May
Ich fragte mich momentan echt, was Kleo hier in diesem Baum versteckt gemacht machte. Ich hatte gehört, wie sich ihr Herzschlag beschleunigt hatte, als sie mir diese Lüge auftischt hatte. Ich fragte mich nun aber, was sie hier wirklich machte. Sie ahnte doch wohl nicht, dass Dylan ein Werwolf war oder ich? Das wäre nämlich ein großes Problem. Ich konnte nur hoffen, dass sie kein Jäger war und Dylan beobachten würde, um seinen schwachen Moment zu bemerken.
Doch diesen Gedanken verbannte ich gleich wieder, wenn sie eine Jägerin wäre, wüsste sie, dass ich ein Werwolf wäre und hätte schon anders reagiert.
„Na ja, ich muss dann auch mal. Bis morgen, schätze ich mal", nuschelte ich und kehrte ihr den Rücken zu, um mich auf den Weg zu Dylans Tür zu machen. Ich hatte mich entschieden, ich würde dem Rudel beitreten. Und ich würde es nicht Stephen sagen, Dylan könnte die frohe Botschaft genau so gut übermitteln. Nach langem Überlegen war mir klar geworden, dass ich gar keine andere Wahl hatte, wenn ich hier in New Jersey sicher sein wollte.
„Grüß deinen Cousin von mir", hörte ich Kleo murmeln und konnte förmlich schon den eisigen Blick spüren, den sie mir in den Rücken starrte. Irgendetwas war mit ihr und Dylan, weshalb sie sich so verhielt. Mir kam es so vor, als würde sie in Dylan mehr als nur einen guten Freund sehen. Doch ob ich recht hatte oder nicht, würde ich wohl im Moment nicht erfahren.
Als ich vor Dylans Tür stand, hob ich gerade meine Hand, um auf die Klingel zu drücken, auf der 'O'Brien' stand, als auch schon der Summer ertönte und die Tür sich vor mir öffnete. Verwundert trat ich ein. Werwolflogik, er musste mich wohl kommem gehört haben. Langsam und sachte schloss ich die Tür hinter mir, während ich meine dunkelblonden Haare über meine Schulter nach hinten strich und mir schon einmal den ersten Eindruck über das Haus machte. Es sah alles hier ziemlich einladend aus, es war ziemlich hell hier, die Sonne schien durch viele Fenster ins Haus, was man von einem Haus, in dem ein Werwolf wohnte nicht so erwartete. Es war allgemein eher bekannt, dass wir in einer Art mysteriösen Gruselhäusern lebten, doch hier war der Beweis, dass es doch nicht so war.
„Ich bin im ersten Stock auf der linken Seite!", hörte ich Dylans Stimme von oben zu mir nach unten schallen, wodurch ich mich gleich auf den Weg nach oben machte. Seine Eltern mussten wohl ziemlich wohlhabend sein, so kam das alles hier zumindest rüber.
Als ich Dylans Zimmer betrat, lag er ganz relaxt auf seinem Bett, hatte sein Handy in der Hand, Kopfhörer auf dem Kopf und sah einfach aus wie ein gewöhnlicher Teenager. „Ah hi", begrüßte er mich und setzte sich auf. „Es scheint mir so, als hättest du deine Entscheidung gefällt und willst es mir nun mitteilen." Da hatte er recht, deswegen war ich hier hergekommen, aus keinen anderen Grund.
Er rutschte ein Stück zur Seite. „Setz dich doch", bot er mir an, doch ich lehnte dankend ab. Ich hatte nicht vor, lange hierzubleiben, ich wollte es eigentlich schnell hinter mich bringen und dann einfach wieder nach Hause gehen und mich mit etwas beschäftigen, was mich auf andere Gedanken bringen würde. Ich war den ersten Tag in meiner neuen Schule gewesen und vollkommen neu in New Jersey, da würde es sicherlich nicht schaden, sich hier mal ein bisschen umzusehen, denn ich wollte immer wissen, wo es die besten Plätze hier in der Stadt gab, an die ich mich mal zurückziehen konnte, wenn mir danach war.
Auf einmal vibrierte mein Handy in meiner Hosentasche und dudelte seinen Klingelton vor sich hin, den ich immer nervtötend fand, allerdings noch nicht dazu gekommen war, ihn zu ändern. Wer war das denn nur? Mom, Dad oder mein Bruder müssten eigentlich die einzigen Personen sein, die in Frage kommen würden, denn ich dachte nicht, dass mich meine alten Freunde einfach so anrufen würden, das war nicht typisch für sie. Außer sie wollten mich fragen, wie mein erster Schultag an der neuen Schule verlaufen war.
So schnell wie möglich fischte ich das Handy aus meiner Hosentasche und klappte meinen Mund erstaunt auf, als ich sah, wessen Name auf dem Display erschien: Thomas ☺️. Woher zum Kuckuck hatte er bitte meine Nunmer? Und selbst, wenn sie ihm irgendjemand, der sie von irgendjemand anderem hatte, überreicht hatte, wieso war dann seine Nummer bitte bei mir eingespeichert? Und wo kam dieser verflixte Emoji her?
„Willst du nicht rangehen? Deines Blickes nach zu urteilen ist es wichtig." „Nein, ich rufe später zurück." Ich drückte Thomas weg und ließ mein weißes Handy wieder in meiner Hosentasche versinken. Ich war schließlich hier, um Dylan meinen Entschluss mitzuteilen.
Ich holte tief Luft. „Ich werde zu euch ins Rudel kommen. Ihr könnt einen weiteren Beta gebrauchen und für mich ist es auch besser, mit anderen zusammenzusein. Ich habe es gerne, ein Teamgefühl zu haben und mit anderen zu arbeiten."
Dass mir der Gedanke, völlig alleine hier als Beta rumzustreunen etwas zu denken gab und ich mich dadurch leicht unbehaglich fühlte, musste er ja nicht erfahren.
Dylan lächelte mich breit an. „Super, das freut mich und Stephen und Kleo sicherlich auch total." „K-Kleo?", fragte ich erstaunt. Er meinte sicherlich jemand anderen, dieser Name war doch auch ziemlich häufig. Kleo wusste gar nichts davon, dass wir Werwölfe waren, also konnte sie unmöglich auch einer sein.
„Ja, die Kleo, mit der du dich heute in der Mittagspause unterhalten hast. Sie ist auch ein Beta, hast du das etwa nicht gerochen? Ich schätze, Stephen muss dich noch viel lehren", lachte er und zückte sein Handy, um den anderen Bescheid zu geben. Das war für mich der perfekte Augenblick, die Fliege zu machen. Ich war verwirrt und wusste, dass es hier nicht besser werden würde. Ich musste mich ablenken.
Nachdem ich mich von Dylan verabschiedet hatte und ein paar Seitenstraßen weitergelaufen war, nahm ich mein Handy wieder in die Hand, um Thomas zurückzurufen. Vielleicht würde er ja doch so nett sein und mir die Stadt etwas zeigen.
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Moonlight werewolves
Manusia SerigalaMay dachte, dass sie ihr altes Leben endlich hinter sich lassen konnte, doch in New Jersey begann alles wieder von vorne. Eifersüchtige Rudelmitglieder, Geheimnisse und noch alles was dazugehört, holen sie wieder ein. #190 in Werwolf 25.8.16