40

79 5 0
                                    

„Willst du nicht etwas Kaltes drauf tun?", fragte mich Maggie und betrachtete den riesigen blauen Fleck an meinem Schlüsselbein.

„Das geht schon." Ich zog den Reißverschluss meines Sweaters höher, sodass er den Fleck verdeckte.

„Was hat dein Coach dazu gesagt?", wollte sie wissen und rührte in der Tasse Tee, die vor ihr auf dem Holzboden stand.

„Was mein Coach dazu sagt, dass mir ein paar meiner Mitspieler gerne weh tun und mir Schwuchtel ins Ohr raunen?"

Ich stand auf, ging zu meinem Bett und nahm meinen Laptop herunter. „Er bekommt davon nicht viel mit."

„Wie können sie plötzlich alle so gegen dich sein?" Sie schüttelte verständnislos den Kopf.

„Bart hat sich eine Wohnung in Chicago gemietet", erzählte ich um das Thema zu wechseln. Ich redete nicht gerne darüber, wie ich von einigen homophoben Studenten behandelt wurde.

„Ah. Was macht er dann so den ganzen Tag?" Sie blies in ihren Tee und ich war dankbar, dass sie darauf einging. „Keine Ahnung. Wenn ich ihn besuche sitzt er meistens in seinem Sessel und liest Pierces neues Highsociety Magazine. Ich glaube er verbringt seine Zeit damit, sich über den Kerl lustig zu machen."

„Typisch Bart. Er ist einfach unterfordert ohne seine Highsociety."

„Pierce gibt das ganze Geld aus. Der Safe ist praktisch leer", erzählte ich.

„Kriegt er nicht sogar Geld von der Universität?"

„Nein, nicht mehr."

Sie stellte die Tasse weg, stand auf und machte sich an meiner Musikanlage zu schaffen.

„Was tust du?", fragte ich, weil sie hilflos aussah.

„Ich will Musik an machen."

Ich half ihr.

„Was ist das denn?", lachte sie, als die Musik anging, „och Elijah, das ist ja voll depressiv."

„Das ist Rap." Ich grinste und setzte mich auf mein Bett. Ich hörte Rap weil es so wütend war, so laut und ehrlich.

Sie schüttelte angewidert den Kopf, zog ihr Handy hervor und schloss es an die Musikanlage an. Sofort erfüllte eine heitere Melodie mein Zimmer.

Jetzt musste ich lachen. „Ist das Musiktherapie?"

„Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Keine Ahnung. Auf jeden Fall macht es Spaß!" Sie tanzte. „Komm mach mit!"

Ich schüttelte den Kopf, fand es aber nett, dass sie mich aufmuntern wollte.

„Wo ist der furchtlose, lockere, witzige Elijah hin?", rief sie und tat so, als würde sie ihn im Zimmer suchen. Fast wäre ich aufgestanden und hätte mit gesucht.

„Ich werde ihn schon noch wiederfinden", sagte sie bestimmt und ich hoffte, dass sie damit richtig lag.

Ich hatte mich wirklich verändert. Ich ging jetzt nicht mehr auf die anderen zu, sondern ließ sie auf mich zukommen, ich war stiller und ging manchen Leuten aus dem Weg. Es machte mir keinen Spaß, aber es war tausendmal besser als beleidigt zu werden.

Es war nicht jeder blöd zu mir und ich war dankbar für jedes Lächeln, das mir geschenkt wurde. Normalerweise will ich nicht das Opfer spielen, aber es fiel mir schwer, denselben selbstbewussten Typen zu geben wie zuvor. Mein Selbstbewusstsein hatte Urlaub genommen.

Plötzlich hörten wir es an meiner Zimmertür klopfen.

„Ja?", fragte ich und Maggie drehte schnell die Musik leiser.

Die Tür öffnete sich und zu unserer großen Überraschung trat Bart herein. Er lächelte, als er unsere Gesichter sah. „Hallo ihr beiden."

„Was machst du hier?" Ich erhob mich.

„Bart Kent ist zurück", verkündete er und breitete dabei dramatisch die Arme aus.

Dreamboy (#deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt