Ich starrte die weiße Wand mürrisch an. Seit Stunden stand ich jetzt schon davor. Was sollte das den bitte bringen? Wollte er mein Aushaltevermögen testen? Während er mir seine ungeheuere Macht demonstrierte, von der ich anscheinend beindruckt sein sollte hatte ich mich trotzig auf den Boden gesetzt. Vielleicht war meine Reaktion etwas kindisch gewesen, aber ich würde ganz sicher nicht so schnell aufgeben.
"Es bringt nur Vorteile, seine Kräfte kontrollieren zu können, glaub mir." Ein verschmitztes Lächeln lag auf seinen Lippen. Ich konnte gar nicht anders als bei seinem Lächeln dahinzuschmelzen. Nein. Was war nur los mit mir? Lag es an der Tatsache das er Will so verdammt ähnlich sah oder wurde ich langsam verrückt? Ich schob es einfach darauf, das ich in den letzten Tagen viel zu wenig Schlaf abbekommen hatte. Sonst war daran überhaupt nichts verdächtig.
"Komm schon, probier es wenigstens." Ich wusste nicht ob sich meine Kräfte, die ich erst vor kurzem entdeckt hatte, so willkürlich steuern ließen, aber ich glaubte eher weniger daran. Widerwillg stand ich auf. Na toll, meine Füße waren eingeschlafen. Ich dachte es gäbe wenigstens einen Vorteil ein Dämon zu sein, aber bis jetzt sah ich nur die Nachteile darin.
"Und was soll ich machen?" Er fing lauthals an zu lachen, verstummte aber wieder, als er ein Dienstmädchen um die Ecke schleichen sah. Sie tat mir irgendwie leid, obwohl ich nicht genau wusste, ob es ihr hier schlecht ging. Sie schielte verstohlen zu ihm herüber, was er mit einem verfüherischen Lächeln beantwortete. Die Spannung zwischen ihnen war förmlich greifbar.
Ich sah hoch zum obersten Raum des Schlosses umd meinte dort eine Gestalt gesehen zu haben. Hoffentlich war es nur Einbildung gewesen, denn diese argwöhnischen Blicke wollte man lieber nicht auf sich ruhen haben. Eilig hastete das Dienstmädchen weiter.
"So ist das also du und das Dienstmädchen.", meinte ich kichernd. Er betrachtete mich eine Weile mürrisch von der Seite.
"Ich wüsste nicht, dass dich das etwas angeht.", sagte er harsch. Ich streckte ihm die Zunge entgegen.
"Warum musst du so kindisch sein?" Vielleicht weil ich nicht mehr erwachsen sein wollte und nicht mehr aufpassen musste in dieser Welt, ob ich jemanden verletzen könnte. Bis auf Will, er ließ mich alles vergessen. Meine Vergangenheit, die ich nicht abschütteln konnte und mein Leben an das ich mehr oder weniger gebunden war. Aber er war weit weg und ich nun mal hier. Wann konnte ich endlich aufhören mich selbst zu bemitleiden?
Es hatte jetzt keinen Zweck an ihn zu denken, ich musste mich auf das Trainig konzentrieren. Ich durfte nicht an seine dunkelbraunen Augen denken oder an das seltene Lächeln, das sein Gesicht umspielte, wenn er sich gerade unbeobachtet fühlte. Verdammt, das war das gleiche wie denk nicht an einen rosa Elefanten und dann musste ich erst Recht daran denken. Hatte ich überhaupt mein Zimmer Zuhause aufgeräumt? Woher war denn dieser Gedanke plötzlich? Ich schob ihn beiseite und konzentrierte mich wieder auf die weiße Wand.
"Ich wette, Will hat schon längst eine Freundin." Wut durchströmte meine Adern. Woher wollte er das den wissen?
"Und das er wirklich glücklich mit ihr ist." Jetzt reichte es. Aus der Wut heraus schmiss ich mein Haargummi gegen die Wand. Zwar nicht sehr effektiv, aber bitte.
Er blickte mich mit seinem verschmilzten Lächeln an. "Na also, ich wusste doch, das Emotionen helfen." Ich starrte ihn etwas perplex an, bis ich seinem Blick zu der weißen Mauer verfolgte. Genau in der Mitte klaffte ein riesiges, schwarz umrandetes Loch.
"War das etwa ich?" Unentschlossen sah ich auf meine Hände.
"Nein.", sagte er mit einem sarksastischen Unterton. Sehr lustig, aber irgendwie hatte er etwas an sich, das ihn gleich viel sympathischer machte, wenn ich doch nur wüsste was. Irgendetwas, das mich an jemanden erinnerte, den ich nur zu gut kannte.
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Deadly Touch
Fantasy'Eine einfache Berührung. Mehr braucht es nicht.' Kara ist schon ihr ganzes Leben lang auf der Flucht vor sich selbst. Seit ihre Eltern unter mysteriösen Umständen gestorben sind, lebt sie bei einer Pflegefamilie. Doch wie soll sie Freunde finden...