An einem kalten Samstagmorgen klingelte es an der Haustür des High Palace. Ich war gerade dabei, einen Kaffee in der Küche zu trinken, also schlenderte ich mit der Tasse in derHand zur Tür.
Durch das Glas sah ich niemanden vor dem Eingang stehen, doch als ich die Tür öffnete, lag eine Zeitung hinter der Schwelle. Es war die neueste Ausgabe der Studentenzeitung Monthly Northwestern News. Von der Titelseite starrte mir mein Gesicht entgegen, es war mein Bild aus dem Jahrbuch.
Etwas von mir in einer Zeitung zu lesen, war für mich nichts Neues, aber diesmal war es anders. Der Titel, der über meinem Bild groß abgedruckt war, versetzte mir einen Schlag. Die Tasse rutschte mir aus der Hand. Kaffee spritzte in alle Richtungen.
Hastig und mit laut klopfendem Herzen hob ich die Zeitung auf, überflog den Text und meine Befürchtung bestätigte sich auf schmerzliche Weise. Eine kalte Leere breitete sich in mir aus.
Ich trat zurück und schloss die Haustür, während Angst mir die Kehle zuschnürte. Es war als würde mein Leben vor meinen Augen zusammenbrechen, wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Ein Albtraum hatte sich soeben vor meinen Traum geschoben.
Ich trug die Zeitung in den Salon, setzte mich auf das Sofa und legte sie vor mich auf den Tisch. Immer und immer wieder las ich den Titel: HAWARD SPIELT IN ANDEREM TEAM.
Nach dem ich ihn dutzende Male gelesen hatte, bombardierten mich tausende Gedanken. Sie schlugen auf mich ein, doch ich wollte nichts davon hören. Wütend holte ich mit der Hand aus und fegte die Zeitung vom Tisch, in meinen Augen sammelten sich Tränen, aber auch die wollte ich nicht haben.
Ich stand auf, atmete tief ein, wollte nicht nachgeben. Na und, dann wissen eben jetzt alle Bescheid, sagte ich mir.
Aber da war viel zu viel Angst. Angst, ausgeschlossen zu werden, ausgestoßen, verachtet.
Die Frage, woher die Zeitung wusste, dass ich homosexuell war, schien mir unwichtig im Vergleich zu dem, was ich auf mich zukommen sah.
Der Gedanke an ihre Blicke, die Blicke, die ich schon so oft ertragen musste, ließ alles über mich hereinbrechen.
Ich wollte mich beruhigen, auch wenn ich mir sicher war, dass niemand einen schwulen Footballspieler wollte, ich wollte mich beruhigen, auch wenn ich meine Hoffnung in meinen Traum aufgeben musste.
Ich wollte mich beruhigen, wollte nicht weinen wie ein Weichei. Aber es gelang mir nicht.
Was blieb von mir, jetzt wo ich glaubte, meinen Traum aufgeben zu müssen? Wofür hatte ich all die Jahre hart gearbeitet, nicht nur auf dem Spielfeld?
Ich hatte mich immer als Footballspieler definiert mit dem Ziel, Profi zu werden. Als ich jetzt aufstand und mich vor den Spielgel stellte, sah ich nur einen Jungen, mit dem nichts anzufangen war. Einen schwulen Jungen, der auf Männer stand, vielleicht auf Footballspieler.
Der einen Traum hatte, welcher für ihn unerreichbar war. Der kein Spieler sein konnte, weil er kein Mann war, sondern eine Schwuchtel. Kein Kämpfer, sondern eine Tunte.
Wütend schlug ich mit der Faust in den Spiegel. Er sprang, hinterließ ein verzerrtes Spiegelbild.
Laut atmend drehte ich mich um, wollte mich selbst nicht mehr ansehen. Es konnte doch nicht sein! Wieso konnte ich nicht normal sein?
In meiner Wut über mich selbst fanden meine Beine ganz alleine den Weg zu Maggies Studentenzimmer. Sie öffnete mir und ich sah in ihrem Blick, dass sie den Artikel gelesen hatte.
Jeder musste ihn gelesen haben.
„El...", setzte sie an, doch ich ließ sie nicht zu Wort kommen.
Ich umfasste ihren Kopf mit den Händen und zog sie zu mir heran, presste meine Lippen auf ihre.

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Dreamboy (#deutsch)
RomanceAls Austin nach Beaver Dam zieht, hat er eigentlich vor, seinem Vater eine zweite Chance zu geben. Doch dann trifft er auf den angesagten Elijah, der so ganz anders ist als alle glauben. Je näher er Elijah kommt, desto näher kommt er einer Wahrheit...