Kapitel 29: Die Jäger

111 11 0
                                    

May

Wir hatten uns bei Thomas im Keller versammelt und warteten darauf, dass die Jäger auftauchten. Wir hatten uns darauf einigen können, dass wir uns alle bei Thomas trafen, denn weder bei ihnen oder bei Mitgliedern, die schon länger im Rudel waren, würden sich alle wirklich wohl fühlen.

Wir hatten uns verabredet, dass wir alle in fünf Minuten da sein würden, außer den Jägern waren wir alle schon da. Thomas und ich waren besonders gespannt, denn es war das erste Mal, dass wir überhaupt etwas von den Jägen erfahren hatten und sie auch sehen würden. Ich hoffte sehr, dass sie freundlicher waren, als Dylan und Stephen das beschrieben hatten, denn wir brauchten auch wirklich dringend ihre Hilfe. Wer wusste, wie viele sie im Alpharudel waren, wo sie sich befanden und was sie sich schon alles ausgedacht hatten. Doch ich war überzeugt, dass ich alles tun würde, um Kleo zu befreien und somit hoffentlich auch ihre Freundin, Liz. Sie gehörte schließlich zum Rudel und ich hoffte zumindest, dass sie das auch für mich tun würde, obwohl wir nicht die besten Freunde waren.

Thomas sah mich an, er sah genau so aus, wie ich mich fühlte: Höllisch nervös. Es musste einfach klappen, sonst wäre alles verloren. Ich glaubte nicht daran, dass wir vier, darunter zwei noch nicht wirklich so erfahrene Werwölf es mit einem Alpharudel aufnehmen könnten. Am Ende würden wir verlieren und sie würden Kleo, was weiß ich was, antun.

„Es wird alles wieder gut werden, das verspreche ich dir", sagte Thomas und legte seine Hand auf meine Schulter, um mich zu beruhigen, wofür ich ihm ziemlich dankbar war. Ihm ging es ja auch bei dem Gedanke nicht wirklich prickelnd, doch er dachte dennoch daran, mich aufzumuntern.

Mich ein Lächeln abmühend sah ich in seine braunen Augen und spürte, wie in meinen Magen alles anfing, leicht zu kribbeln und das Lächeln ehrlich wurde. Ich würde dafür sorgen, dass Thomas nichts geschah, er hatte ja schließlich noch nicht so viel Erfahrung und da bräuchte er vielleicht sogar mal meine Hilfe.

„Sind wir hier beim Club der coolen Wölfe?", hörte ich eine Stimme vor dem Fenster sprechen und hörte in genau dieser Sekunde eine andere Person an die Kellertür klopfen. Das müssten sie wohl sein. Sie waren sarkastisch, das war sicherlich kein gutes Zeichen. Mit einem Knoten im Bauch sah ich Thomas an, der Stephen ansah, welcher ihm zunickte. Daraufhin erhob Thomas sich vom Boden und lief auf die Tür zu, um sie öffnen. Er hielt für eine Millisekunde inne, als er seine Hand auf die Türklinke gelegt hatte, bevor er sie herunterdrückte, so kurz, dass man es normalerweise gar nicht bemerken würde, doch ich merkte es. Er hatte eine Heidenangst, denn selbst, wenn er in keinem Rudel war, wusste er, dass die Jäger unsere natürlichen Feinde waren.

Drei Männer kamen in den Keller, einer ihnen voraus. Er hatte braune Haare, die nach oben gegelt waren und er trug eine schwarze Lederjacke. Das musste wohl dieser Jason sein, von dem Dylan erzählt hatte, der Anführer der Jäger.

„Wie schön, mal wieder mit dir in Kontakt zu treten, Stephen. Ich habe dich und deine Patchworkfamilie schon so vermisst!" Sarkasmus. Eindeutig Sarkasmus. Naja, das konnte ja lustig werden.

Stephen ging nicht auf Jasons Bemerkung ein, er stand auf und lief auf ihn zu, um ihm die Hand zu reichen. „Ich danke dir, dass einige von euch hier hergekommen sind und das so schnell. Es gibt einen Feind, bei dem es auch in eurem Interesse liegen wird, ihn auszuschalten." Jason musterte ihn interessiert und winkte seine Kollegen herein, die sich wie Bodyguards hinter ihm positionierten.

„Wie sieht der Plan aus?", fragte er und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Okay, er wollte wohl nicht wirklich um den heißen Brei herumreden, was ich auch verstehen konnte. Es lag wohl auch wirklich in ihrem Interesse, etwas gegen die Alphas zu unternehmen. Mir war es auch egal, dass wir jetzt nicht die besten Freunde der Jäger waren, solange unser Plan, möglichst ohne große Komplikationen funktionieren würde, das war nämlich die Hauptsache.

Thomas hatte sich mittlerweile wieder neben mir auf dem Boden niedergelassen und starrte die Jäger an. Ihm war nun, da er sie sah, noch unwohler zu Mute als mir. Er hatte sich ziemlich nahe an mich gesetzt, woher wusste ich nicht, doch es gab mir ein Gefühl der Sicherheit. Wollte er mich vor den Jägern beschützen?

„Wir brauchen auf jeden Fall eure Waffen. Kleo hat eine Spur hinterlassen, somit werden wir dem Weg zumindest ein Stück weit folgen können. Ich hoffe natürlich, dass die Alphas es nicht bemerkt haben und wir somit den gesamten Weg einfach zurücklegen können, das wäre natürlich optimal. Ich denke, sie werden wohl immer Wachen aufgestellt haben, deswegen gibt es keinen besonderen Moment, wann es besser wäre, anzugreifen. Wir müssen versuchen, so viele Alphas wie möglich rauszulocken und dann angreifen. Ich würde sagen, wir bauen auf den Überraschungsmoment. Sicherlich denken sie nicht so weit, dass wir mit den Jägern zusammenarbeiten könnten. Wenn sie dabei sind, gegen die Jäger zu kämpfen und abgelenkt sind, müssen wir ins Spiel kommen. Wir müssen Kleo suchen und hoffen, dass Liz bei ihr ist ... Und vielleicht auch Florian. Was wir dann mit den Alphas machen, müssen wir noch besprechen. Sie dürfen nur vorher nicht wissen, dass wir mit den Jägern unter einer Decke stecken, sonst können wir den Plan vergessen. Und wir brauchen Waffen, sehr viele Waffen."

Dylan hatte uns allen seinen Plan erzählt und ich musste zugeben, dass er ziemlich gut war, ich wüsste zumindest im Moment nicht, was wir anders machen sollten. Natürlich könnten wir danach noch ein bisschen feilen, doch ich gab Dylan recht, wir mussten den Überraschungsmoment nutzen.

Jason sah seine Kollegen an und sie nickten ihm zu. Dann wandte er sich uns zu. „Geht in Ordnung, wir sind dabei, die einzige Frage ist nun aber noch, wann wir es durchziehen werden."

Wir sahen uns alle an. Es musste so schnell gehen wie möglich, denn wir konnten ihnen nicht zu viel Zeit geben, Kleo etwas anzutun. Ich hatte wirklich Angst um sie. Sie war mir mit ihrer speziellen Art dennoch ans Herz gewachsen.

Thomas und ich sahen uns an und er nickte mir zu. Lächelnd nickte ich zurück. Wir wären bereit, wann es auch sein würde. Wir würden uns dem stellen, was kommen würde.

Nun ergriff Stephen wieder das Wort.

„Heute Nacht wird es geschehen."

Moonlight werewolvesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt