Kapitel 4

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Ich schlug mit meiner geballten Faust energisch gegen die Wand der Mädchentoilette. Die Wand gab unter dem hohen Druck nach, was wieder einmal zeigte, wie viel Mühe sich die Handwerker beim Restaurieren gegeben hatten. Seufzend ließ ich meine Hand wieder sinken und lehnte mich gegen die eingedellte Wand. 

Vorsichtig ließ ich mich nach unten gleiten, aber die Schwerkraft hatte anderes vor. Mir entfuhr ein leises Stöhnen als ich unsanft auf dem Boden landete. Ehe ich es mir versah lief mir eine kleine Träne über meine Wange. Oh nein, ich würde jetzt ganz bestimmt nicht weinen, ich musste nur an etwas schönes denken.

 Da fiel mir wieder ein, wie glücklich meine Eltern über ihr neugeborenes Kind waren und ihre von Schmerz verzogenen  Gesichter, als sie erfuhren, das es tot ist. Diese Erinnerung brachte mich erst recht dazu zu weinen. An dieser Stelle muss ich sagen, dass ich nicht sehr oft weine. Versteht mich nicht falsch, aber ich habe es satt zu weinen über Dinge, die ich nicht ungeschehen machen kann. Über das Schicksal, das offensichtlich etwas gegen mich hat und über das weinen selbst. Ich habe schon so oft in meinem bisherigen Leben geweint, das ich mich wie ausgetrocknet fühlte.

"Alles ok da drinnen?" 

Binnen Sekunden hatte ich mich aufgerappelt und wischte mir vorsichtig über die Augen. Selbstbewusst machte ich die Tür auf und schritt hinaus. Dabei verhakten sich die Bänder meiner Schuhe und schnurstracks war ich wieder am Boden. meine Hand schmerzte furchtbar  vom Aufprall und als ich versuchte wieder auf zu stehen, fiel  ich nochmal hin.

"Soll ich dir helfen?", fragte sie besorgt. 

Entsetzt starrte ich sie an."Nein, es geht schon."

Doch bevor ich noch etwas sagen konnte, packte sie meine Hand und zog mich hoch.Ich erwartete, das sie tot umfiel, aber stattdessen stand sie noch immer vor mir.

"Du siehst verwirrt aus, ist irgendetwas?",fragte sie mit besorgten Ton. 

Was war gerade passiert? Ich hatte sie doch berührt und sie lebte noch. Wie konnte das sein? Meine Gedanken überschlugen sich förmlich, bis ich merkte, das sie mich noch immer fragend ansah.

"Nein, es ist überhaupt nichts." Ich räusperte mich.

" Tja das mag dir jetzt komisch erscheinen und es vielleicht nicht der richtige Ort so etwas zu fragen, aber möchtest du heute in der Mensa an meinem Tisch sitzen?" Ich nickte.

 "Ach übrigens ich bin Carrie. Carrie Wemmington."




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