Ehrlichkeit

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MIA'S SICHT:

Was ist gesagt hatte, war meine Meinung und dabei würde ich bleiben. Aber es tat mir leid, wie ich Liam behandelt hatte. Ich kannte ihn nicht, ich durfte nicht einfach über ihn urteilen. Doch mit seiner Reaktion hatte ich absolut nicht gerechnet. "Ich habe... Recht?", fragte ich ungläubig nach. Er legte den Kopf schief und schien kurz zu zögern. Vielleicht wusste er auch nicht genau, was er sagen sollte. "Teilweise.", gab er schließlich zu. "Ich bleibe dabei, dass du vieles nicht verstehen kannst. Natürlich müssen wir uns in der Öffentlichkeit verstellen, das gehört einfach dazu. Aber was die Sache mit Eleanor und Danielle angeht... da hast du Recht." - "Das ist eigentlich überhaupt nicht das, was ich am schlimmsten finde. Obwohl es auch ziemlich abartig ist.", stellte ich fest. Ob es Besuchszeiten für diese Freundinnen gab? Vielleicht sollte ich eher nicht nachfragen. "Was findest du dann am schlimmsten?" Bevor ich ihm antwortete, setzte ich mich wieder anders hin. Meine Schuhe hatte ich sowieso schon ausgezogen, also drehte ich mich zu Liam um und zog meine Knie an die Brust. Schon viel bequemer. "Weißt du... wenn jemand... traumatische Erlebnisse aus meinem Leben verwenden und sogar noch mit Lügen schlimmer aussehen lassen würde, nur um mich in einem bestimmten Licht darzustellen, wäre ich davon nicht sonderlich begeistert." Er verzog das Gesicht. "Begeistert bin ich definitiv nicht. Aber es ist ja in gewisser Weise für einen guten Zweck." Entgeistert sah ich ihn an. "Für einen guten Zweck? Das ist erniedrigend, sonst nichts." - "Und ich bin zu schwach, um mich dagegen zu wehren? Ist es das, was du damit sagen willst?" Er klang wütend, doch auch ich war jetzt in Rage. "Keine Ahnung ob du zu schwach bist. Wie gesagt: ich kenn dich nicht. Aber nach allem was du mir erzählt hast wirkt es so. Schwach und feige." Sobald die Worte meinen Mund verlassen hatte, bereute ich sie schon. Jetzt tat ich genauso das wieder, wofür ich mich zuvor entschuldigt hatte. Liam sagte nichts mehr, starrte mich nur stumm an. Doch ich sah in seinen Augen, dass er verletzt war. "Liam, ich -" Mit einem schlichten Kopfschütteln unterbrach er mich. Dann seufzte er. "Danke, Mia." Okay, jetzt hatte ich es endgültig vermasselt. Er hasste mich, adieu. "Es tut mir leid. Mal wieder. Ich bin manchmal... etwas zu direkt." Wieder schüttelte er den Kopf und zu meiner Überraschung lächelte er sogar. "Nein, ich meinte das ernst. Danke." Dieser Junge verwirrte mich. Kein sehr angenehmes Gefühl. Normalerweise war ich es, die andere verwirrte. "Wofür bedankst du dich?" - "Für deine Ehrlichkeit. Es tut gut mal wieder mit jemandem zu reden der kein Familienmitglied, niemand vom Management und keiner der Jungs ist. Das habe ich gebraucht." Seine Reaktionen auf meine Entschuldigungen wurden immer konfuser. "Trotzdem bist du nicht schwach. Das hätte ich nicht sagen dürfen." Liam zuckte mit den Schultern. "Vielleicht stimmt es ja." Gerade als ich protestieren wollte, wurden wir von einer Lautsprecher-Durchsage der Stewardess unterbrochen.

I want you to stay..Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt