-Kapitel 104-

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Ania P.O.V.

"Ich weiß dass du nicht nach Zabrze fährst. Białystok also.." waren Łukasz' letzten Worte. Ich hatte ihn verletzt. Ihn belogen und hintergangen. Aber was sollte ich denn machen? Mir war klar dass ich Łukasz so oder so verletzten würde. Es war nicht richtig ihm vorzugaukeln dass ich zu meinen Eltern fahre...es war falsch. Ich hatte einfach nur verdammt Angst vor Łukasz' Reaktion. Genau dass was ich befürchtet hatte war eingetreten. Und das nur weil ich nicht genug Mut und vertrauten hatten um die Karten offen auf den Tisch zu legen. Das hatte ich nun davon. Er hatte ich enttäuschend angesehen könnte sich wahrscheinlich im Trainingslager wegen mir nicht konzentrieren und der Kuss? Der war auch lieblos. Alles durch mein egoistisches Handeln. Es war alles falsch. Alles was mit diesem Thema zu tun hatte. Das schlimme aber war dass ich nicht mal sicher war ob ich das wirklich nicht aufgeben wollte. Je länger ich an das Angebot dachte desto mehr reizte es mich. Ich wusste dass es total chaotisch war von der Fußballhauptstadt nach Białystok zu wechseln. Ich wäre einfach nur dumm..aber um ehrlich sein konnte  ich diese Chance nutzten. Es kam nicht oft vor dass polnische Übersetzer benötigt wurden. Jetzt hätte ich die Chance. Morgen wäre es soweit und ich war mir sicher dass mein Bauch morgen entscheiden würde. Mein Kopf würde ich in dem Falle einfach ignorieren. Ich glaube es war besser so.

"Ania wir müssen" Michael sah mich mitleidig an. Ich schaute zu ihm auf und nickte laut ausatmend. Ich griff nach meinem Koffer und trottete hinter Michael her. Es war der Flug der vielleicht mein Leben ein Stück verändern könnte. Der mir eine neue Chance bietete aber auch der Flug mit dem ich einen der wichtigsten Menschen verlieren würde.

Eineinhalb Stunden Flug waren endlich zu Ende gegangen. Ich war ja eh ein Flugzeughasser. Ich fande es eindeutig entspannter festen Boden unter meinen Füßen zu haben. Michael der schon ein Taxi kontaktiert hatte blickte mich eindringlich an. Immer wieder schüttelte er mit dem Kopf oder blies laut seinen Atem aus. Ich wusste nicht über was er nachdachte. Aber ich war mir sicher dass ihm die Situation auch belastete. "Warum schaust du so?" Ich hatte diese Blicke innerlich nicht mehr ausgehalten. Ich hasste es wenn ich angestarrt wurde und einfach nicht den Grund davon wusste. "Ich bin nur etwas unschlüssig. Ania..warum hast du nicht mit Łukasz geredet?" Das fragte er wirklich noch. Es lag doch eigentlich auf der Hand. "Weil ich vor dem Angst hatte was vorhin eingetreten ist. Ich wusste dass ihm das gegen den Strich geht. Ich wusste dass er alles versucht um mir reinzureden. Ich wollte einfach nicht dass wir im Streit auseinander gehen" Michael kratzte sich am Hinterkopf. "Ihr seit aber im Streit auseinander gegangen. Das was du nicht wolltest ist eingetreten. Ich glaube du bist taktisch falsch vorgegangen." Ich richtete meinen Blick auf den Boden und nickte einsichtig. "Ach ich weiß doch auch nicht." Frustriert ließ ich mich auf meinen Koffer sinken und raufte mir verzweifel die Haare. Ich hatte verdammt großen Mist gebaut den ich irgendwie ausbaden musste. "Ich glaube dass Łukasz ziemlich verletzt ist." Ach ne wirklich? "Das weiß ich selbst." "Wenn du einen gutem Rat von mir willst..ich würde ihn anrufen. Ich glaube ihr müsst das klären...schon im Bezug auf morgen." Wieder nickte ich. Ich nahm mir vor ihr sofort anzurufen sobald wir im Hotel angekommen waren.

Die Taxifahrt verließ ruhig. Niemand hatte auch nur ein Wort gesagt. Wir starten aus dem Fenster und beobachteten die vorbeiziehende Stadt. Białystok war schön. Sehr schön sogar. Ich hatte zwar schon einen guten Eindruck durch diverse Bilder bekommen aber dass übertraf es nochmal um ein weiteres Stück. Es war anders als Dortmund. Dortmund liebte ich..auch mit allen Ecken und Kanten. Białystok war anders schön. Künstlerischer..eleganter..prachtvoller. Ich fande es wirklich sehr reizend. Ein weiterer Pluspunkt.

Den Koffer hatte ich sofort in die Ecke gestellt. Ich zückte mein Handy und wählte sofort Łukasz' Nummer. Ich hoffte wirklich sehr dass er abnahm damit ich ihm alles und diesmal wirklich alles erklären könnte. Ich hoffe dass er mir die Chance gab. Ich hoffte es so sehr..

Nichts. Ich hatte jetzt zehnmal in einer halben Stunde versucht ihn zu erreichen. Nie ist hat er abgenommen. Auf die Zeitumstellung konnte er es sicherlich nicht schieben. Ich hatte mich natürlich informiert und wusste genau dass es noch nicht mitten in der Nacht war. Vielleicht sollte ich ihm einfach eine Nachricht schreiben.

"Hey..
Verdammt. Łukasz es tut mir wirklich leid. Ich weiß das ich riesigen Mist gebaut habe. Es war ein großer Fehler dir zu verschweigen dass ich ein Angebot aus Polen bekommen habe. Ich hatte einfach Angst. Angst vor deiner Reaktion. Angst dass alles im Streit endet und ich wollte einfach nicht dein verletztes und enttäuschtes Gesicht sehen müssen. Ich weiß dass ich das so jetzt erreicht habe. Es hat mir im Herzen wehgetan dich so zu sehen. Ich wollte das doch nicht...ich könnte mich dafür selbst ohrfeigen. So belogen zu werden hast in keinster Weise verdient..ich glaube auch dass du mich in dem Fall nicht verdient hast..auch wenn ich dich liebe.
Es tut mir leid.
Ania"

Ich hoffte so sehr dass er das lesen würde und vielleicht sogar antwortete. Das wäre glaube ich  Moment das größte. Ich liebte ihn. Auch wenn ich das mit der Aktion nicht gezeigt hatte. Seufzend ließ ich mich in das viel zu weiche Hotelbett fallen und versuchte krampfhaft einzuschlafen. Bis jetzt war aber noch keine Sicht auf einen ruhigen Schlaf. Wie auch?

Ty i Ja? (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt