kalte Überraschung

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Die Schulklingel hallte durch das Gebäude. Die Pause war vorüber.
"Och nee, auf Physik hab ich jetzt garkeine Lust!"
April zog ein deprimiertes Gesicht, als wir uns auf den Weg in den Hörsaal machten, um dort die vorletzte Stunde mit langweiligen Physikalischen Formeln zu verbringen. Doch im Gegensatz zu meiner Freundin hatte ich eine 2 in Physik, während sie mit ihrer 4 um eine 3 kämpfte und zwar mithilfe des Tests den wir in einer Woche schreiben würden.
"Da müssen wir unbedingt zusammen lernen." Sagte sie mir mit leidenden Augen. "Ich kann nicht noch eine 4 auf meinem Zeugnis vertragen."
Der einzige Trost dieser Stunde war, dass wir in den engen Sitzreihen nebeneinander saßen und uns super zusammen beschäftigen konnten.
Mitten im Unterricht begann auf einmal eine ohrenbetäubende Sirene los zu heulen. Ich zuckte zusammen, während schon die ersten anfingen Panik zu schieben.
"Feueralarm!" "Wir sterben!" "Feuer!"
All das und noch mehr verrückte Aussagen wurden wahrlos im Raum herumgebrüllt.
Unser Lehrer, der dabei war die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, meinte, dass es nur eine Feueralarmübung sei und wir nun ruhig und geordnet nach draußen gehen sollten.
Aber natürlich ging es alles andere als ruhig und geordnet zu. Während alle in totalem Chaos ausbrachen und sich den Weg zur Tür frei boxten, als ginge es um ihr Leben, kreischten manche wie bekloppt durch die Gegend. Und dann gab es noch ein paar normale Schüler, sowie mich und April und zu meiner Überraschung auch Lewis. Eigentlich hatte ich vorgehabt entspannt nach allen anderen den Raum zu verlassen, aber da in unserer Reihe drei weitere Mädchen saßen, die uns hektisch voran schoben, wurden wir unsanft mit der Masse mitgeschliffen.
Erst als wir kurz vor dem Ausgang waren und ich durch die Glastür hinausschaute viel mir auf, dass es draußen alles andere als warm war, denn seit heute Morgen hatte es geregnet. April hatte noch in der Eile an ihre Jacke gedacht, ich selbstverständlich nicht.
Super. Wenn ich nicht an Platzangst sterben würde - in den Gängen war es mittlerweile ziemlich Eng und ich hatte wirklich ein Platzangst Problem- dann würde ich draußen erfrieren.
Wir wurden durch die Tür gedrängt und schlagartig überzog sich meine Haut mit einer Gänsehaut, als ich den kalten, nassen Wind an meinem ganzen Körper spürte. Es regnete zwar nicht wirklich stark, aber die Luft war mittlerweile ziemlich abgekühlt.
April versuchte sich ihre Jacke irgendwie mit mir zu teilen, doch das war auch keine richtige Lösung, denn nun war uns beiden Kalt, mit nur einem Ärmel an und ich sagte, dass sie sie lieber wieder alleine anziehen sollte.
"Gott wie lange dauert das denn?" Wir standen vielleicht gerademal 5 Minuten hier draußen, doch das reichte mir schon.
"Meine Güte Grace, du holst dir noch den Tod!" Eine bekannte Stimme tauchte neben mir auf und als ich in Lewis Gesicht sah, wusste ich nicht, ob seine Besorgnis echt war oder nicht.
"Keine Zeit für deine schlauen Erkenntnisse, Harper." Sagte ich unter klappernden Zähnen. Plötzlich begann er den Reißverschluss seiner Jacke zu öffnen und ich starrte ihn fassungslos an.
"Was machst du da?"
"Ich backe nen Kuchen. Man ich geb dir jetzt meine Jacke, ich kann das nicht mehr mit ansehen."
Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. Sollte das etwa ein Scherz sein? Er hatte gerade den letzten Ärmel von seinem Arm gestreift, als ich protestierte.
"Nein! Ich will deine Jacke nicht. Da erfrier ich lieber." Keifte ich ihn an, doch er ließ sich nicht beirren.
"Jetzt stell dich nicht so an. Ich hab noch einen Pulli an, in dem halt ichs schon aus."
Das war wahr, mit dem könnte man es vielleicht ein paar Minuten hier aushalten. Er hielt mir die dunkelblaue Jacke hin. Ich wich aus und sah ihn beleidigt an. Ich wollte das nicht. Vorallem nicht, wenn uns hier draußen alle anstarrten. Aber es war so kalt, dass ich meine Beine, Hände und mein Gesicht nicht mehr spürte und ich jetzt doch mit dem Gedanken spielte, zuzusagen.
"Verdammt Grace."
Lewis ließ mir keine Wahl mehr, er machte einen Schritt auf mich zu, legte den Stoff um mich und ich glitt Wiederwillig mit meinen Armen in die Ärmel. Das war eine gute Entscheidung.
Die Jacke war noch so warm, von seiner Körperwärme und auf der Stelle ging es mir besser. Zumindest hatte ich nicht mehr das Gefühl zu erfrieren.
Wortlos schaute ich Lewis zu, wie er den Reißverschluss für mich zu machte. Dann schaute er zu mir auf, sodass ich genau in seine blauen Augen sehen konnte.
"Danke." Sagte ich etwas kleinlaut.
Für einen Moment lächelte er wieder dieses ganz besondere Lewis - Lächeln. Doch dann grinste er nur amüsiert und betrachtete mich von Kopf bis Fuß, bevor er wieder etwas näher heran kam.
"Mir gefällt es, wenn du meine Sachen trägst. Steht dir."
Sagte er mit gesenkter Stimme, sodass es nicht jeder mit bekam. Ich starrte ihn nur an, während mein Atem etwas flacher war als sonst.
Er hatte es schon wieder getan, er hatte mich zum Schweigen gebracht.

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