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Woher kam diese Stimme? Ich schloss die Augen, doch das Drehen hörte nicht auf.

„Du behandelst deine Schwester unfair."

Jetzt öffnete ich doch die Augen und sah Simon verschwommen vor mir stehen. Mir fiel auf, dass ich wieder auf dem Sofa saß. Wie war ich hier hergekommen?

„Jada?", fragte ich.

„Nee, ich bin's Simon. Aber es geht um Jada. Merkst du eigentlich, wenn sie sich scheiße fühlt?"

„Merk' ich immer!", antwortete ich. Meine Stimme hörte sich so fern an, als gehöre sie nicht mehr zu meinem Körper.

„Ach ja? Jada fühlt sich benachteiligt, weil du jedermann Liebling bist. Weil alle Mädchen schwule Jungs bevorzugen. Du klaust ihre Freundinnen und ihre Sachen, aber sie will es dir nicht sagen. Sie findet's scheiße, dass du ihr immer alles wegnehmen musst. Schon mal daran gedacht? Während du deine Show als gutmütige, fröhliche Schwuchtel abziehst, steht sie hinter dir und lässt sich das alles gefallen. Findest du das etwa cool?"

Ich spürte meinen Magen wallen und eine Welle der Übelkeit überkam mich, während Simons Worte in mein Bewusstsein sickerten, doch meine Gedanken ergaben keinen Sinn. „Jada... ich... ihr wegnehmen? Jada... ich liebe sie... Oh Gott ist mir schlecht!"

Irgendwie schaffte ich es aufzustehen und zum Badezimmer zu taumeln, ich knallte gegen den Türrahmen und stolperte zur Toilette. Kraftlos hängte ich mich über die Schüssel und schon kam der ganze Alkohol, die Chips und die Twinkies wieder hoch. Als alles draußen war, überkamen mich die Tränen. Schluchzend lehnte ich mich an die kalten Fliesen und wartete darauf, dass der Schwindel aufhörte. Ich versuchte Simons Worte zu ordnen, doch sie fielen immer wieder durcheinander.

„Das stimmt doch nicht!", schrie ich und schlug mit der Faust auf den Klodeckel.

Ich schreckte auf als die Tür aufging und Elijah den Kopf hineinsteckte, sein Gesicht zeigte sofort große Sorge. Hastig kniete er sich neben mich. „Hey, alles okay mit dir?"

„Oh du!", murmelte ich, noch immer leicht benommen. „Ich glaube ich bin eingeschlafen..."

Elijah zog mich sanft auf die Beine. Ich stieß einen kurzen Schrei aus.

„Was ist?", fragte er panisch.

„Ich sehe furchtbar aus!", stellte ich fest, meinen Blick in den Spiegel gerichtet. „Meine Haare!" Ich versuchte meine Frisur zu retten, doch es gelang mir einfach nicht. „Wie komme ich denn jetzt nach Hause?"

Elijah zuckte mit den Schultern. „Alle sind weg und ich kann dich nicht fahren." Vorsichtig führte er mich ins Wohnzimmer. „Es wäre besser du bleibst. Dein Zustand ist nicht stabil. Meiner übrigens auch nicht."

„Wie Sie meinen, Doktor", scherzte ich und ließ mich von ihm aufs Sofa setzen. Das ganze Haus war tatsächlich leer, alle waren gegangen.

Als er sich wegdrehen wollte, griff ich nach seiner Hand und zog ihn zurück. „Bis jetzt ist deine Party leider noch nicht legendär, Elijah Howard. Du hast es vielleicht geschafft, mich sturzbetrunken zu machen, aber deswegen ist es nicht die beste Party meines Lebens", erinnerte ich ihn.

Für einen Moment sah er mich nachdenklich an und ich sah fest zurück, fixierte ihn. Elijah beugte sich langsam zu mir runter und stützte seine Arme links und rechts neben meinem Kopf auf der Lehne ab.

Sein Körper war mir so nah, dass ich seine Wärme spüren konnte. Mein Herz begann schneller zu schlagen, doch ich ließ seinen Blick nicht los. Die Musik wummerte noch immer, aber jetzt schlug mein Herz lauter. Langsam beugte er sich tiefer...

Dreamboy (#deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt