8

216 12 0
                                    

In der Schule hatte sich die Nachricht schnell verbreitet und ich war ständig auf der Hut vor wütenden Mädchen, die Jada anfallen könnten, dann hätte ich ein Opfer bringen können und wäre vielleicht nicht mehr im Stande gewesen, zum Ball zu gehen.

Meine Angst ein Alleintänzer zu werden war groß, aber noch größer war meine Angst vor Keith. Ich war dazu gezwungen ihn ab und zu im Schulflur zu sehen, weil Serena und Marc unzertrennlich waren.

„Was macht meine Ballprinzessin?", fragte Marc seine Freundin und schon hingen sie wieder aneinander wie zwei Magnete, schon süß, irgendwie.

„Lästern", antwortete Serena grinsend.

„Über mich?"

„Natürlich. Über dich und deine Nike-Brüder." Wir hatten sie offiziell so getauft, weil sie alle die gleichen Schuhe trugen.

„Hey, sage nichts gegen unsere Schuhe! Die haben uns schon viel Glück gebracht."

Dann kamen Keith und Elijah dazu. „Hey Mädels!", rief Keith und lachte dieses blöde Lachen, das an übertriebenem Selbstbewusstsein nicht zu übertreffen war, „wer will meine Begleitung sein am Samstagabend? Eine heiße Nacht gibt's inklusive!"

„Halt die Klappe!", stöhnte Serena Augen verdrehend. Ich konnte sie wirklich verstehen.

„Hey, ich bin mir sicher die Schwuchtel da ist sofort dabei, hm? Na? Mal anfassen?"

Die Jungs lachten verhalten, nur Keith lachte laut und ließ sein Becken kreisen. Jada griff nach meinem Arm, eine Maßnahme, die mich davon abhalten sollte, heulend wegzurennen, aber ich riss ihn weg. Sie kannte meinen Blick. Ich war verletzt, sehr verletzt, aber gleichzeitig so wütend, dass ich Keith am liebsten ins Gesicht gespuckt hätte. Leider war er nicht alleine und viel größer als ich, keine gute Voraussetzung für einen Anschlag.

Also ließ ich das Lachen über mich ergehen und Jada hasste jeden dafür, doch jetzt, da sie mit Elijah zum Ball gehen würde, traute sie sich nicht mich zu verteidigen.

Elijah lachte nicht. Er sah nur zu Boden, stand da, angespannt. Alle machten eine Atempause und in dem Moment drehte er sich zu Keith und schubste ihn gegen die Schließfächer. Dieser war so überrascht, dass er erst gar nicht reagierte.

Elijah packte ihn am T-Shirt und zog ihn nach vorne, nur um ihn anschließend wieder zurückzustoßen. „Sag noch einmal so eine Scheiße und ich polier' dir deine Fresse!", zischte er wütend. Keiner regte sich, alle starrten die beiden an.

„Warum so aggressiv?" Keith stieß seine Hände weg. „Bist du auf seiner Seite?" Sein Blick wanderte zu mir, ein hasserfüllter Blick, dabei hatte ich ihm gar nichts getan.

Elijah packte ihn wieder an den Schultern. „Es sollte keine Seiten geben, kapiert? Du bist ein verdammt intolerantes Schwein!"

„Hey hey hey, easy!" Keith hob abwehrend die Hände. „Beruhig' dich mal, ja?"

Mit finsterer Miene ließ Elijah von ihm ab und Keith richtete sich hastig auf. „Idiot." Mit diesen Worten ging mein Peiniger den Gang hinunter. Die anderen wagten sich wieder zu bewegen, es wurde unglaublich laut im Gang, alle redeten durcheinander.

Elijah ließ sie stehen und ging. Ich sah ihm hinterher, konnte nicht glauben, was er für mich getan hatte. Noch nie hatte jemand so für mich eingestanden außer Jada. Normalerweise waren die anderen Mitläufer, sie schauten zu oder hörten weg, hielten sich raus. Ich war es nicht wert genug, um den eigenen Kragen zu riskieren. Doch Elijah hatte ihn riskiert, vor all seinen Freunden, die ihn respektierten und bewunderten. Niemand hatte das von ihm erwartet und ich auch nicht, nicht von ihm, nachdem er nicht mal bei mir im Zimmer schlafen wollte.

Das bewegte mich, ihm hinterher zu gehen, ihm den Gang hinunter zu folgen bis zu den Toiletten, hineinzugehen und ihm gegenüberzustehen. Er stand vor dem Spiegel, die Arme auf das Waschbecken gestützt, die Haare durchrauft.

„Hi. Ich... ähm... Das hat noch nie jemand für mich gemacht", sagte ich leise, es sollte laut werden, aber das wurde es nicht, denn ich war nervös. Elijah sah mich schweigend an. Irgendwas in seinem Blick sah nach Verzweiflung aus.

„Also wenn dir das jetzt peinlich ist, dann geh ich wieder." Ich wollte ihn nicht in eine unangenehme Lage bringen, nicht, nachdem er mich so lieb verteidigt hatte.

„Du hast mir einfach leidgetan", sagte er und fixierte sein Spiegelbild mit zusammengezogenen Augenbrauen.

„Ich brauche kein Mitleid." Ich klang ein wenig schroff, aber ich hasste es, als Opfer dazustehen. „Ich habe keine Krankheit. Das sollte dir klar sein." Ich drehte mich um, bereit zu gehen und ihn alleine zu lassen, damit er sich einreden konnte, dass er einem Schwächling geholfen hatte. Dann hörte ich, dass sich Elijah bewegte und plötzlich stand er direkt hinter mir.

„Entschuldigung", sagte er, ein wenig verzweifelt. „Ich glaube... die anderen waren einfach unfair und ich... du... ach verdammt!"

Er drückte sich an mir vorbei zur Tür, sie fiel scheppernd hinter ihm zu und ich konnte ihm nur dumm hinterher starren. Ich verstand ihn nicht, wusste nicht was er wollte, wie er zu mir stand. Langsam ging ich zum Spiegel, ahmte Elijahs Pose nach, die Hände auf das Waschbecken gestützt. Ich hatte nichts gegen mein Spiegelbild, es war ehrlich zu mir.

Nur einmal hatte ich mir gewünscht, Jada wäre mein Spiegelbild, nicht der Junge.

Dreamboy (#deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt