-Kapitel 107-

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Finale

Ania P.O.V

Meine letzten Stunden in Dortmund. Ich konnte es immer noch gar nicht so richtig fassen was hier alles passiert war. Die Vertragsunterzeichnung die Reaktion der Mannschaft und vor allem Łukasz' Reaktion. Mir war mehr als bewusst dass ich ihm verletzt hatte. Ich hatte ihn sehr verletzt. Ich hatte egoistisch gehandelt und nicht auf ihn geachtet. Das machte man eigentlich nicht wenn man jemand liebte..aber genau das hatte ich gemacht. Ich hatte ihn verloren und hatte auch nicht nochmal die Chance bekommen ruhig mit ihm über alles zu sprechen. Auf Nachrichten hatte er nicht geantwortet. Anrufe hatte er gar nicht abgenommen oder sogar weggedrückt und beim Training meldete er sich entweder krank oder ignorierte mich. Ich wusste nicht was ich noch hätte tun können. Die einzige Chance war heute. Ich würde noch ein letztes mal nach Brackel fahren um mich von allen Jungs zu verabschieden. Ich hoffte dass Łukasz wenigstens heute da war.

Das letzte mal stieg ich in mein Auto um durch Dortmund zu fahren. Die Wohnung und das Auto würde ich behalten. Es war alles geklärt und ich konnte mein Auto bei Kasia unterstellen. Gott sei Dank. Es war anders als sonst. Ich fuhr immer mit Freude durch Dortmund um zur Arbeit zu gelangen. Heute sah das ganz anders aus. Mir war flau im Magen und immer wieder überkam mich eine Gänsehaut. Es spielten sich immer wieder Szenarien aus vergangenen Zeiten in meinem Kopf ab. Szenen die ich in Dortmund und mit Borussia Dortmund erlebt hatte. Chaotische Herzergreifende oder auch traurige Momente die wir immer als Mannschaft durchlebt hatten gingen nun zu Ende. Die Fahrt nach Brackel war für mich Routine. Ich hätte es wahrscheinlich schon blind gekonnt. Es war mein Alltag. Der Alltag den ich so geliebt hatte..doch er war Ende.

Das letzte Mal bog ich in die Adi-Preißler-Allee 9 ein. Das letzte mal passierte ich das große Tor um zu meinem Arbeitsplatz zu gelangen. Das letzte mal wäre ich in meinem geliebten Büro. Es war heute alles so anders. Das letzte mal eben.

"Herein" ich öffnete Akis Tür und blickte schüchtern in sein großes Büro. Er lächelte sofort und legte seine Arbeit zur Seite. "Ania!" Ich versuchte so gut wie möglich zu lächeln. "Ich wollte mich verabschieden" meine Stimme war belegt und brüchig. Es war komisch diese Worte zu benutzten. Aki stand von seinem Schreibtisch auf und kam sofort auf mich zu. Er breitete seine Arme aus und schloss mich sofort in diese. Er strich mir sanft durch mein Haar und schwieg kurze Zeit. Es tat gut nochmal soviel Kraft zubekommen. "Ich wünsche dir alles gute der Welt. Sammel Erfahrungen genieß die Zeit im Polen und denk nicht all zu sehr an uns. Du entscheidest richtig und ich freu mich jetzt schon auf den Tag an dem ich dich wieder als Mitarbeiterin bei Borussia Dortmund begrüßen darf. Dein Büro bleibt solang frei und dein Arbeitsplatz natürlich auch. Wir sind so stolz auf dich. Du hast so viel gelernt und durchgemacht...du bist so verantwortungsvoll und ich bin stolz dich bei uns zu haben. Du kannst wirklich stolz auf dich sein Ania." Diese Worte taten so gut. Sie gaben mir die Kraft alles durchzuziehen. Mein Ding zu machen und einfach daran festzuhalten. Er gab mir das Gefühl alles richtig gemacht zu haben.zeigte mir nicht meine Fehler. Das hatte ich schon immer an Aki geschätzt. Er war wirklich ein toller Chef und hatte es mehr als verdient Borussia Dortmunds Geschäftsführer zu sein.

Die Jungs hatten extra für mich ihr Training unterbrochen. Sie waren alle zu mir gekommen um mir Glück zu wünschen. Um mich ein letztes mal zu umarmen und mir ebenfalls ganz viel Kraft zu schenken. Alle waren da..wirklich alle außer Łukasz natürlich. Er wusste dass ich heute hier war. Ich hatte ihm auf die Mailbox gesprochen dass ich mich wenigstens von ihm verabschieden wollte. Er wollte das anscheinend nicht. So musste ich wohl ohne ihm wenigstens auch noch einmal in die Augen schauen zu dürfen nach Białystok fliegen. Es stand kurz bevor.

Der letzte der mich umarmte war Marco. Er zog mich fest in seine Arme und drehte sich einmal mit mir um die eigene Achse. "Ahh Marco" er kicherte kurz und stellte mich dann wieder ab. "Zeig denen dort was du hier gelernt hast. Zeig ihnen was richtiger Fußball ist und wie man ihn managed. Wir sind alle stolz auf dich und wissen dass du das schaffst. Und wir freuen uns natürlich auf nächstes Jahr..wenn wir dich endlich wieder in unsere Arme schließen können." Gespielt kritisch schaute ich ihn an. "Bist du denm dann noch da?" Er grinste. "Na aber hallo. Wer hat denn bis 2019 verlängert du oder ich?" Ich schmunzelte nur. "Ich hoffe doch dass ich dich nächstes Jahr hier wieder antreffe." Er zwinkerte mir zu. "Na und ob." Ich lachte und umarmte ihn ein letztes mal. Es strich über meinen Rücken und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. "Du schaffst das!" Ich kämpfte mit den Tränen. Ich wollte solange ich noch unter Beobachtung stand stark sein. Keine Tränen vergießen und es noch so gut es ging genießen.

"Ania wir müssen!" Michael war auf dem Platz aufgetaucht. Er war derjenige der mich zum Flughafen brachte. Er war derjenige der mir in dieser Zeit am meisten zur Seite stand wofür ich ihm auch verdammt dankbar war.
Dann war es jetzt wohl soweit. Ich lief ihm entgegen und drehte mich noch ein letztes Mal zu den Jungs um. Ich wank und warf ihnen eine Luftkuss zu. Alle hielten sich gespielt das Herz. Das waren sie eben. Brachten mich immer zum lachen egal wie es mir gerade ging. Es waren Chaoten...meine Chaoten.

Die Fahrt über war es still. Keiner sagte etwas. Erst als ich zum Check in aufgerufen wurde sprachen wir wieder. Es war das übliche. Er wünschte mir Glück und dass alles was ich mir wünschte in Erfüllung ging. Wir beide freuten und auf das Wiedersehen..auch wenn es noch ein ganzes Jahr dauerte. Das war es aber auf jeden Fall wert.

Ich saß nun im Flugzeug und wusste dass es kein zurück mehr gab. Ich war allein und genau in dem Moment wusste ich dass ich das jetzt alles selbst meistern musste. Leise rannen die Tränen meine Wangen hinunter. Das Flugzeug setzte sich in Bewegung und hob kurze Zeit später ab. Jetzt blieben nur noch die Erinnerung an eine Zeit die mir so viel Schmerz und Liebe gebracht hatte.
Sie war vorbei..entgültig.

Der letzte Teil. Ich hoffe er gefällt euch oder besser gesagt hat die Story hat euch gefallen. Mir fällt es schwer diesen Cut zu machen. Um ehrlich zu sein bin ich auch gerade kurz vorm heulen. Ich hab einfach eine wahnsinnige Verbindung zu "Ty i Ja?" aufgebaut.
Morgen wird die Fortsetzung erscheinen. "Ona i On" heißt sie. Ich hoffe ihr bleibt mir weiter treu und wollt heraus finden wie es zwischen Ania und Łukasz ausgeht.
Danke an alle.
MP26

Ty i Ja? (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt