Kleo
Dylan hatte mich abgeholt, als wir zur Beerdigung gingen. Er klingelte und ich machte auf.
Ich war ein wenig nervös, weil ich noch nie auf einer Beerdigung war und ich war mir sicher, dass das nicht gut endete.
,,Du siehst wunderschön aus", entgegnete er und ich strich mir nervös eine Strähne hinter dem Ohr. Er lächelte mich an.
,,Brauchst nicht nervös zu sein. Es ist keine grosse Sache, jemand hält eine kleine Rede und Florian wird dann begraben."
Es ging ihm so leicht über die Lippen, als wäre es ihm egal, dass Florian begraben wird.
Er hielt mir die Tür auf und ich stieg hinein.
,,Tja, denkst du auch, dass wir vor Thomas und May sterben?", fragte Dylan und startete den Motor. Ich schlug ihm leicht auf die Schulter. ,,Spinnst du so etwas zu sagen?! Wieso denkst du daran?!"
Dylan fährt los und sieht mich im Spiegel an. ,,Keine Ahnung. Bis jetzt ist jeder der Reihe nach gegangen. Wenn es stimmt, bin ich der nächste. Schnall dich an."
Ich schnallte mich an und sah Dylan weiterhin an. ,,So etwas kannst du nicht vorhersehen. Du bist keine Banshee."
Dylan konzentrierte sich auf das Autofahren und erwiderte nichts mehr.
Wir hatten für heute extra freigenommen. Ich weiss nicht, ob May und Thomas zur Schule gegangen waren.
Ich hatte sie nach meinen Aufwachen gar nicht gesehen.
Wir kamen am Friedhof an und mich durchkam ein kalter Schauer über den Rücken. Ich wollte nicht hier sein. Ich wollte nicht mit Florian abschliessen.
Dylan und ich konnten gar nicht mit Florian abschliessen.
Er wurde uns einfach weggenommen.
Bei jedem konnte man die tiefe Trauer riechen und sie war von niemanden nur vorgespielt. Die Eltern hatten Dylan entdeckt und wollten ihn ganz vorne mit dabei haben. Ich wollte eher hinten bleiben, aber Dylan packte meine Hand.
,,Komm bitte auch", entgegnete er und ich wusste mir nicht zu helfen, deswegen liess ich mich mitziehen.
Ein paar Familienmitglieder sagten etwas zu Florian und ich hörte nicht genau zu. Nur ein paar Wörter bekam ich mit und die meiste Zeit konzentrierte ich mich auf Dylan.
Dylan roch schon traurig, aber noch irgendein anderer Geruch stieg mir in die Nase. Er hielt meine Hand immer noch fest und ich war sicher, dass ich wie immer roch.
Verliebt in einen Jungen, der meine Gefühle zwar erwiderte, aber Angst hatte, dass er mich verletzte.
Ich war noch nie auf einer Beerdigung gewesen. Vielleicht hatte ich das Ganze noch nicht realisiert.
,,Dylan, willst du noch etwas sagen?", fragte die Mutter von Florian und sah ihn an. Dylan nickte leicht und liess meine Hand nun los.
Plötzlich verschwand das Gefühl. Das Gefühl von Geborgenheit und dass es mir mehr als nur angenehm war.
Er hatte sie die ganze halbe Stunde gehalten.
Dylan stellte sich vorne hin und sah in die Runde. Er war sich sicher, was er sagte.
,,Florian war mein bester Freund. Nein, er war mehr als das. Er war wie mein Bruder." Er sah hinauf in den Himmel und atmete tief ein.
,,Florian hatte jedes Geheimnis für sich behalten." Er lachte leicht und dachte wohl an eine lustige Situation. ,,Ja, wirklich jedes Geheimnis. Selbst wenn ich wissen wollte, ob ein Mädchen auf mich steht." Nun sieht er in der Menge. ,,Jeder der Florian kannte, weiss das. Ehrlich gesagt, hatte ich jeden Tag nach Florian Ausschau gehalten, obwohl man mich davon abriet, aber ich wusste, dass Florian dasselbe für mich getan hätte. Ich finde es schade, dass ich alles für selbstverständlich nahm. Ich dachte, dass Florian und ich für immer Freunde sein werden, aber was hält den schon für immer? Jeder wünscht sich etwas, was er für immer hat, aber die Menschen um uns herum, kann man nicht für immer bei sich haben. Menschen sterben auf irgendeiner Weise. Das Worte für immer, sollte man also nicht für uns gebrauchen. Wir sollten jetzt das machen, was wir schon immer mit jemanden machen mochten."
Dann sah er mich an und lächelte leicht. Ich erwiderte das Lächeln.
,,Für Florian werde ich aufhören ein Arschloch zu sein. Zumindest werde ich es versuchen. Er wollte immer, dass ich aufhörte, mich wie ein Kind zu benehmen und die Sachen ernster zu nehmen. Leider kann nicht jeder wie Florian sein. Florian war für mich ein Vorbild, wie für viele andere."
Er sah sich um und nickte leicht. ,,Mehr habe ich eigentlich nicht zu sagen."
Er kratzte leicht am Hinterkopf und kam wieder auf mich zu. Bevor die Mutter von Florian nachfragen konnte, ob ich etwas sagen wollte, schüttelte ich schnell denn Kopf, als sie ihren Blick zu mir wendete.
,,Das ist unhöflich. Sag etwas. Egal was", flüsterte Dylan ohne seine Lippen fest zu bewegen. ,,Ich weiss nicht was", murmelte ich und Dylan schubste mich leicht nach vorne.
,,Dir fällt schon was ein", sagte er und die Mutter lächelte leicht.
Nun stand ich vor all den Leuten. Alle waren am Boden zerstört und ich würde die Situation nur noch schlimmer machen.
Ich hatte noch nie jemanden wichtiges verloren und das erste Mal kam mir so seltsam vor.
Es kam mir eher wie ein Albtraum vor und ich dachte, dass ich vielleicht daraus aufwachen werde.
Dylan sah mich an und alle anderen auch. Jeder hatte seinen Blick auf mich gerichtet. Ich wurde leicht nervös und es war ganz anders als bei einem Vortrag. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
Als ich das Gefühl hatte, dass mich alles auffrisst und ich die Blicke der Leute nicht aushielt, ging ich ein paar Schritte zurück.
Meine Hände wurden schwitzig und ich atmete schneller als gewohnt.
,,Ich kann das nicht", sagte ich und ging weg. Zuerst ging ich nur, aber dann rannte ich. Ich wollte weg. So schnell wie möglich.
Im Park blieb ich stehen und setzte mich auf eine Bank.
Ich werde Florian nie wieder sehen.
Ich fing an zu weinen und es dauerte nicht lange, bis Dylan auftauchte. Er sah mich an.
,,Was ist los?", fragte er und ich sah ihn aufgebracht an. ,,Was los ist?! Florian ist tot! Wieso bleibst du so cool!? Wieso lässt du deine Gefühle nicht zu! Wieso unterdrückst du sie!?"
Dylan setzte sich neben mir.
,,Weil jedes Mal, wenn ich meine Gefühle zulasse, irgendetwas schlimmes passiert."
Er stand dann auf. ,,Komm, wir gehen wieder zur Beerdigung. Niemand wird es dir übel nehmen. Das zeigt nur, wie sehr du Florian mochtest. Komm."
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Moonlight werewolves
Hombres LoboMay dachte, dass sie ihr altes Leben endlich hinter sich lassen konnte, doch in New Jersey begann alles wieder von vorne. Eifersüchtige Rudelmitglieder, Geheimnisse und noch alles was dazugehört, holen sie wieder ein. #190 in Werwolf 25.8.16