Kapitel 16 Neue Erkenntnisse

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Erst am späten Nachmittag erwachte Astrid wieder. Als sie sich aufrichtete und sich gegen das Kopfteil des Bettes lehnte stellte sie verwundert fest, dass sie immernoch ihre Kleidung vom Vortag trug. Schnell blickte sie sich um. Die Angst, nicht zu wissen wo sie sich befand, hatte sie kurz gepackt, doch sobald ihre Augen auf eine verrußte Steinplatte trafen entspannten sich ihre Muskeln wieder. Sie befand sich offensichtlich in Hicks Haus. Nachdem einige Zeit des Wartens und Lauschens vergangen waren, war vom besagten Wikinger immer noch nichts zu hören oder sehen gewesen.

Unbedacht schlug sie die Bettdecke zur Seite und griff nach ihren Schuhen neben dem Bett. Beim anziehen des rechten Schuhs durchzog ein stechender Schmerz ihren Fuß und bahnte sich seinen Weg ihr komplettes Bein hoch. Erst glaubend, dass es nur ein Krampf gewesen war, stand sie einfach auf, aber der Belastung konnte ihr Fuß nicht standhalten. Ihr Bein knickte unter ihrem Gewicht einfach weg. Geradeso konnte sie sich an der Wand abstützen. Besorgt zog sie sich den Schuh des schmerzenden Fußes aus und betrachtete ihn. Er hatte eine ungesunde rot-violette Färbung angenommen und war besonders um den Knöchel dick geschwollen. Warum hatte sie das nicht schon früher bemerkt? Mit dem Wissen darüber, wie es dazu gekommen war fiel ihr auch Sturmpfeil wieder ein und alles was am Vortag passiert war.

Sofort kochte die Wut über diesen Mann in ihr hoch. Gefühle nach Rache überschwemmten ihre Gedanken. Sie wollte es ihm heimzahlen.Was er ihr und ihrem Drachen angetan hatte, durfte nicht ungestraft bleiben. Das Verlangen ihm sein Gesicht zu zerkratzen und seine Augen auszustechen besetzte sie. Auch wenn sie gedanklich der Tatsache zustimmen musste, dass er wirklich schöne Augen hatte.

Tief ein und ausatmend beruhigte sie sich langsam wieder. Diese Gedanken waren normalerweise nicht so ganz ihre Art. Es gab Prioritäten im Leben und im Moment war diese Priorität Sturmpfeil. Sie musste wissen wie es ihrer Nadderdame ging und ihr Fuß sollte auch noch von Gothi versorgt werden. 

Die Luft anhaltend humpelte sie die Treppe nach unten und in Richtung von Gothis Haus. Zuerst wollte sie wieder ihren Fuß belasten können, dann würde ihr es auch leichter fallen Sturmpfeil zuversorgen. Auf dem Weg zur Heilerin traf sie auf Fischbein und Fleischklops, die gerade mit einer Ladung Steine an ihr vorbei fliegen wollten.

"Astrid, was ist denn mit dir passiert?", fragte Fischbein besorgt, als er sah wie sich Astrid auf nur einem Bein durch das Dorf kämpfte. "Ich bin gestern Abend umgeknickt, als ich mit Eret zurück kam. Wir waren weg um Händler Grimmbarn zu helfen. Dabei wurde Sturmpfeil verletzt und...es ist eine lange Geschichte." "Du kannst sie uns ja erzählen, während Fleischklops und ich dich zu Gothi begleiten. Am besten setzt du dich auf Fleischklops, dann musst du deinen Fuß nicht so sehr belasten." Fleischklops legte dei Steine am Wegrand ab und wartete brav bis Astrid auf ihrem Rücken platzt genommen hatte. Somit machte sich das Trio auf den restlichen Weg. Währenddessen erzählte Astrid Fischbein die wichtigsten Geschehnisse. Vom erhalten der Nachricht bis zu dem Moment wo sie umknickte. Doch dass Hicks sie zu sich nach Hause getragen hatte verschwieg sie lieber. Es war ihr unangenehm zu zugeben, dass auch sie schwach sein konnte.

Bei Gothi angelangt flog Fleischklops sie die Treppe hoch, denn die Treppe hätte sie unmöglich hoch laufen können. Fischbein übernahm indessen die Aufgabe der Ältesten kurz zu berichten was passiert war und setzte sich dann neben Astrid auf einen Stuhl.

"Du sagtest an dem Dolch war eine grüne Flüssigkeit noch dran. Vielleicht war es ja Drachenwurz, wie bei den Drachenjägern." Plötzlich schien ihr etwas eingefallen zu sein und sie fing an ihren kompletten Körper abzutasten, bis sie am gesuchten Objekt angekommen war. Hicks hatte ihr nur noch die Schuhe ausgezogen, ohne sie nach anderen Sachen zu untersuchen, die den Schlafprozess womöglich stören konnten. Sie überreichte Fischbein den Dolch.

"Hm...sieht aus als wäre das hochkonzentrierter Drachenwurz. Aber wieso hat er den Dolch unter dem Flügel in Sturmpfeil rein gerammt?", stellte der Wikinger fest, als er an dem nun getrockneten, grünen Zeug roch. Er drehte den Dolch in seiner Hand hin und her. Blickte ihn aus verschieden Winkeln an.

"Eigentlich müsste es doch genügen wenn er sie einfach nur so getroffen hätte, dann hätte sie auch nicht fliegen kön...Au!" Ihr Gesicht verzog sich vor Schmerzen, als Gothi beim Abtasten einen empfindlichen Punkt getroffen hatte. "Dadurch dass...Blutbannen eingedrungen ist...schneller in den Kreislauf..." Astrid hörte Fischbeins überlegungen gar nicht mehr zu. Gothi hatte mit ihrer Behandlung angefangen und nahm damit ihre volle Aufmerksamkeit in beschlag. Erst wurde ihr eine übelriechende Paste aus Kräutern aufgetragen und dann mit einem in kaltem Wasser getränktest Tuch darum gebunden. Mit einer bestimmenden Bewegung ihres Stabes deutete sie auf ein Bett und befahl ihr damit sich dort hinzulegen.

"Ich habs. Oh, ich weiß es, ich weiß es", quiekte Fischbein aufeinmal auf, sprang vor Aufregung auf und tänzelte kurz auf der Stelle, dann lief zu Asrid. "Astrid, ich glaub ich weiß wieso er das gemacht hat. Wenn ich richtig liegen sollte ist es so. Mit dem tieferen Stich gelangt es direkt in die Blutbahn des Flügels und dieser wird aufgrund der höheren Konzentration lahm gelegt. Bei richtiger Konzentrtion könnte das deinen Feind um einiges Länger außergefecht setzen. Doch bei einer zu hohen müsste der Tod innerhalb von einigen Minuten eintreten. Das müsste ich aber erst einmal gegenprüfen. Das sind bist jetzt nur Vermutungen" Gegen Ende klang seine Stimme besorgt. "Bis jetzt sind das nur Vermutungen. Am besten wäre es wenn ich mich so schnell wie möglich an die Arbeit mache um genaueres herauszufinden. Du wirst die Erste sein, der ich mehr darüber berichten werde", versprach er ihr, stand auf und lief zu seinem Drachen. Kurz bevorer davon fliegen konnte rief Astrid ihm noch zu: "Fischbein, kümmerst du dich bitte um Sturmpfeil?" Der Wikinger streckte ihr die Hand mit dem Daumen nach oben entgegen und nickte zusätzlich mit dem Kopf.

Httyd-Das Blut der BrüderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt