Teil 30 - Gespräch für die Seele

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"Mats, warte!", hörte ich eine Stimme hinter mir. Es war Bene, der mir gefolgt war. Ich fuhr mir durch die Haare und hielt seufzend an. "Alles klar?", fragte er und legte mir eine Hand auf die Schulter. Nichts war klar! "Ich wollte sie da nie wieder so liegen sehen! ", platzte es aus mir heraus. Ich konnte nicht verhindern, dass sich eine Träne bei mir löste. Scheiße man! Ich hatte noch nie vor Bene oder einem meiner Teamkollegen geheult. Ich kam mir auf einmal so zerbrechlich vor. "Also, wenn du reden willst, dann hör ich zu und wenn nicht, gehe ich einfach nur so neben dir her.", meinte er. Zuerst gingen wir schweigend nebeneinander her. Dann fing ich an: "Diese beschissene Krankheit, hat ihr ganzen Leben durcheinander gebracht. Ihren ersten Asthmaanfall hatte sie mit 10. Sie hat zu Hause mit mir und Jonas Fußball gespielt und war auf einmal umgekippt und bekam keine Luft mehr. Ich habe mich da einfach so hilflos und machtlos gefühlt. Dort habe mir geschworen, sie nie wieder so zu sehen. ", setzte ich an. Ich machte eine kurze Pause und ließ die Bilder von damals durch meinen Kopf gehen. Dann erzählte ich weiter. Bene hörte mir immer noch zu. "Das war ja nicht alles. Der zweite Asthmaanfall war dann bei ihrem Fußballtraining. Unsere Eltern haben sie dann gezwungen auf zuhören. Es war ein Jammer, denn sie war so gut! 2 Jahre später durfte sie es dann noch einmal mit einer neuen Sportart versuchen. Unsere Eltern hatten nämlich gedacht, wir hätten die Krankheit im Griff, aber auch dies funktionierte nicht lange. Sie musste wieder aufhören. So richtig gut wurde es eigentlich erst, als sie mit dem Klavierspielen angefangen hatte. Da hat sie endlich mal was für sich gefunden. Was nur sie allein betrifft. Seit fast 5 Jahren hatte sie eigentlich keinen richtigen Anfall mehr und jetzt das heute!", redete ich mir den Frust von der Seele. Bene nickte mitfühlend.

Elizas Sicht:

Ich stieß die Luft hörbar aus. Ich konnte endlich wieder frei atmen. Ich merkte, wie ich mich entkrampfte. Dann wurde ich auf einmal hochgehoben. Ich hatte die Augen immer noch geschlossen. Ich wollte gar nicht sehen, wie ich von allen angestarrt wurde. "Mats, Du kannst mich runter lassen!", sagte ich. Doch er reagierte nicht. "Mats!", sagte ich und öffnete die Augen. Ich zuckte zusammen. Es war gar nicht Mats, sondern André. "Alles gut, Mats kommt gleich!", beruhigte er mich. Erst fand ich es ziemlich komisch, doch dann machte ich mir keine weiteren Gedanken mehr. Ich legte meinen Kopf an seine Schulter und atmete seinen Geruch ein. Ich fühlte mich auf einmal ziemlich geborgen. "Du musst mich nicht die Treppe rauf tragen!", meinte ich. "Will ich aber.", sagte André bestimmt und mit einem Lächeln auf den Lippen. Während er, anscheinend ohne Mühe, die Treppe mit mir im Arm hoch stieg, beobachtete ich ihn. Er hat schöne, eisblaue Augen. Er hatte irgendwie meine Augen, stellte ich fest. "Wir sind da!", riss er mich aus meinen Gedanken und setzte mich vorsichtig vor der Tür ab.

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