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Die Ferien waren schnell vorbei, ich hatte ein paar High School Freunde wiedergesehen und möglichst viel Zeit mit Austin verbracht.

Die Probleme, die in Evanston auf mich warteten, waren hier nichtig und kamen mir lächerlich vor.

Doch an der Universität bekam ich sie zu spüren, im Team, auf dem Feld.

„Hey Elijah", rief Will, einer meiner Mitspieler, und hob das lederne Ei in die Höhe, „willst du das Ei? Oder am besten gleich zwei, ja?"

Ich sah ihn wütend an, konnte meinen Mund nicht halten.

„Behalt sie, ich bin mir sicher, du hast keine."

Er trat näher. „Willst du mich beleidigen, Schwuchtel?"

Ich verlagerte mein Gewicht. Der Coach bemerkte die Spannung und stellte sich zwischen uns. Er hatte das schon öfter tun müssen.

„Scheiß auf Will", sagte Deon später zu mir. Er war mein Kumpel geblieben. Ich war ihm sehr dankbar dafür.

Austin erzählte ich nichts davon. Am Wochenende besuchte er mich im Palace. Ich führte ihn zum Hintereingang hinein, ich wollte nicht, dass jemand es mitbekam und erneut über mich geredet wurde.

„Das nächstes Mal komme ich in einem Wagen mit getönten Scheiben", sagte er bitter.

„Ich will nur keine blöden Kommentare von den anderen hören", erwiderte ich.

„Als ob wir was Verbotenes tun. Romeo und Julio."

Ich wollte ihn hochheben und ihn wie Romeo die Treppe hinauftragen, doch plötzlich kam Bart zur Haustür herein. Er sah Austin und knallte die Türe zu, was ungewöhnlich für ihn war.

„Was hat er denn?", fragte Austin.

Ich beobachtete wie Bart energisch seinen Mantel auszog. „Er kommt von einem Familientreffen. Da ist er immer so drauf."

Ich konnte das sehr gut nachvollziehen. Er kam in den Salon und setzte sich schweigend in den Sessel, legte die Hände auf die Armlehnen. Dann stand er plötzlich wieder auf, ging zu seinem geheimen Spirituosenschrank an dem ich mich auch schon mal bedient hatte und füllte sich ein Gläschen mit Scotch. Nach zwei Schlücken füllte er es ein zweites Mal und setzte sich wieder.

„Ich kann es einfach nicht fassen", sagte er schließlich, sein verärgerter Blick lag auf Sokrates, seinem weißen Kakadu, der in seinem Käfig aufgeregt umher flatterte. Der Vogel war inzwischen auch mein Freund geworden.

„Was?", fragten Austin und ich gleichzeitig.

„Wie Corey uns das antun kann."

„Was?", fragten wir wieder gleichzeitig.

„Er hat sich wieder verlobt."

„Mit?", wollte ich wissen. Bart zögerte. Er kippte das zweite Glas herunter und füllte es ein drittes Mal. Es musste jemand Schlimmes sein. Ich tippte auf eine Sechzigjährige.

„Einem Mann", war schließlich seine Antwort.

Austin schlug die Hände zusammen. „Die Geschichte hat ein Happy End!", rief er erleichtert. Ich fand seine Reaktion irgendwie seltsam.

Bart dagegen sah ihn wütend an. „Ein Happy End? Das ist eine Schande!"

Dreamboy (#deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt