Sekunden können alles verändern...

Teil 58 - Komische Situation

Die Autofahrt war irgendwie komisch. Ach, was sag ich. Irgendwie war alles komisch. Ich war komsich, Jonas war komisch und die ganze Situation war komisch. Da hat man sich 2 Jahre lang nicht gesehen und hat sich nichts zu erzählen? Okay, dass wir uns nicht unterhielten, war meine Schuld. Ich hatte Jonas anfängliche Versuche abgeblockt und starrte jetzt schon eine ganze Weile aus dem Fenster und lauschte der leisen Musik aus dem Radio. Zum meinem Unglück standen wir leider im Stau. Das bestätigte wieder mal, warum ich Autofahrten so hasste. Einige Leute waren mittlerweile schon aus ihren Autos ausgestiegen und standen jetzt auf der Autobahn rum. Ein paar rauchten, andere standen einfach draußen und unterhielten sich. Es lohnte sie wegen der Hitze noch nicht einmal das Fenster auf zu machen, es war egal. Es war im Auto durch die Klimaanlage sogar noch kälter als draußen. Wo ich so vor mich ihm starrte musste ich an Julian denken. Was er jetzt wohl macht? Ich erinnerte mich an den Tag zurück, wo er sich in mein Zimmer geschlichen hatte und ich mich wegen ihm total erschrocken hatte. Das war ein schöner Abend. Ich musste schmunzeln, war aber gleichzeitig auch ziemlich nieder geschlagen und traurig. Ich weiß, ich hab mich von ihm getrennt. Aber nicht weil ich ihn nicht mehr liebe, sondern gerade weil ich ihn liebe. Er ist so ein toller lebensfroher Mensch. Er war einfach meine erste große Liebe. Eine Träne löste sich bei mir. Ich wischte sie so schnell wie möglich weg, aber Jonas hatte es trotzdem gesehen. "Alles klar bei dir?", fragte er vorsichtig und legte eine Hand auf meinen Oberschenkel. Ich wendete mich komplett zu ihm um und sah ihn an. Eigentlich wollte ich ja sagen, aber sein Blick durchbohrte mich so, dass ich keine Chance hatte. "Nein..", sagte ich trocken. "Willst du drüber reden?! Ich weiß, dass das alles scheiße ist momentan und ich hänge da auch mit drin. Ich wusste es ja schließlich auch. Aber geteiltes Leid ist ja bekanntlich halbes Leid, Elli!", munterte er mich auf. "Scheiße ist genau das Wort, was meine Situation beschreibt. Wenn du wissen willst, was los ist, dann bitte! Wie du weißt, bin ich also keine Hummels mehr. Unsere Eltern haben mich ein Leben lang angelogen. Ich habe meinen neuen Bruder schon verprellt, bevor wir uns richtig kennengelernt haben, Mats und ich reden nicht mehr miteinander und ich hab mich heute morgen auch noch von meinem Freund getrennt. Du sieht, mein Leben läuft super!", erklärte ich ihm. Da musste auch Jonas erstmal schlucken. Nun ging aber auch endlich der Verkehr weiter und Jonas ließ den Motor erstmal an. "Aber Abi ist doch gut gelaufen oder?",wechselte er erstmal das Thema. "Joar schon. Mit 1,2 kann man sich schon sehen lassen!", meinte ich. "Da hast du uns ja alle abgezogen!", scherzte Jonas. Danach redeten wir noch eine Weile über Schule und wechselten dann das Thema. Jonas und ich kamen auf einmal super miteinander klar. Und als hätte jemand den Schalter umgelegt, fühlte es sich dann doch vertraut an.