verdammt heiß

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Am nächstem Tag saß ich ausnahmsweise mal nicht im Klassenraum, sondern in der Mädchen Umkleide. Wie jeden Donnerstag hatte ich auch heute in der sechsten Stunde Sport.
Kaum trat ich mit April in die Halle, wurde uns auch schon ein Volleyball in die Hand gedrückt und wir pritchten uns den Ball zum Aufwärmen gegenseitig zu.
Mein Blick wanderte zur anderen Hälfte der Turnhalle und entdeckte sofort Lewis neben den anderen Jungs aus unserer Klasse.
Ich musste an den gestrigen Tag denken. Noch Stunden nachdem er mich ganz gentleman-like nachhause gefahren hatte, beschäftigte ich mich mit meiner Unsicherheit, die urplötzlich aufgetaucht war. Dieses Gefühl, dass sich so richtig anfühlte aber wiederum so falsch war. Fragt nicht wieso, ich wusste es einfach. Auch das war so komisch daran. Immer wieder führte ich mir Lewis vor Augen und obwohl ich genau wusste, was los war, fand ich keinen Weg, es in klare Gedanken, geschweige denn Worte zu fassen.
Ich wusste... ja, was wusste ich eigentlich? Um ehrlich zu sein, wusste ich garnichts mehr. Nix. Null. Es war einfach nur alles eine verklumpte Pampe in meinem Kopf, die mich in den Wahnsinn trieb.
"Grace!" Ich hörte in letzter Sekunde, wie April meinen Namen brüllte. Eine Sekunde in der ich erschrocken zur Seite sprang, der Ball gegen die Sprossenwand knallte und an meinen Klassenkameraden vorbei rollte.
"Sorry." Ich hob entschuldigend die Arme und folgte meinem Ball, der ein ganz schönes Tempo drauf hatte. Anderen Spielern ausweichend, rannte ich der weißen Kugel hinterher. Meine Aufmerksamkeit war so auf sie gebannt, dass ich nicht auf meine Umgebung achtete.
das letzte was ich sah war, wie der Volleyball durch zwei muskulöse Beine rollte. Ich schaute überrascht auf, als ich genau in Lewis rannte. Seine Hände griffen um meine Taille und er grinste mich mit seinen Augen an.
"Hey, nicht so stürmisch Prinzesschen."
Ich hielt mich an seinen Oberarmen fest, um mich auf den Beinen zu halten. Obwohl es schon sowas wie ein Reflex war, mich von ihm zu stoßen, blieb ich diesesmal einfach stehen und schaute ihn stirnrunzelnd an.
"Ich dachte, du hattest mir dein Versprechen gegeben." Auch wenn ich nicht sagte, worum es ging, verstand er mich anscheinend sofort, denn sein Grinsen wurde breiter.
"Hab ich auch...aber du hast nicht gesagt, bis wann ich dich nicht mehr so nennen darf."
Er nahm seine Hände von mir und ich wünschte sofort, dass er es nicht getan hätte.
"Ach ja? Und du dachtest, dass es nur für den gestrigen Tag gilt?"
Er zuckte mit den Schultern, ohne das seine Mundwinkel nach unten fielen. Dann drehte er sich um, bückte sich und kam wieder auf mich zu.
"Du musst dich einfach deutlicher ausdrücken, Prinzesschen." Sagte er mit geheimnisvoller Stimme, während er mir meinen verloren gegangenen Ball in die Hände drückte und ging. Beim vorbei schlendern streifte seine Schulter wie zufällig meine, aber ich wusste, dass das kein versehen war.
Die Sportstunde verging schnell und zu unseren Gunsten fiel auch noch die letzte Stunde aus. Zwar war das für mich nicht ganz so günstig, weil ich meinen Bruder in anderthalb Stunden aus dem Kindergarten abholen sollte und dann nochmal losfahren müsste, aber das war tausendmal besser, als Unterricht.
Ich lief mit drei Bällen unter dem Arm aus der Halle und legte sie zurück in den Schrank. Dabei lief ich an der Jungsumkleide vorbei, dessen Tür noch halb offen war und ich ungewollt einen Blick hinein warf. Genau in dem Moment, als Lewis Harper sich sein Shirt über den Kopf zog und seinen ausnahmslos perfekt durchtrainierten Oberkörper frei gab. Mit aufgerissenen Augen blieb ich automatisch stehen und sog das Bild in mich hinein.
Und es waren, sage und schreibe, genau zwei Wörter die mir dabei durch den Kopf gingen:
Verdammt
Heiß
Erst als er sich wieder ein Shirt anzog, konnte ich klar denken. Peinlich berührt senkte ich schnell den Kopf und hatte es aufeinmal total eilig in die Mädchen Kabine zu kommen. Zum Glück hatte mich niemand beim "gaffem" erwischt, so wie April jetzt wahrscheinlich sagen würde.
Oh mein gott, ich hatte wirklich gegafft und dabei sogar fast gesabbert!
Ich gab mir in Gedanken eine Ohrfeige, doch es änderte nichts an der Tatsache, dass ich Lewis Oberkörper mehr als attraktiv fand.
Mehr als attraktiv?! Das war Himmel nochmal das Paradies.
Noch während ich mich umzog, mich von April verabschiedete und das Schulgebäude verließ, versuchte ich den Anblick von seinen Bauchmuskeln aus meinem Kopf zu verbannen, was mir auch einigermaßen gelang.
Ich lief also zur Bushaltestelle, wo ich feststellen musste, dass der Bus erst in 20 Minuten kam.
Seufzend beschloss ich nachhause zu laufen und schlenderte den Fußweg entlang, als ich bemerkte, wie ein Auto in Schritt Geschwindigkeit neben mir her fuhr. Verwundert drehte ich meinen Kopf in Richtung des schwarzen Gefährts und entdeckte Lewis, der mich durch die heruntergelassene Scheibe anlächelte.
"Hey schöne Frau." Ich verdrehte schmunzelnd die Augen, doch bei seinem Anblick musste ich sofort wieder an den Sportunterricht denken und schluckte schwer.
"Hast du Lust mal das Zuhause eines Teenestars zu sehen?"
"Keine Zeit, ich muss meinen Bruder abholen." Das war ja nichtmal wirklich gelogen.
"Korrekt, aber nicht innerhalb der nächsten Stunde."
Ich blieb stehen, wodurch auch er hielt und ich ihn verwundert anstarrte.
"Woher weißt du-?"
"Normalerweise hast du es immer total eilig nach der 8 Stunde. Und da es gerade mal halb zwei ist, hast du jetzt Zeit."
Irgendwie war ich beeindruckt, dass ihm das alles so aufgefallen ist. Trotzdem rang ich mit der Antwort auf seine Frage zuvor.
"Also, hast du was gegen einen kleinen Ausflug zu mir Nachhause? Es gibt auch den weltbesten Nudelauflauf a la Harpers."
Ich musste grinsen.
"Du kochst?"
"Nein, aber meine Mutter. Und, was ist jetzt?"
Unentschlossen sah ich ihn an. Eigentlich hatte ich wirklich noch viel Zeit und ganz ehrlich, ich wollte wirklich mal sehen, wie er lebt. Also öffnete ich kurzerhand die Tür vom Beifahrersitz und ließ mich neben Lewis fallen.
"Die Gelegenheit lass ich mir nicht entgehen." Grinste ich, während Lewis lachend aufs Gas trat.
Ich hatte keine Ahnung, warum es mir diesesmal so leicht gefallen war und ich nicht dagegen protestiert hatte, bei ihm mit zu fahren. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass ich mich sogar ein ganz kleines bisschen freute.

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