unbegreiflich für mich..vor einigen Tagen sagte sie noch dass sie egal wie das Gespräch ausgehen würde bei mir bleibt weil sie mich lieben würde...bedingungslos. Das Wort schallte mir immer wieder durch meinen Kopf. Jetzt war es vorbei. Ich wusste nicht ob ich wütend auf Erik oder Ania sein sollte oder tottraurig weil ich gerade meine große Liebe verloren hatte. Das war doch alles nur ein schlechter Scherz. Sicher alles nur ein Albtraum...ich würde gleich aufwachen und über diesen Unsinn lachen. Aber nein ich wachte nicht auf. Ich konnte mich zwicken wie ich wollte...ich wachte einfach nicht auf. Ich war nämlich wach..die ganze Zeit. Es war alles wahr..die pure Realität. Kein Albtraum oder ein Scherz. Ich war allein. Würde ohne Ania dieses Hotel verlassen. Ohne Ania einschlafen und morgen wieder aufwachen. Ich war allein..für unabsehbare Zeit.

Nach einiger Zeit in der ich regungslos auf meinem Bett lag kam Jakub wieder ins Zimmer. "Na alles wieder im rein- um himmels Willen was ist denn passiert?" Ich erwachte seit langen wieder aus meinen Tagträumerien und blickte Jakub leer an. Danach legte ich mich zurück in meine Kissen und starrte an die Wand. "Hallo Piszczek! Ich rede mit dir! Was ist passiert?" Ohne auch nur eine Miene zu verziehen...geschwiegen denn ihn anzuschauen antwortete ich ihm. "Ania...sie. Sie hat eine Beziehungspause eingelegt. Sie möchte das alles Erik nicht antun. Sie findet es unfair ihm gegenüber. Sie will das alles nicht weiter provozieren..nicht das es weiter ausartet und irgendwann die Bombe platzt und alles eskaliert." Wieder war Ruhe.. Kuba überlegte sicherlich erneut...er suchte die passenden Worte. Worte die niemanden verletzten würden. "Wenn du mich fragst ist es schon eskaliert...meiner Meinung nach ist die Bombe schon geplatzt." Ich hob nur anerkennend die Hand. Mit immer noch leerer Stimme stimmte ich ihm zu. "Da sind wir ja schon zwei" wieder war es einige Zeit ruhig bis Kuba etwas unverständliches grummelte und auf mich zukam. Er zog mich an den Armen nach oben und schlug mir mehrmals auf die Wangen "Ey sag mal spinnst du? Was soll das?" Er verdrehte nur die Augen. "Das fragst du noch? Ich will dich wach bekommen! Das ist doch nicht normal..du musst dich aufraffen. Denkst du so bekommst du Ania zurück? Wenn du hier so im Selbstmitleid versinkst? Junge du musst um sie kämpfen. Ihr verdammt nochmal zeigen wie sehr du sie liebst"  Kubas Worte in Gottes Gehörgang!

Ty i Ja? (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt