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Ich hatte tatsächlich noch nie Football gespielt, deswegen hatte ich Angst mich lächerlich zu machen. Elijah wartete alleine auf dem Feld. Er trug ein weißes T-Shirt und eine graue Jogginghose, in der Hand hielt er seinen Football, den er konzentriert auf seinem Finger zu drehen versuchte.

Er sah auf, bemerkte uns und winkte. Das Feld war groß, ich kannte das Streifenmuster der Linien, aber mehr auch nicht. Für Football hatte ich mich noch nie interessiert, Sport generell zählte nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.

Ich zählte mich selbst eher zu den Künstlern, funktionierte mehr über den Kopf als über den Körper. Aber Elijah passte einfach hierher. Er verbrachte viel Zeit beim Training, trainierte hart und leidenschaftlich.

„Willst du uns echt Football beibringen?", fragte Jada, als wir bei ihm ankamen, sie klang so skeptisch wie ich mich fühlte.

„Nein." Er grinste, „Ihr wärt bestimmt keine guten Footballspieler. Kennt ihr euch ein bisschen aus mit dem Spiel?"

„Ja. Was man halt so im Fernsehen sieht", warf ich ein. Ich hatte keine Ahnung, was ich hier machte und warum.

„Na dann." Elijah ging ein paar große Schritte rückwärts, dann warf er den Ball. Er kam schnell in einem perfekten Bogen angeflogen, doch ich verpasste ihn, was mir wirklich peinlich war. Der Ball traf auf den Boden auf und sprang dann seitlich weg. Ich biss mir auf die Lippe.

„Auf jeden Fall ausbaufähig", lachte Elijah, „probier' du's mal Jada."

Jada fing den Ball und warf ihn zurück. „Ich war lange im Volleyball", rief sie, „länger als Austin."

„Seid ihr hier in der Volleyballmannschaft?" Elijah lief noch weiter zurück und warf im Gehen den Ball wieder zu mir. Diesmal fing ich ihn. „Jada wollte sich anmelden." Ich hatte mir fest vorgenommen, Volleyball für immer zu vermeiden.

„Volleyball ist cool!", rief sie, „aber Austin ist halt dermaßen untalentiert."

Ich warf ihr einen empörten Blick zu. Das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen. „Ich war immerhin besser als Becca. Und ich habe mir echt Mühe gegeben."

„Wegen Jeffrey."

Ich hätte Jada in diesem Moment am liebsten mit dem Ball weit weggeworfen. Sie wusste genau, dass sie ihn nicht erwähnen durfte, nicht hier, nie wieder. „Und wenn schon", sagte ich dennoch.

Elijah zeigte zu der großen Gabel am Ende des Spielfeldes. „Wer will es mal versuchen?"

„Austin macht, ich geh schnell was trinken." Jada lief vom Feld, einfach so, und ließ mich mit ihm allein.

Elijah kam zu mir herüber gelaufen und blieb vor mir stehen. Obwohl es kühl war, schien er in seinem T-Shirt nicht zu frieren. Ein paar Sekunden sah er mich nur an, dann gab er mir den Ball.

„Nimm ihn und spür' erst mal sein Gewicht. Versuch ihn so zu halten, dass er dir nicht aus der Hand fällt, du musst ihn so drehen, dass die Spitze nach vorne zeigt." Er war mir wieder so nah, seine Hand schwebte neben meiner, unsere Finger berührten sich fast. Ich kam mir blöd vor, meine Gedanken verdrehten den Sinn seiner Worte und ich spürte wie mir das Blut ins Gesicht schoss. „So?"

„Das kann ich dir nicht sagen. Du musst es selbst fühlen. Aber es sieht gut aus." Er führte mich zu der Torgabel. „Da muss das Ei durch."

„Das ist viel zu weit." Ich war kein guter Werfer und wollte mich um keinen Preis vor ihm blamieren. Er lächelte leicht, ich wusste nicht, was daran lustig war. „Vielleicht zu werfen. Man kann ihn aber auch Kicken."

Jetzt musste ich lachen. „Ja sicher! Das kann ich wirklich gut!" Dann fiel mir etwas ein. „Aber ich kann echt schnell rennen!"

„Ach ja? Schneller als Mikey, unser Wide Reciever?" Elijah musterte mich.

„Keine Ahnung. Aber schneller als du auf jeden Fall! Pass auf, du kickst den Ball so weit du kannst und derjenige, der als Erster da ist, hat gewonnen, okay?" Ich sah ihn herausfordernd an. Jungs lieben Herausforderungen, das wusste ich.

„Okay." Elijah nahm mir das Ei aus der Hand, holte aus und kickte es zurück auf das Feld. Es sauste durch die Luft, hoch und weit und landete nach ungefähr achtzig Metern auf dem Boden. Das war das Startsignal, wir rannten los. Auf der Hälfte der Strecke überholte ich Elijah tatsächlich und erreichte das Ei als Erster. „Gewonnen!" Ich ließ mich schwer atmend in das trockene Gras fallen und fühlte mich stark und irgendwie ein bisschen mehr auf Elijahs Höhe.

Dreamboy (#deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt