Am Abend des Schulballs hatte ich tatsächlich eine Begleitung, Iris hieß sie. Wenn ich auf Mädchen stehen würde, wäre sie meine letzte Wahl gewesen. Sie fand es toll mich dabei zu haben, meinte, sie wollte schon immer mit einem schwulen Jungen befreundet sein, das hätte ja so viele Vorzüge. Ich sagte ihr, wir seien keine Freunde, aber sie war viel zu sehr damit beschäftigt, Marshmallows in ihren großen Mund zu stopfen. Dabei spuckte sie mir die Dinger teilweise ins Gesicht.
Ich ließ sie das Buffet plündern und beobachtete neidisch die anderen. Elijah und Jada gaben ein komisches Paar ab, tanzten nicht besonders eng, obwohl ich sehen konnte, dass Jada versuchte etwas daran zu ändern. Ich sah Marc und Serena eng umschlungen auf der Tanzfläche, sie wirkten so perfekt zusammen. Perfekt war auch mein letzter Schulball gewesen und ich musste an ihn denken, was mich ärgerte, denn ich hatte mir fest vorgenommen, ihn zu vergessen. Warum gelang es mir nicht?
Elijah löste sich von Jada, sagte etwas zu ihr und ging nach draußen. Sofort war Jada bei mir, schnappte sich mein Glas und trank es aus.
„Er ist total angespannt, er lässt mich gar nicht ran", beschwerte sie sich, „ich dachte er mag mich."
Ich hatte Mitleid mit ihr, also nahm ich ihre Hand, zog sie zurück auf die Tanzfläche und versuchte ihre Stimmung zu heben, meine übrigens auch. „Vielleicht ist er eigentlich ein total schüchterner Typ", überlegte ich laut.
„Quatsch! Ich bin ihm vielleicht nicht hübsch genug." Jada zupfte an ihren langen, schwarzen Haaren, die ich vorhin mühsam mit einem Lockenstab bearbeitet hatte, während sie in der Badewanne gesessen und im Internet nach Anmachsprüchen gesucht hatte. Ich konnte es gar nicht leiden, wenn sie so dachte. Mädchen sind so leicht zu beeinflussen, wenn es um ihr Selbstvertrauen geht. So leicht kann man ihnen das Gefühl geben, dass sie nicht schön genug sind für diese Welt.
„Jada du bist hübsch", versicherte ich ihr. „Elijah ist möglicherweise ein Idiot, auch wenn er netter ist als seine Freunde."
„Ich glaube er ist betrunken", sagte sie, „Jungs schleppen immer hartes Zeug an."
Ich war noch nie betrunken, denn Alkohol schmeckte mir nicht, was meiner Mutter das Leben erleichtert hatte. Von Serena hatte ich gehört, dass es auf Elijahs Partys immer Alkohol gab. Ich zuckte die Schultern um Jada deutlich zu machen, dass Elijah ihr egal sein sollte und wir tanzten weiter.
Irgendwann wurde es mir zu heiß und die anderen gafften zu sehr, also sagte ich Jada, dass ich frische Luft brauchte. Ich bahnte mir meinen Weg nach draußen, vorbei an knutschenden Paaren, es waren zu viele davon. Plötzlich stand Elijah vor mir, er war von draußen gekommen.
Er stand ganz dicht vor mir, so dicht, dass ich die Hitze seines Körpers spüren konnte. Sein Blick lag auf meinem Gesicht, ich hatte das Gefühl, er suchte etwas darin, krampfhaft. Schweißperlen hingen auf seiner Stirn. Er drehte sich um, verharrte still wie ein Berg zwischen den Tanzenden, ich sah ihn tief atmen.
Ich starrte eine Weile auf seinen Rücken und als ich bemerkte, dass er nach Alkohol roch, ging ich an ihm vorbei nach draußen. Die frische Luft tat gut, ich sog sie tief ein, ließ sie in meine Lungen. Ich musste nicht lange warten, dann stand Jada neben mir, in ihrem roten Kleid, nahm meine Hand und zog mich zum Auto. Wir hatten beide keine Lust mehr, wir würden die Musik in unserem Zimmer aufdrehen und solange tanzen wie wir wollten, nur wir, ohne die Zwänge und die Künstlichkeit, die hier herrschte.
„Elijah hat ungefähr so viel Interesse an mir wie ein Vegetarier an einem saftigen T-Bone-Steak", sagte Jada, wir lachten über diesen Vergleich, damit sie nicht traurig sein musste. So funktionierte das, wir funktionierten zusammen.
Weder ich noch Jada rechneten damit, dass Elijah uns noch einmal ansprechen würde, aber er tat es, eine Woche nach dem Ball. Wir saßen mit Serena in der Cafeteria. Er kam langsam und zögerte einen Moment. In der Hand hielt er einen Football, warf ihn von der einen in die andere.
„Habt ihr schon mal gespielt?", fragte er uns.
Ich sah zu Jada, sie schien ratlos, antwortete aber: „Sehen wir so aus?"
Es klang ein bisschen bissig und ihm war sofort klar, dass sie ihm noch immer Vorwürfe machte.
„Ich bin nachher auf dem Feld. Wenn ihr Lust habt, könnt ihr dazukommen."
„Wir denken drüber nach."
Er ging zurück zu seinen Freunden. Serena lächelte und warf ihr Haar zurück. Vielleicht war es ihre Idee gewesen und sie hatte es Marc gesagt, der es Elijah gesagt hatte. Mädchen sind so. Sie glauben immer, sie können heimlich alles wieder gut machen. Jada beschloss dennoch, dass wir hingehen.
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Dreamboy (#deutsch)
RomanceAls Austin nach Beaver Dam zieht, hat er eigentlich vor, seinem Vater eine zweite Chance zu geben. Doch dann trifft er auf den angesagten Elijah, der so ganz anders ist als alle glauben. Je näher er Elijah kommt, desto näher kommt er einer Wahrheit...