Doch mir entging nicht, dass auf dem Schulgelände alles anders war. Es war als würden wir eine verbotene Zone betreten, über eine unsichtbare Linie steigen, hinter der es Tabu war, einander so zu berühren. Elijah war sehr bedacht, in der Nähe seiner Freunde nicht homosexuell aufzufallen.
Bis zu den großen Abschlussprüfungen setzten wir unsere intimen Treffen in seinem Zimmer fort. Es wurde der Ort, an dem sich seine Anspannung löste, an dem die ganzen Erwartungen, die seine Leute an ihn hatten, einfach von ihm abfielen. Natürlich gelang es uns nicht, unsere Zweisamkeit vor Charlize geheim zu halten. Sie reagierte wie erwartet mit einem riesigen Theater, einer Hasspredigt, doch Elijah ließ sie nicht in seinen Kopf.
Endlich kam der Abschluss und wir fühlten uns alle frei und unabhängig, rannten gemeinsam zum Ufer des Beaver Dam Lake, wandten der Schule den Rücken zu und fühlten uns groß. Bis zum Sonnenuntergang saßen wir dort, reichten Bier und Twinkies herum und redeten über die Zukunft, als hätten wir eine Ahnung.
„Ich habe mich noch nie so frei gefühlt", sagte Elijah, nachdem er von seinem Freundeskreis zu Jada und mir gewechselt hatte. Ich schmiegte mich an ihn. „Das tun wir alle", erwiderte ich glücklich. „Wenn wir überall auf Colleges verteilt sind und uns die Schule zurückwünschen..."
„Ha, niemals!", funkte Jada dazwischen und reichte uns die Tüte Twinkies weiter.
„Freut ihr euch auf das College?", fragte Serena, die in Marcs Armen saß.
„Ja", meinte Elijah und grinste, „vor allem auf die Partys."
„Einfach scheiße, dass Serena und ich so weit voneinander entfernt sein werden", jammerte Marc und streichelte seiner Freundin über das blonde Haar. „Wir skypen jeden Abend", erwiderte sie und gab ihm einen liebevollen Kuss.
„Das ist nicht das gleiche."
Ich sah zu Elijah. „Deine Uni ist nicht weit von meinem College, richtig? Nur etwa eine halbe Stunde mit dem Auto. Ich kann dich immer besuchen kommen."
„Ja, jederzeit", sagte er lächelnd.
Ich nahm seine Hand. Die Schulzeit lag hinter mir, das College vor mir und dazwischen ein wunderbarer Sommer. Jada würde mit mir auf das Carthage College in Kenosha gehen und Elijah blieb in meiner Nähe auf der Northwestern University in Evanston. Kurt würde in ein paar Tagen zurück nach Hause kommen.
Doch das Beste war, dass ich Elijah hatte.
Ich schaute in sein Gesicht, betrachtete es, dann seine zerzausten blonden Haare, seinen sportlichen Körper, lehnte zufrieden den Kopf an seine Schulter und flüsterte: „Elijah, ich liebe dich."
„Ich liebe dich auch", flüsterte er zurück, „egal was passiert."
Ich ließ ihn nicht los, glücklich darüber, dass ich ihn lieben durfte, dass er sich für mich entschieden hatte. Er würde auf die Universität gehen, wo niemand ihn kannte. Wir könnten gemeinsam anfangen, endlich ein Paar sein, so wie andere Studenten auch. Nichts würde zwischen uns stehen. Das machte mich glücklich, sehr glücklich.
Er küsste mich auf die Stirn und schloss die Augen, dachte an die Zukunft, so wie ich. „Egal was passiert."
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Dreamboy (#deutsch)
RomanceAls Austin nach Beaver Dam zieht, hat er eigentlich vor, seinem Vater eine zweite Chance zu geben. Doch dann trifft er auf den angesagten Elijah, der so ganz anders ist als alle glauben. Je näher er Elijah kommt, desto näher kommt er einer Wahrheit...