Kapitel 16: Der Wille

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Kleo

Ich schrieb am Abend Stephen eine Nachricht. Unmöglich könnte ich heute alleine bleiben.

Ich spürte richtig, wie das Verlangen, jemanden umzubringen, gross war.

,,Gute Nacht!", schrie ich hinunter, damit niemand auf die Idee kam, nach oben zu kommen.

Doch dann hörte ich Schritte und mein kleiner Bruder kam hinauf.

,,Kannst du mir eine Geschichte erzählen?", fragte er und ich schüttelte den Kopf. ,,Keine Zeit. Ich muss morgen früh aufstehen. Geh jetzt wieder runter", entgegnete ich und mit einem traurigen Gesicht ging er wieder hinunter.

Da Stephen nicht antwortete und ich immer nervöser wurde, entschied ich mich auf den Weg zu machen.

Am Waldpunkt, in dem wir uns immer trafen, war er aber nicht.

Dylan sass da seelenruhig und sah den Himmel an. Als ich auf einen Ast trat, hörte er mich und drehte seinen Kopf in meine Richtung.

,,Kleo?", fragte er überrascht und ich seufzte.

,,Wo ist Stephen?", fragte ich ein wenig nervös und Dylan sah mich an. ,,Keine Ahnung. Wieso erwartest du Stephen hier?", fragte nun Dylan und ich sah hinauf in den Himmel.

Zwar sah man den Mond, aber er war noch nicht am höchsten Punkt angekommen.

Ich musste wissen, wo Stephen war, damit er verhindern konnte, dass ich anderen etwas antat.

,,Verschwinde", zischte ich wütend und er sah mich verwirrt an. Ich wollte aber nicht, dass er hier blieb, dass er sah, wie hilflos ich war.

,,Nein, ich werde nicht gehen. Was ist los mit dir? Wieso bist du so nervös?", fragte er weiter und ich schüttelte den Kopf. Ich wollte nichts erklären.

Es wurde mir ein wenig zu viel und ich merkte, dass mein Verlangen, zu morden gross war.

,,Wieso fragst du mich das? Lass mich doch einfach und gehe jetzt", sagte ich und versuchte meine Stimme so gut wie möglich nicht zittern zu lassen

,,Nein, ich gehe nicht", sagte Dylan und kam mir näher. Ich ging ein paar Schritte zurück und wollte nicht Dylan weh tun.

Dylan zu verletzen, würde ich mir nie verzeihen.

,,Kleo, sag mir was los ist. Ich weiss doch, dass du dich zusammenreissen musst und gerade Angst hast. Vor was hast du Angst?", fragte er und ich fing an leicht zu zittern.

Ich hatte Angst, Dylan etwas anzutun.

,,Ich hab mich nicht unter Kontrolle", sagte ich und drehte mich zu einem Baum. Mit meinem Unterarm stützte ich mich und krallte mich an dem Baumstamm fest.

Ich versuchte mich zu konzentrieren, was mir nicht so gut gelang.

,,Ich weiss, dass du mir nichts antun wirst. Du hast mir noch nie etwas getan und du hattest es auch schon im Griff. Ich wüsste nicht, wieso du mir jetzt etwas machen würdest. Du bist meine beste Freundin und ich denke, dass der Gedanke an unsere Freundschaft grösser ist, als der Wille jemanden umzubringen."

Ich schüttelte verzweifelt den Kopf. ,,Geh doch bitte", schluchzte ich. ,,Kleo, dreh dich um und sie mich an", forderte er.

Mein Atem wurde schneller und ich biss meine Zähne zusammen. Nein, Dylan konnte ich jetzt nicht ansehen. Ich konnte mich nicht beherrschen.

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