Die nächsten Tage verliefen ohne besondere Vorkomnisse. Will und ich gingen uns aus den Weg, so weit es eben möglich war, ohne Verdacht zu schöpfen. Es hätte wohl kaum offensichtlicher sein können, das zwischen und beiden etwas passiert war.
Ich schloss meinen Spind auf und legte die restlichen Bücher hinein. Als ich ihn wieder zumachte, stand plötzlich Carrie vor mir. Erschrocken wich ich einen Schritt zurück.
"Sag mal, was ist zwischen dir und Will eigentlich passiert?" Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und völlig regungslos zu bleiben, aber die letzten Tage hatten so ihre Spuren hinterlassen.
"Gar nichts.", antwortete ich knapp.
"Ach ja, ihr beiden wart in den letzten Tagen wie vom Erdboden verschluckt, ich musste deinen Vater überzeugen, das du bei mir übernachtest." Seit wann sorgte sich mein Vater um mich? Ungläubig blickte ich sie an.
"Es ist kompliziert."
"Dann erklärs mir doch." Ich versuchte mir eine Antwort zurechtzulegen, da kam auch schon Amber daher und blickte uns herablassend an. Sie kaute genüsslich an ihrem Kaugummi herum und ich hoffte nur, sie würde uns nicht ansprechen. Aber kaum das ich durchgeatmet hatte kam die auch schon her.
"Wie ich hörte, hattest du was mit Will." Hitze stieg in mit auf und ließ mein Gesicht rötlich erscheinen. Sie wartete geduldig meine Antwort ab, aber ich bekam kein Wort heraus. Stattdessen starrte ich sie ungläubig an. Wer hatte ihr das erzählt? Ich warf einen vielsagenden Blick auf Carrie, die genauso überrascht sein zu schien, wie ich.
"Nein." Ich brachte nur ein leises Krächzen zusammen. Wo war nur die mutige Kara, die aus dem Schloss geflüchtet und auf Dächer geklettert wahr? Stattdessen stand ich vor Amber wie ein kleines Häufchen Elend und wusste einfach nicht, was ich sagen sollte.
"Entschuldigung-." Bevor Amber noch etwas sagen konnte, stand plötzlich Will hinter ihr. Wann war er hier aufgetaucht? Er bedachte sie mürrisch mit hochgezogenen Augenbrauen. Erschrocken blickte Amber ihn an, aber dann setzte sie wieder ihr künstliches Lächeln auf. Er blickte kurz zu mir. Sein Ausdruck war voll Verzweiflung, Wut und Trauer. Ich wusste einfach nicht, was ich in diesem Moment sagen sollte, also schwieg ich lieber. Was hatte dieser Blick nur zu bedeuten? Verstohlen sah ich ihn von der Seite an, als sich unsere Blicke trafen, lächelte Amber hämisch und stöckelte triumphierend davon. Wenn sie nur wüsste...
Aber sie war nur ein Mensch, wie sollte sie verstehen, das es weitaus größere Probleme gab, als ihr abgeblätteter Nagellack?
"Wir sollten uns alle einmal unterhalten, ich habe diese Heimlichtuereien satt.", sagte Carrie und brach damit die drückende Stille, die um uns herum entstanden war. Sollten wir das, oder würde es nur noch mehr Probleme mit sich ziehen, vielleicht aber würde es eine plausible Lösung bringen, die uns allen helfen könnte. Ich seufzte.
"Ok."
"Na dann, wir treffen uns um drei bei Kara." Ungläubig blickte ich sie an.
"Warum bei mir?" Sie tauschten vielsagende Blicke aus. Aber antworteten nicht. Beide wussten aus unerklärlichen Gründen, wo ich wohnte. Nie hätte ich auch nur ansatzweise gedacht, das ich jemals in so eine Situation kommen würde.
-
Es war schon später Nachmittag, als die Türglocke ertönte. Klitus führte die beiden in mein Zimmer und sah ihnen mit einem misstrauischen Blick hinterher. Carrie stürtzte sich gleich suf mein Bett, während will noch immer unschlüssig in der Tür stand.Er warf einen kurzen Blick auf mich, dann sah er beim Fenster hinaus. Von hier aud konnte man nicht gerade viel sehen, bis auf die anderen Häuser.
Keiner von uns sagte ein Wort, wir saßen einfach nur in Stille und hingen unseren eigenen Gedanken nach. Wenn ich es mir recht überlegte, hatte ich eigentlich kein Problem damit, außer das wir uns hin und wieder komisch ansahen, weil wir nicht wussten, wie man das am besten formulieren könnte. Schließlich hielt ich die Stille nicht mehr aus.
"Ich-.", begann ich zu flüstern. "Ich bin anders."
Will sah mich aus seinen dunkelbraunen Augen heraus an und konnte sich nur ein leichtes Lächeln abgewinnen. "Das habe ich gemerkt."
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Es kann sein, das nächste Woche kein Kapitel kommt, weil ich noch nicht weiß, ob ich Zeit zum Schreiben haben werde.
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Deadly Touch
Fantasía'Eine einfache Berührung. Mehr braucht es nicht.' Kara ist schon ihr ganzes Leben lang auf der Flucht vor sich selbst. Seit ihre Eltern unter mysteriösen Umständen gestorben sind, lebt sie bei einer Pflegefamilie. Doch wie soll sie Freunde finden...