MIA'S SICHT:
Das Picknick war wundervoll. Liam hatte an alles gedacht. Sogar ein paar Kerzen hatte er mitgebracht. Da es so langsam tatsächlich dunkel wurde, sorgten sie für eine ziemlich romantische Atmosphäre. Auch nachdem wir fast das gesamte, mitgebrachte Essen vertilgt hatten, blieben wir noch auf der Decke sitzen. Allerdings verstaute Liam die restlichen Sachen wieder im Picknickkorb, sodass wir nebeneinander sitzen konnten. Er zog mich eng an seine Brust, wo ich lächelnd meinen Kopf platzierte. "Das mit dem Picknick war eine sehr gute Idee!", lobte ich ihn. "Findest du?" Ich nickte, weiterhin lächelnd, obwohl ich wusste, dass er das nicht sehen konnte. "Das freut mich." Natürlich konnte ich sein Gesicht ebenso wenig sehen, doch schon an seiner Stimme hörte ich, dass er ebenfalls lächelte.
Es gab eine Frage, die ich mir seit über drei Wochen stellte. Und ich wusste, dass jetzt der Moment gekommen war, in dem ich auf eine Antwort hoffen konnte. "Liam?" - "Ja?" Nach kurzem Zögern fragte ich: "Wieso liebst du mich? Versteh das bitte nicht falsch... ich zweifle nicht daran oder so. Aber ich nehme an, du könntest so ziemlich jedes Mädchen haben. Und ich bin... ein niemand. Wieso also hast du mich... ausgewählt?" Er schwieg eine Weile. "Ich habe dich nicht ausgewählt, Mia. Man kann sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebt." - "Ja, so meinte ich das nicht. Aber du triffst doch ständig Mädchen, die absolut vernarrt in dich sind. In die verliebst du dich ja auch nicht." Liam lachte und zog mich noch etwas näher an sich heran. "Nein, tu ich definitiv nicht." - "Na also. Wieso dann ich? Soweit ich weiß, war ich sogar alles andere als nett zur dir." Nur zu gut erinnerte ich mich an unsere ersten Unterhaltungen. Wieso war ich so unhöflich gewesen? Wieder lachte er. "Stimmt, ich hab dich am Anfang echt gehasst." Überrascht hob ich den Kopf. "So schlimm?" Er zuckte mit den Schultern. "Gehasst vielleicht nicht. Aber wirklich begeistert war ich auch nicht, als du angefangen hast, mich als feige und schwach zu bezeichnen." Beschämt vergrub ich mein Gesicht in seinem Pullover. "Tut mir leid.", flüsterte ich. Doch dann spürte ich seine Lippen auf meinem Haaransatz. "Mia, das war das Beste, was mir jemals jemand gesagt hat. Ohne dich hätte es vielleicht noch Jahr gedauert, bis ich mal gemerkt hätte, wie bescheuert das alles eigentlich ist." - "Trotzdem... ich war so gemein zu dir. Du bist nicht feige und schon gar nicht schwach." Lachend drückte er mich an sich. "Ich glaub dafür hast du dich schon im Flugzeug entschuldigt. Sonst hätte ich dich bestimmt nicht mit in meine Wohnung genommen." ... und somit säße ich jetzt vermutlich in meinem Zimmer in Deutschland. "Damit wären wir wieder bei meiner Frage... wieso mochtest du mich auf einmal doch?" Er zögerte, bevor er antwortete: "Naja, ich fand es angenehm, mit dir zu reden. Deine Mimik und Gestik hat mich irgendwie total fasziniert, keine Ahnung. Mal ganz abgesehen von den Dingen, die du erzählt hast. Du warst so... interessant." Ich schnaubte, während sich mein Herzschlag verdoppelte. "Interessant?" - "Ja. Ich weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben soll." Eine Weile schwiegen wir beide. "Wann hast du dich in mich verliebt?", fragte ich schließlich. Liam seufzte leise. "Ich weiß nicht. Allerdings weiß ich, wann es mir so richtig bewusst wurde. Die Nacht nach meinem Geburtstag... da hast du im Schlaf geredet." Davon hatte er mir erzählt. Ich hatte seinen Namen gesagt. Und am nächsten Morgen hatte er mir seine Liebe gestanden. Und ich hatte ihn einfach stehen lassen. "Ich glaube nicht, dass ich jemals so glücklich war. Aber ich denke, verliebt habe ich mich schon viel früher. Nur wollte ich es nie einsehen." Wieder folgte eine lange Pause. Doch die Stille war alles andere als unangenehm. "Ich weiß es noch genau.", murmelte ich irgendwann leise. "Was weißt du noch genau?" - "Wann ich mich in die verliebt hab." Bevor ich es ihm erzählen konnte, lachte er erneut. "Ich auch." Irritiert hob ich meinen Kopf und sah Liam an. "Was?" Lächelnd strich er mir über die Wange. "Du hast dich in mich verliebt, als ich dir Rührei gemacht hab." Ich spürte wie mein Mund aufklappte. Woher, um alles in der Welt, wusste er das? "Allerdings wüsste ich gern, was genau daran so... liebenswert war." Mein Gesicht lief knallrot an. "Es war einfach so süß.", flüsterte ich. "Du hattest so Angst, dass es mir nicht schmecken könnte und warst so besorgt und... keine Ahnung. Aber woher weißt du, dass es der Morgen war?" Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. "Neulich, als du betrunken durch London gelaufen bist... da hast du mir davon erzählt. Bevor du... deinen gesamten Magen entleert hast." Mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit würde mein Kopf gleich platzen, so viel Hitze hatte sich in ihm gesammelt. "Hab... hab ich noch irgendwas gesagt?" Sein Grinsen verschwand, was bei mir sofort Besorgnis auslöste. "Du... du hast gefragt, warum ich so perfekt sei." Er wich meinem Blick aus, als ich versuchte ihn anzusehen. "Oh." Als er nach einer Minute immer noch nichts weiter gesagt hatte, griff ich nach seiner Hand. Sie war eiskalt. "Was ist so schlimm an der Frage?" Er schüttelte den Kopf und sah mich weiterhin nicht an. Stattdessen schien er die Bäume hinter mir zu betrachten. "Ich bin nicht perfekt, Mia. Und ich werde es auch niemals sein. Ich hab einfach... Angst. Ich hab Angst, dass ich deine Erwartungen nicht erfüllen kann. Dass ich dich langweile. Oder dich enttäusche. In irgendeiner Form." Sprachlos starrte ich ihn an. "Liam..." Ich wusste ganz einfach nicht, was ich sagen sollte. Er zuckte mit den Achseln. "Ist ja auch egal." Kopfschüttelnd griff ich auch nach seiner anderen Hand. Dann setzte ich mich so vor ihn, dass er mich ansehen musste. "Ich möchte doch überhaupt nicht, dass du perfekt bist. Meine Güte, ich war betrunken als ich das gesagt hab. Du bist perfekt für mich. Es gibt keine Erwartungen, die du nicht erfüllen könntest. Weil ich überhaupt keine Erwartungen habe. Jede einzelne Minute die ich bis jetzt mit dir verbracht habe, war besser als jede vorherige Minute meines Lebens. Und das meine ich absolut ernst. Also hör auf mit diesen Selbstzweifeln." Endlich lockerte sich sein Gesichtsausdruck etwas, sogar der Ansatz eines Lächelns war zu erkennen. "Danke Mia." Ich verdrehte lächelnd die Augen. "Nichts zu danken." Auf einmal ließ er meine Hand los, griff ich seine Jackentasche, holte etwas hinaus und legte es in meine Hand. Verwundert betrachtete ich das kleine Päckchen in meiner Handfläche. "Ich weiß, wir sind erst seit kurzem ... ein Paar. Aber ich bin bald wieder auf Tour und ich wollte, dass du immer etwas bei dir hast, was dich an mich erinnert. Eine Art Talisman.", erklärte er, die Nervosität war ihm deutlich anzuhören. Mit leicht zitternden Finger öffnete ich das Päckchen. Zum Vorschein kam ein zartes, silbernes Armband. Genau in der Mitte befand ich ein dünnes Plättchen, in das einige Worte eingraviert waren. Ich hob es an, um diese Worte besser lesen zu können.
'I hope I'm not a causality, hope you won't get up and leave. Might not mean that much to you, but to me it's everything.'
Ich spürte, wie sich ein Knoten in meinem Hals bildete. Natürlich wusste ich mehr als genau, woher diese Worte stammten. Es kam mir vor, als sei es erst wenige Tage her, dass wir alle am Lagerfeuer gesessen hatten. "Dreh es um.", flüsterte Liam.
'Ich liebe dich'
Ich konnte es nicht verhindern, ich wollte es nicht verhindern. Im nächsten Moment liefen die Tränen meine Wangen hinunter. Noch nie hatte mir jemand ein solches Geschenk gemacht. Mit voller Leidenschaft presste ich meine Lippen auf seine. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern erwiderte er den Kuss. Doch irgendwann schluchzte ich so sehr, dass er sich von mir löste und mich sorgenvoll ansah. "Mia... es ist nur ein Armband." Ich schüttelte den Kopf. Er hatte mir noch etwas anderes geschenkt. Sein Herz. Und ich würde gut darauf aufpassen.
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oh Gott, ich glaub ich hab noch nie so einen langen teil geschrieben :D irgendwie konnte ich nicht mehr aufhören :p votes und Kommentare wären natürlich seeehr nett :) ich versuche so bald wie möglich weiterzuschreiben, hab aber momentan schulisch ziemlich viel zutun und hab freitag und samstag sowieso überhaupt keine zeit :/ also bitte seid nicht böse, wenn ich erstmal nicht so oft update :)
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I want you to stay..
FanfictionEigentlich wollte die 17jährige Mia nur endlich nach Hause. Nach ihrem einjährigen Auslandsjahr vermisste sie ihre Familie und Freunde mehr als alles andere. Doch der Rückflug dauert länger als geplant und verändert ihr gesamtes Leben schlagartig. M...