7

217 13 3
                                    

Als Elijah das Zimmer betrat, zog ich reflexartig meine Decke höher, die anderen schliefen schon längst. Er blieb in der Mitte des Zimmers stehen. „Ich weiß nicht ob das hier eine gute Idee ist", sagte er ganz direkt.

Ich war so perplex, dass ich für einen Moment verdrängen konnte wie hässlich ich in dem weißen Licht meines Handys aussehen musste. „Was?"

„Ich sollte unten auf der Couch schlafen."

„Was ist dein Problem? Ich mache doch gar nichts!"

„Nein", sagte er schnell, „nur, ich glaube einfach es wäre besser so."

Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass mir seine Worte etwas ausmachten, aber es klappte nicht. „Es ist nicht meine Schuld, dass euer Haus vollgelaufen ist. Und es war auch nicht meine Idee, dass ihr hier wohnt. Aber okay, wenn das jetzt ein Problem ist, nur weil ich Fotos und Bilder an den Wänden habe, Sitzkissen auf dem Boden, Liebesromane im Regal und Blumen auf der Fensterbank, dann, dann - geh einfach! Ich kenne keine Jungs wie dich, also ich meine, die sind nicht meine Freunde und das ist wohl irgendwie verständlich, weil... weil ich halt kein Plan habe von Football, Autos oder Videospielen! Okay! In diesem Fall – schlaf doch auf dem Sofa, damit du mir aus dem Weg gehen kannst! Ich frage mich nämlich auch langsam was ich hier mache, jetzt schreie ich dich auch noch an, na super! Ich halte jetzt einfach den Mund. Mist."

Ich drückte mein Gesicht in mein Kissen, verärgert über mich selbst, weil ich mein Mund nicht halten konnte. Elijah setzte sich langsam auf die Bettkante, stützte seine Arme auf die Knie und sah mich an.

„Ich wollte dich nicht ärgern, okay? Ich hab nichts gegen dich oder dein Zimmer." Dann stand er schnell auf, nahm seine Tasche und ging zur Tür. „Gute Nacht."

Am nächsten Morgen versuchte ich Elijahs Blick zu meiden, was sich als schwierig erwies, da wir an einem Frühstückstisch saßen. Ich war nicht gerade gut gelaunt und Willow machte es nicht besser.

„Elijah, ich brauche Moms Kreditkarte", sagte sie, nachdem sie in einer Parfümwolke in die Küche stolziert gekommen war. „Ich weiß, dass du sie hast."

„Nö", entgegnete Elijah mit vollem Mund.

Sobald sie sich umdrehte, imitierte ich die Art wie sie ihre blonden Haare zurückwarf und meine Schwestern mussten lachen. „Ohne Scheiß, her damit!"

„Wofür?" Elijah ließ nicht locker.

„Oh Mann, tu nicht so vernünftig! Ich fahre nach der Schule mit meinen Freundinnen nach Madison um mir ein Kleid zu kaufen."

Elijah stöhnte. „Hab ich total vergessen. Der Ball."

„Welcher Ball?", fragten wir gleichzeitig.

Willow strahlte. „Der Schulball am Freitagabend. Für die Juniors und Seniors."

„Und warum erfahren wir das erst jetzt?", fragte Chrissy verärgert. Zwischen ihr und Willow herrschte eine derart miese Stimmung, dass ich jeden Moment befürchtete, sie würden aufeinander losgehen.

„Du hast doch eh niemanden, der mit dir hingeht", gab Willow zurück. Bevor Chrissy einen richtigen Streit anfangen konnte, sagte Jada: „Wir finden schon noch jemanden für dich, Chrissy. Und ich will auch nicht allein hin." Ihr Blick huschte kurz zu Elijah. Er war genau ihr Typ, das wusste ich.

„Wer geht denn mit dir, Elijah?"

„Jeanette, Erica, Cara, Anna oder Keira", sagte er mit einem selbstbewussten Grinsen.

Jada schluckte. „Dann füg' mich auch zu deiner Liste hinzu, ja?"

Er lehnte sich zurück. „Wie war noch mal dein Name?"

„Du Arschloch", schimpfte sie, musste aber grinsen.

Ich fand es nicht zum Grinsen, zumindest nicht, als ich am nächsten Tag hörte, dass er tatsächlich Jada als seine Begleitung gewählt hatte und ich mir den ganzen Morgen anhören musste, wie sie von allen Seiten dafür beglückwünscht wurde. Normalerweise liebte ich Schulbälle, aber ich hatte dieses Mal niemanden, der mich begleiten würde, also war meine Vorfreude eher gemäßigt. Je mehr Jada sich freute und strahlte, desto mehr verfiel ich in Selbstmitleid, aus Trotz, weil niemand mir Beachtung schenkte, stattdessen Jadas Kleiderwahl, ein heikles Thema.

Meistens war das mein Aufgabengebiet, da ich ein Talent bin, wenn es um Mode geht und meine Beurteilung bei den Mädchen am meisten Gewicht hat, weil ich ein Junge bin und schwul. Das ist zumindest Jadas These. Ich hatte aber diesmal wenig Lust zu shoppen, da ich nicht wusste, für wen ich mich so schick machen sollte.

Serena war jedenfalls fest davon überzeugt, dass Elijah auf Jada stand und Jada wurde deshalb immer aufgedrehter. Ich wollte es ihr nicht übelnehmen, da ich selbst schon einmal verliebt gewesen war und sicherlich genauso nervig, aber es klappte nicht so richtig.

„Er hat fünfzigtausend anderen Mädchen für mich abgesagt!", rief Jada euphorisch, tanzte wild durch den Raum und ließ sich von den anderen feiern.

Ich konnte den Aufstand gar nicht verstehen, schließlich war Elijah kein Preis, sondern ein Junge mit gesegnetem Aussehen und hohem High School Status. Okay, das war vielleicht einen Preis wert.

Dreamboy (#deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt