Kapitel 43: Racheplan

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May

Ich hatte die ganze Zeit, als ich mit Thomas alleine gewesen war, mit mir gerungen, ob ich ihn auf das Thema ansprechen sollte. Ich hatte es eigentlich vorgehabt, denn wenn Kleo und Dylan momentan nicht hier waren, konnte ich auch sagen, was ich wollte und musste mir keine Sorgen machen, dass sie sich lustig über mich machen könnten.

Doch ich hatte es nicht gemacht. Das einzige, was ich gefragt hatte, war, ob Thomas heute Abend noch kurz zu mir mitkommen könnte, da ich ihn ein paar Sachen bezüglich der Werwolfsachen fragen müsste. Ich wusste keine andere Ausrede und ich wüsste nicht, wie ich es sonst fertiggebracht hätte, ohne zu nervös zu werden.

Ich hatte ihn die ganze Zeit nur anstarren können, seine Hand, die sich in mein Popcorn gelegt hatte und wie sie zu seinem Mund geführt wurde, diesen perfekten Lippen, nach denen ich mich so sehnte. Es war nur leider momentan nicht der richtige Zeitpunkt, Kleo ging es nicht so gut, das hatte ich bemerkt und ich wollte mit all meinen Gedanken nur an Thomas denken können, wenn ich ihm meine Gefühle für ihn gestehen würde.

Ich hatte sowieso ein bisschen Bammel, dass ich mich in der letzten Sekunde noch zurückziehen würde und dann alles für die Katz gewesen wäre.

Thomas hatte solch einen starken Einfluss auf mich und ich musste eigentlich die ganze Zeit über nur an ihn denken, doch ich musste mich zur Vernunft berufen und auch an Kleo denken. Ihr ging es wirklich nicht gut, wie ich feststellte, als ich zusammen mit Thomas zu Dylan und ihr stieß.

Sie hatte sich auf einem Stuhl niedergelassen und rieb sich die Stirn, auf der sich ein paar Schweißtropfen gebildet hatten.

„Wolfswurz. Wir müssen etwas machen, Florians Bruder hat gerade gesagt, dass er uns alle umbringen wird. Wenn wir uns aber nun besprechen, wie wir von hier fliehen wollen, wird er uns immer einen Schritt voraus sein, denn er wird uns sicherlich belauschen", sagte Dylan und warf Kleo einen besorgten Blick zu.

„Was machen wir denn nun?", gab Kleo von sich und ich sah ihr an, wie schlecht es ihr ging. Sie tat mir wirklich leid. Uns musste etwas einfallen, ganz schnell, wir durften Florians Bruder keine Zeit lassen, sich zu überlegen, was er uns noch antun könnte. Er hatte Kleo immerhin gerade fast umgebracht.

„Leute, folgt mir, ich habe eine Idee!", zischte ich und lief in Richtung der Toiletten. Mit einem Blick vergewisserte ich mich, dass die anderen mir folgten, Thomas war mir direkt auf den Fersen und warf mir einen beruhigenden Blick zu, durch den ich errötete. Er stand mir wirklich immer bei und dafür war ich ihm einfach so dankbar.

Dylan hatte sich Kleos Arm um den Nacken gelegt, um sie zu stützen. Sie wehrte sich allerdings und wollte Dylan von sich wegstoßen, doch sie hatte kaum Kraft.

Ich führte Thomas einfach mitten ins Mädchenklo und hielt die Tür für Dylan und Kleo auf. Wir mussten auf ein Kleo und im Männerklo wäre es sicherlich peinlicher geworden.

Als die anderen auch angekommen waren, schaltete ich den Wasserhahn an, damit alles um uns in ein lautes Zischen und Geplätscher getaucht wurde. So konnten wir nicht belauscht werden.

„Wir müssen Stephen und die Jäger kontaktieren. Wir wissen nicht, ob er alleine arbeitet oder noch Komplizen in unmittelbarer Nähe hat. Kleo hat er schon beinahe außer Gefecht gesetzt, also müssen wir in Zukunft wirklich vorsichtig sein."

Dylan nickte und Thomas ebenfalls. Thomas nahm sein Handy in die Hand und entfernte sich ein paar Meter von uns, um Stephen anzurufen. Ich wandte mich an Dylan.

„Wir müssen ihn glauben lassen, dass wir von ihm eingeschüchtert sind und nichts gegen ihn unternehmen. Die Jäger müssen uns retten, ich weiß, dir gefällt der Gedanke nicht, mir auch nicht, doch alles Andere ist viel zu riskant. Wir müssen Kleo vorschicken, nach draußen auf den Parkplatz. Tun wir so, als hätten wir uns gestritten und denken, dass sie übertreibt und wir sie somit alleine nach draußen schicken. Von Thomas und mir weiß er ja noch nicht, dass wir Werwölfe sind und so wird er sich Kleo sicherlich siegesreich vorknöpfen. Dort müssen die Jäger ins Spiel kommen. Vielleicht schafft es Kleo sogar noch und kann ein paar nützliche Informationen aus ihm herausholen. Wenn er mit dem Alpharudel in engem Kontakt steht, könnten wir uns das so zu großem Nutzen machen."

Dylan legte seine Stirn in Falten, als würde er überlegen, ob das funktionieren könnte, während Thomas noch immer telefonierte.

Nun mischte sich auch Kleo ein: „Das ist auf die Schnelle der beste Plan, den wir haben. Ich mache es, denn er hat es wohl hauptsächlich auf mich abgesehen. Ich bin sowieso noch nicht bei ganzen Kräften, also vielleicht sieht er in mir keine Bedrohung und ich kann etwas Nützliches aus ihm herauslocken."

Thomas stieß nun auch wieder zu uns und nickte uns zu, er hatte wohl den Plan mitbekommen und es auch gleich weitergeleitet. Mein Herz klopfte schnell, wenn ich daran dachte, wie riskant das hier alles war.

Wir hatten es immerhin mit einem Werwolf zu tun, das schätzte ich zumindest. Ich meinte, wenn er einfach nur ein Mensch sein würde, wäre es sehr, sehr riskant, wenn er es alleine mit vier Werwölfen aufnehmen würde.

„Bereit?", fragte Dylan uns alle und wir nickten. Ich war ziemlich aufgeregt.

Kleo rappelte sich auf, sie hatte sich nämlich die meiste Zeit an die Wand gelehnt und lächelte uns gezwungen an.

„Wir passen auf, dass die Jäger kommen und er dir nichts antut. Wenn es zu schlimm wird, dann helfen wir dir, wir sind immer in der Nähe", sagte ich zu Kleo.

„Ich schaffe das schon", entgegnete sie und humpelte aus der Toilette, steuerte auf den Ausgang zu.

Unbewusst hatte ich mich näher zu Thomas gestellt, sodass mein Arm seinen streifte. Ich zuckte kurz zurück, ließ ihn dann aber doch an der Stelle, da er seinen Arm auch nicht zurückgezogen hatte. Die Röte schoss mir ins Gesicht.

Jetzt hieß es also nur noch warten und beobachten. Und hoffen, dass alles glatt ging.

Moonlight werewolvesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt