-Kapitel 80-

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Ania P.O.V.

Spieltag ist Feiertag. Nach Feiertag war mir nicht wirklich zu mute. Müde und ausgelaugt schlürfte ich zum Aufzug und hoffte dass kein anderer auf die Idee kam ebenfalls mit diesem zu fahren. Und genau das geschah. "Aniaaa! Warte!" Sofort wusste ich wer da gleich neben mir stehen würde. Marco und Auba hörte man ja schon 10 Meter gegen den Wind. Ich entfernte mich vom Aufzug und öffnete die Tür zum Treppenhaus. "Willst du etwa nicht mit uns fahren" rief mir Marco gespielt beleidigt hinter her. "Halt die Klappe." Rief ich nur und ließ dann die Tür zufallen.  Ich hörte nur noch wie Auba laut anfing zu langen und irgendwas auf ihn einzureden. Es war mir aber auch ehrlich gesagt egal.

Jeder einzelne Schritt tat in den Knochen weh. Jede Erschütterung brachte meinen Kopf zum beben. Keine Minute hatte ich meine Augen zugekommen. Immer wieder riss mich die Angst vor Albträumen oder meinen Schuldgefühlen aus meinen Schlafversuchen. Ich wusste doch selbst dass es Łukasz verletzte. Es war eine Schnapsidee aber trotzdem war es für alle Beteiligten das beste..glaubte ich zumindest. Erik hatte keinen Grund auf Łukasz oder mich eifersüchtig zu sein und Łukasz musste nicht auf irgendwelche Sticheleien von Eriks Seite warten. Ich war halt wieder allein..aber besser so als mich zwischen beiden entscheiden zu müssen. Ich liebte Łukasz so unglaublich stark..das war keine Frage..das sollte er auch beim besten Willen nicht hinterfragen aber Erik war immerhin mein bester Freund der es keinesfalls verdient hatte so allein gelassen zu werden.

Im Frühstücksraum war schon buntes Treiben. So gut wie alle Jungs waren schon da und unterhielten sich anstrengend. Automatisch suchte ich Łukasz. Er saß mit Jakub an einem Zweiertisch und stocherte starr in seinem Müsli herum. Jakub blickte zufällig zu Tür in der ich immer noch stand und flüsterte irgendwas zu Łukasz. Dieser richtete seinen Blick sofort auf und blickte in meine Richtung. Unsere Blicke trafen sich und wollten sich so schnell auch nicht mehr trennen. Ich war wie gebannt konnte mich einfach nicht von seinen Augen trennen. Den Augen die ich über alles liebte und den Augen den ich ewige Treue schwören wollte..

"Juch..sorry das wollte ich nicht" Mo hatte mich angerempelt als er gerade den Raum betrat. Es holte mich in die Realität zurück sodass ich mich von Łukasz' Augen löste hinter mich blicken konnte und auch Erik zum Vorschein kam. Er blickte mich kalt an und lief ohne jegliches Wort an mir vorbei. So wie ich das ganze beurteilen konnte hatte Łukasz jede meiner Bewegungen beobachtet. Die ganze Situation wurde mir mal wieder zuviel. Die Blicke von Łukasz das Auftreten Eriks..nichts lief so wie es sollte. Ich musste hier weg. Schnell drehte ich mich um und verließ ohne jegliche Mahlzeit zu mir genommen zu haben den Raum. Mal wieder wusste ich einfach nicht wie ich weiter vorgehen sollte. Die traurigen Blicke von Łukasz auf der einen Seite und die kalten ignoranten Blicke von Erik auf der anderen Seite..ich hatte beide verletzt. Und was ich wirklich wollte wusste ich im Moment auch nicht. Ich war gefangen im Gefühlschaos.

Nachdem ich mir einen Kaffee auf mein Zimmer bestellt hatte saß ich wie angewurzelt vor meiner Tür und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Meine Gedanken schweiften immer wieder von einem zum anderen Ereignis. Von Eriks Aussage:

"Was der mir getan hat? Dein ach so toller Macker hat dich mir weggenommen. Ania..verdammt! Ich liebe dich. Merkst du das denn nicht? Wir sind füreinander bestimmt und du? Du bist blind und fällst in die Arme eines Mannes der dich kein Stück verdient hatte."

Zu dem Gespräch zwischen mir und Łukasz gestern Abend auf seinem Zimmer...dem Anfang vom Ende

"Es tut mir wirklich leid..aber..ich kann das hier nicht. Nicht in der Situation. Das wäre unfair Erik gegenüber. Ich muss mehr Rücksicht auf ihn nehmen. Verstehst du das? Ich liebe dich wirklich...aber Abstand wäre das beste"

Wieder kamen Zweifel auf..war es die richtige Entscheidung gewesen..Łukasz liebte mich..ich liebte ihm. Bei mir fande ich es nicht schlimm mein Verlangen hinten anzustellen..aber war es wirklich richtig genau so bei Łukasz zu handeln.? Ich wusste es nicht...nur ändern konnte ich es jetzt auch nicht mehr. Es war zu spät.

Das klopfen an meiner Tür holte mich in die Realität zurück. Bestimmt war es der Kaffee den mir irgendjemand bringen wollte. Ich erhob mich vom Boden fuhr mir nochmal durch die Haare und öffnete dann die Tür.

Am liebsten hätte ich sie wieder geschlossen. Es war nicht gut dass Łukasz da jetzt vor mir stand..er musste gehen. "Ania bitte. Gib uns die Chance. Du liebst mich mi-" Łukasz stockte. "Guten Morgen Frau Matuszek. Hier ist Ihr Kaffee. Guten Appetit" ich nahm diesen entgegen lief schnell zu meiner Tasche um mein Portemonnaie herauszuholen. Ich gab ihn ein kleines Trinkgeld und lächelte ihn nochmal dankbar an. "Vielen Dank. Schönen Tag noch." Łukasz verfolgte den jungen Mann mit seinen Blicken bis er aus Sichtweite war. "Du liebst mich. Das weiß ich und du ganz genau. Nimm doch bitte nicht immer auf andere Rücksicht und höre wenigstens einmal auf dein Herz. Wir gehören doch zusammen. Ich vermisse dich Ania. Ich möchte dich verdammt nochmal nicht verlieren." Diese Worten ließen mich innerlich schweben. Sie zeigten mir wie sehr er mich und ich ihn liebte..trotzdem hatte ich meinen Entschluss gefasst. Es musste erst Ruhe in die ganze Sache einkehren. "Das müssen wir nicht jetzt und hier auf dem Gang klären" ich drückte ihn von der Türschwelle und ließ mit großem Rumms die Tür zufallen. Nur leise und dumpf konnte ich noch hören wie Łukasz nochmal versuchte weiß zumachen wie sehr er mich liebte. Ich wusste das..es war mir mehr als bewusst weil er es mir tagtäglich immer und immer wieder gezeigt werden hatte. Und ich wusste er würde es mir weiterhin zeigen. Es war nur eine Frage der Zeit. Irgendwann würde sich schon alles klären.. die Situation zwischen Łukasz und mir Łukasz und Erik und die zwischen Erik und mir. Die Zeit heilte bekanntlich alle Wunden.

Ty i Ja? (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt