Kapitel 37: Gespräch über die Nacht

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May

Ich schluckte. Eigentlich war ich in letzter Zeit wirklich froh gewesen, dass sie nicht nach der Nacht gefragt hatte, denn ich wollte nicht wirklich, dass sie das alles erfuhr. Ob sie mir glauben würde, war dann schließlich auch noch einmal eine andere Sache, bei der ich mir nicht wirklich sicher war, doch eigentlich könnte sie gut genug identifizieren, ob ich die Wahrheit sprach oder nicht.

Ich senkte meinen Blick auf die Physikaufgaben, um ihr nicht in die Augen blicken zu müssen. Ich wollte wirklich nicht darüber reden, warum wollte sie es denn genau jetzt wissen?

„In dieser Nacht ist ziemlich viel passiert musst du wissen. Ich hatte dir auch damals nicht die ganze Wahrheit erzählt. Du warst nicht bei dir, hast sehr viel getrunken und ich kann sagen, dass ich dich vor einem wirklichen Desaster bewahrt habe. Ich wollte es eigentlich allen Recht machen und nett zu allen sein, aber das schien teilweise wirklich in die Hose gegangen zu sein. Dylan war dort, ein paar Leute seiner coolen Gang, die ich nicht leiden kann, wie du sicherlich weißt, darunter auch dieser 'Timothy', der irgendwie auf dich zu stehen schien. Ich kam ja erst ein ganzes Stück später, da ich mich ja noch mit Thomas getroffen hatte, um diese ganze Wolfssache zu regeln und hatte ihm angeboten, dass ich dich fragen könnte, ob er vielleicht ins Rudel aufgenommen werden könnte. Wir hatten uns gedacht, dass du vielleicht bei Stephen ein gutes Wort über Thomas einlegen könntest oder mit ihm sprechen könntest. Zu Thomas hatte ich deshalb gesagt, dass er auf keinen Fall aufdringlich sein darf, weshalb er auch stundenlang versteckt vor dieser Hütte gewartet hat und mir meine Aufgabe gelassen hat. Jeder in dieser Hütte hatte Alkohol intus, man konnte eigentlich mit keinem wirklich ein richtiges Wort wechseln und ob es bei dir dieses komische Kraut oder der Alkohol war, wusste ich nicht, auf jeden Fall hatte ich zwischendurch das Gefühl, als ob du hackedicht wärst. Als ob du vor etwas fliehen wolltest. Du bist dann ja tatsächlich nach einer Weile an die frische Luft gegangen, ich habe erst einmal eine Weile gewartet, weil ich dich nicht zu sehr bedrängen wollte, doch als ich dann doch mit dir gesprochen habe, hat mich auf einmal der Mut verlassen. Von dem Gespräch weißt du ja noch."

Kleo nickte. „Was ist danach passiert?"

„Als du gehen wolltest, hat sich relativ viel gleichzeitig ereignet. Ich war kurz zuvor in der Hütte gewesen und hatte gesehen, wie Cassandra und Timothy heftigst miteinander geknutscht haben. Glaube mir, die beiden waren so besoffen, das wolltest du nicht erleben. Das sah wirklich nicht feierlich aus, mir ist schlecht geworden und mir ist beinahe meine letzte Mahlzeit wieder hochgekommen. Dylan muss es auch bemerkt haben und wollte verärgert einschreiten, doch unsere Barbie hat natürlich, ganz das Unschuldslamm, behauptet, dass Timothy über sie hergefallen wäre und sie nicht machen konnte, weil er so besoffen und aufdringlich gewesen wäre. Wer das geglaubt hätte, würde auch noch an den Sandmann glauben. Ich habe ihm angemerkt, dass er kurz davor stand, auszurasten, also habe ich ihm mir geschnappt und bin mit ihm an die frische Luft gegangen. Um die beiden könnten wir uns auch noch später kümmern, hatte ich mir gedacht. Jedenfalls hatte sich Dylan relativ schnell wieder eingekriegt und ich war kurz davor, ihn wieder in die Hütte zu lassen, als du auf einmal aufgetaucht bist. Wie aus dem nichts. Dylan und ich hatten dir beide angeboten, dich nach Hause zu fahren, doch du hast abgelehnt, warst von etwas wie besessen. Als ich dann bemerkte, wie du Dylan anstarrtest, konnte ich eins und eins zusammenzählen und erkannte, dass du auf Grund seines Geruchs die ungefähre Lage ausfindig gemacht hattest. Du bist vollkommen ausgerastet und, als ob das nicht schon schlimm genug wäre, hast du Dylan auch wieder angestachelt. Ich hatte also zwei wütende Betas am Hals, die kurz davor standen, auf zwei andere Personen, zum Einen auch noch die Freundin der einen Person, loszugehen und sie zu Hackfleisch zu verarbeiten. Thomas hatte die Situation erkannt und wusste, dass ich seine Hilfe sehr gut gebrauchen könnte, auch wenn ich mir das niemals eingestanden hätte. Er tauchte wie aus dem Nichts aus und hielt dich fest, während ich dann in der Lage war, mich wieder mit Dylan zu beschäftigen und ihn zu beruhigen. Bei ihm hat es mal wieder wesentlich kürzer gedauert als bei dir. Du warst einfach bockig und hattest solch einen Hass auf Cassandra. Kann ich ehrlich gesagt auch verstehen, sie ist echt das Allerletzte. Ich wünschte, ich hätte dich einfach machen lassen und hätte dann gefilmt, wie du ihr den Hintern versohlst. Thomas ist dann allerdings auch irgendwann mit seinen Nerven am Ende gewesen und er hatte keinen anderen Weg mehr gesehen, dich zu beruhigen, als seine Krallen in deinen Nacken zu legen und dich so gewaltsam zu meinem Auto zu schleifen. Zu seiner Verteidigung: Hättest du dich nicht wie ein Aal gewunden, wäre es kaum mehr als ein Kratzer gewesen. Diese Wunde hast du dir eigentlich also schon fast selbst zuzuschreiben. Der Rest war dann eigentlich recht simpel: Thomas hatte dich durch seine Krallen dann doch wieder irgendwie zur Ruhe gebracht und so bist du nach nur einer Minute schon auf dem Beifahrersitz eingeschlafen. Ich habe dich nach Hause gebracht und ebenfalls dort übernachtet, weil ich ja so nett bin ... Ich konnte dich nicht alleine lassen, nenn mich eine Glucke, doch du sahst hilflos aus ... Jetzt weißt du es, alles halb so wild. Wir haben im Moment weitaus größere Probleme. Zum Beispiel wie es zu Stande kommen konnte, dass ich von einem Alpha verflixt nochmal fast aufgespießt wurde! Aber um den Abend jetzt noch einmal kurz zusammenzufassen: Gern geschehen."

Kleo sah mich perplex an. Entweder sie hatte sich gar nichts ausgemalt oder etwas ganz anderes. Aber das war nun mal die Wahrheit, da konnte ich nichts machen. „Danke", gab sie leise von sich.

Hatte ich mich da gerade verhört? Hatte Kleo sich gerade wirklich bei mir entschuldigt?

Sie musste meinen fragenden Blick wohl bemerkt haben.

„Danke, wirklich und ich danke Thomas auch. Ich bin froh, dass er dich gestern geheilt hat. Und May: Ich hoffe, unsere anfänglichen Schwierigkeiten werden nicht auf Dauer so sein. Wir sind nun in einem Rudel."

Ich lächelte sie an- sie erwiderte es leicht.

Moonlight werewolvesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt