Kapitel 45: Die Wahrheit

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May

Da heute die Beerdigung von Florian war, zu der sehr viele Leute eingeladen waren, hatte ich heute sehr viel Zeit, um mich auszuruhen. Dylan und Kleo waren ebenfalls zu der Beerdigung eingeladen, wie natürlich auch sein Bruder, doch Thomas und ich hatten abgelehnt, als wir gefragt wurden, ob wir auch auf die Beerdigung gehen würden.

Wir hatten ja schließlich keine Einladung erhalten und außerdem hatte ich Florian noch nicht einmal persönlich gekannt und Thomas hatte nicht wirklich viel mit ihm zu tun gehabt.

Da wir noch bis spät in die Nacht aufgewesen waren, bis Kleo aufgewacht war und viel mit Sebastian geredet hatten, da wir alles von ihm wissen mussten, was er wusste, waren wir erst spät eingeschlafen. Ich war deswegen auch dementsprechend erst mittags aufgewacht und hatte mich ein paar Stunden einfach nur ausgeruht und versucht, einen klaren Kopf zu bekommen, bis mir das Unvermeidliche eingefallen war.

Ich hatte ja zu Thomas gesagt, dass er am nächsten Tag bei mir vorbeikommen sollte, da ich etwas mit ihm besprechen musste und das musste ich jetzt auch durchziehen. Der Gedanke daran, dass ich nichts erwähnen musste, was die Werwolfsachen betraf, machte mich noch nervöser. Ich hatte vor, ihm zu sagen, was ich für ihn empfand.

Länger könnte ich es nicht mehr für mich behalten, ich würde mir sonst nur Vorwürfe machen, wenn Thomas irgendwann irgendwen anderes kennenlernen würde. ich war nur so schrecklich nervös, alleine bei dem Gedanken, es ihm zu sagen, wurde ich ganz rot und fing an, wie Espenlaub zu zittern. Mein Herz raste und wie ich riechen würde, musste ich mir gar nicht erst ausmalen. Wahrscheinlich würde jeder andere Wolf auf eine Weite von mehreren Kilometern riechen, was mit mir loswar, was aber auch nicht weiter verwunderlich war.

Ich machte mich fertig und schrieb danach Thomas eine SMS, dass ich ihn erwarten würde. Während ich diese Nachricht tippte, Wort für Wort Buchstabe für Buchstabe, zitterten meine Finger total und ich musste sie merhrmals überarbeiten, da es sonst nicht entzifferbar war. Ich kam mir vor wie eine liebeskranke Verrückte und wenn ich dann daran dachte, was Dylan und Kleo gerade durchmachten, bekam ich ein schlechtes Gewissen, denn es ging mir sehr gut und ich freute mich nunmal.

Nach etwa einer halben Stunde klingelte es an der Tür und dieses mal musste ich zum Glück keine Angst haben, dass mein Bruder oder einer meiner Eltern die Tür öffnen würde, denn sie waren momentan nicht zu Hause und würden auch vor heute Abend nicht mehr hier auftauchen, was ich sehr gut fand, denn sie waren die letzten Personen, die ich momentan hier gebrauchen konnte.

„Hi, May, schön, dass du mich eingeladen hast", lächelte Thomas mit geröteten Wangen, als ich ihm die Tür öffnete und wir nun zusammen auf dem Weg zu meinem Zimmer waren, das er nun ja schon kannte.

Als er sich auf meinem Bett niederließ und mich interessiert ansah und anlächelte, musste ich mich an meinem Stuhl, der neben mir stand, festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Es war, als hätten sich alle Muskeln, die sich in meinem Bein befanden, innerhalb von einer Sekunde in Gummi verwandelt und hatten nun beschlossen, mein Gewicht nicht mehr zu tragen.

„Du wolltest über irgendetwas mit mir reden, hast du gesagt", sagte er und zeigte dabei ein paar Grübchen um seinen Mundwinkel. Oh Himmel, war das zuckersüß. Wollte er mich vollkommen in Verlegenheit bringen und riskieren, dass ich umkippte, bevor ich das sagen konnte, was ich schon die ganze Zeit über tun wollte?

„Ähmm, ja, genau, das wollte ich", stammelte ich und lief ein paar Schritte am Platz, um einfach nur irgendetwas anderes zu machen, als ihn die ganze Zeit über nur anzustarren. „Gut, das muss ich nämlich auch."

Wie bitte?

Jetzt hatte ich Angst, dass er mir sagen wollte, dass er nicht mehr von mir wollte als eine gute Freundschaft. Ich konnte das nicht, wenn ich im Hinterkopf den Gedanken hatte, dass er vielleicht genau das Gegenteil von dem sagen wollte, was ich sagen wollte. Ich würde wie eine Bekloppte dastehen und am Ende würde er sein Thema gar nicht ansprechen, weil er wahrscheinlich noch Mitleid mit mir haben würde.

„Du kannst den Geruch von anderen definieren, oder irre ich mich da?", fragte Thomas und stand auf, näherte sich mir, sodass er nur noch in etwa einen Meter von mir entfernt stand. Mein Herz raste nun noch schneller, als es bisher in meinem Leben jemals geschlagen hatte. Worauf wollte er hinaus? Wollte er mir damit sagen, dass er wusste, dass ich in ihn verliebt war? Denn das war schließlich genau das, was ich versuchte, ihm zu vermitteln.

„Ja, das kann ich, wieso?" „Dann kannst du auch meinen Geruch definieren", antwortete er, wie als wenn er es einfach nur lässig sagen würde, doch ich sah ihm an, dass sich bei diesen Worten etwas in ihm veränderte. Er bekam gerötete Wangen, ich hörte, wie sein Herz schneller schlug und merkte, dass sein Atem nicht mehr gleichmäßig, sondern nun keuchend ging.

Vor allem eines bemerkte ich am meisten und das war genau das, was mich fast durchdrehen ließ. In seinem Geruch erkannte ich die Liebe, dass er sich zu mir verbunden fühlte und ich wusste, dass es keine Einbildung war. Thomas Sangster mochte mich und zwar sehr, er war in mich verliebt.

Ich konnte es eigentlich gar nicht wirklich glauben, es war, wie wenn alles nur ein Schleier wäre. Ich näherte mich Thomas ein Stück, sodass ich jetzt nicht mehr so weit von ihm entfernt war, wir schon beinahe dieselbe Luft einatmeten.

„Ich rieche es und ich weiß, dass du auch meinen Geruch identifizieren kannst, ich konnte es dir nur nicht sagen, ich kann es einfach nicht in Worte fassen, Thomas, ich bin so höllisch nervös." „Hey, hey, alles ist okay, mir geht es genauso, May, ich fühle schon so lange so doch ich wusste nie, wie du über mich denkst und ich hatte Angst zurückgewiesen zu werden, deswegen hatte ich auch nichts gesagt." Er ließ seine Hand in mein Haar gleiten und strich sanft durch es.

Ich bemerkte nicht viel, da mein Kopf viel zu benebelt war, alles, was ich registrieren konnte und was alles war, was ich wollte und fühlte, war meine Verbundenheit zu ihm.

Wir kamen uns noch näher, doch bevor wir das tun konnten, wonach ich mich am meisten sehnte, klingelte mein Handy.

Moonlight werewolvesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt