erste Hilfe für Fortgeschrittene

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Die Apotheke befand sich im drittem Stock. Wie selbstverständlich ging ich auf die Treppen zu, als die Fahrstuhltür mit einem klingeln aufging.
"Komm, wir nehmen den Aufzug."
Ich schluckte und schüttelte den Kopf. Dort drinnen sah es ziemlich eng aus und ich hielt es nie lange in engen Räumen aus.
"Ach komm schon, wieso willst du nicht?"
"Der sieht sehr eng aus."
"Ja und?"
"Weiß du, ich hab so meine Probleme mit kleinen Räumen..."
"Das sind nur 5 Sekunden, komm."
Ich zögerte kurz. Er hatte ja eigentlich recht, was waren schon 5 Sekunden?
"Na gut."
Trotzdem hatte ich ein schlechtes Gefühl, als ich in den Aufzug stieg. Die Türen schlossen sich und wir setzten uns in Bewegung. Ich versuchte ruhig zu atmen.
Beruhig dich, ehe dus dich versiehst, bist du wieder draußen.
Plötzlich rumpelte etwas und wir bleiben ruckartig stehen. Die Türen gingen nicht auf und es passierte auch sonst nichts.
Sollte das ein Scherz sein?!
"Lewis!"
"So ein Dreck, wir sind stecken geblieben."
Während er zwar wütend aber gelassen den Notrufknopf drückte, bekam ich Panik. Mein Atem ging immer flacher.
Oh gott wir steckten fest!
"Ok, ich denke hier wird schnell jemand kommen, es ist ja noch Tag."
Ich hörte ihm garnicht zu sondern begann auf und ab zu laufen, was garnicht so leicht war, denn ich brauchte gerade mal zwei große Schritte, dann war da schon die Metallische Wand vor mir.
"Grace, alles in Ordnung?"
"Nein, nichts ist on Ordnung!" Sagte ich hysterisch und griff verzweifelt in meine Haare.
"Oh gott." Flüsterte ich immer wieder, denn ich bekam immer weniger Luft.
"Hey, ganz ruhig. Wir werden hier gleich wieder raus geholt"
Meine Beine gaben nach und ich setzte mich auf den Boden, an die Wand gedrängt und versuchte ruhiger zu Atmen, doch es wurde alles nur noch schlimmer.
"Grace, was ist denn los verdammt?!"
"Ich hab doch gesagt, ich hab ein Platzproblem!"
Meine Stimme war zu laut und zu hoch. Mein Blick wanderte panisch zur Decke.
"Oh gott, die Decke, oh gott!"
"Was ist denn damit?" Lewis schien jetzt richtig besorgt zu sein und hockte sich zu mir herunter.
"Sie bewegt sich! Lewis! Ich krieg keine Luft!"
"Nichts bewegt sich hier, ok? Hör mir zu, es ist alles gut."
Nichts war gut. Ich war gerade am durchdrehen. Es war, als würden unsichtbare Hände mich erwürgen. Die Wände kamen auf mich zu und wollte mich zerquetschen.
"Grace, du machst mir angst, hör auf!"
Tränen rannten meine Wangen runter und ich zog flach die Luft ein.
"Mach, dass es aufhört! Bitte, mach, dass es aufhört!"
flehte ich panisch, doch Lewis starrte mich nur hilflos und zu Tode besorgt an.
Ich atmete noch einmal scharf die Luft ein, bevor ich aufeinmal etwas weiches, warmes auf meinen Lippen spürte. Erschrocken starrte ich in Lewis geschlossene Augen und erst da realisierte ich, was er gerade tat. Meine Augen schlossen sich automatisch, als ich ein aufgeregtes Kribbeln in meinem Bauch fühlte. Ich erwiederte den Kuss und das wunderbare Gefühl durchflutet meinen Körper erneut. Es fühlte sich so unbeschreiblich gut an, ich brauchte mehr davon!
Unsere Lippen lösten sich wenige Millimeter, nur um gleich wieder zusammen zu finden. In diesem Moment, wo er seine Lippen auf meine drückte vergaß ich einfach alles, meine Panikattacke, den engen Fahrstuhl, dass wir feststeckten. Einfach alles.
Als Lewis sich wieder von mir entfernte, hielt ich meine Augen noch für einen Moment länger geschlossen, bevor ich ihn ansah.
Er wirkte immer noch besorgt aber gleichzeitig auch erleichtert und strich mit seiner Hand über meine Wange. Seine Berührung brannte sich in meine Haut. Ich starrte ihn an und dann seine Lippen. Ich brauchte unbedingt mehr von diesem Gefühl. Mehr von ihm.
"Geht's dir gut?"
Ich nickte, immer noch ihn anstarrend.
In diesem Moment knarrte etwas und der Fahrstuhl setzte sich wieder in Bewegung. Bis wir hielten und die Tür aufglitt.
"Komm." Lewis nahm meine Hände, zog mich hoch und führte mich aus dem kleinem Raum.
Draußen atmete er auf.
"Du hast mir vielleicht nen Schrecken eingejagt!"
Ich konnte nicht reden, ich wusste nicht, was gerade geschehen war.
Naja doch, Lewis hatte mich geküsst, aber es kam mir in meinem Kopf so unwirklich vor. Und es hat sich so gut angefühlt.
"Tut mir leid, ich hätte dich nicht überreden sollen in den Aufzug zu steigen."
Ich schüttelte den Kopf, langsam fasste ich mich wieder.
"Es ist nicht deine Schuld."
"Doch, ist es."
"Wir sollten uns beeilen."
Angespannt ging ich an ihm vorbei, in die Apotheke und kaufte die Salbe für meine Mutter. Obwohl Lewis zwei Schritte hinter mir stand, war ich so nervös, dass ich am liebsten weggerannt wäre. Er sah so locker aus, als wäre eben garnichts passiert. Aber es war was passiert.
Wir. Haben. Uns. Geküsst!
Wieso war ich so verkrampft deswegen?

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