Teil 45 - Einfach weg

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Einige Sekunden war es still. Mats starrte mich entsetzt an. "Jetzt tu doch nicht so!", stieß ich wütend aus. Ich konnte meinem Bruder genau angesehen, dass er überlegt hatte, was er sagen soll. "Was willst du denn hören?", fragte er plötzlich. Er machte ein paar Schritte auf mich zu. Hinter mir war die Wand und Mats war jetzt direkt vor mir. "Ich will einfach nur wissen, ob es stimmt? Ist André mein Bruder?" "Ja, verdammt! Er ist den Bruder. Du solltest es nicht so erfahren!", meinte er und fuhr sich durch die Haare. Ich schnaubte. "Ich sollte das nicht so erfahren...Schön dass anscheint alle vor mir hier Bescheid wissen. Du hast mich angelogen. Mein ganzen Leben lang. Du hast es genau so gewusst wie alle andern." Ich wurde immer wütentender. Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ich fühlte mich einfach wie in einem schlechten Film. "Du bist ein verdammter Lügner!", schrie ich ihn an. "Sag mal spinnst du jetzt!", brüllte Mats zurück. "Ich hab mich immer für dich eingesetzt. Du bist meine kleine Schwester. Ich hab dich immer beschützt. Ich glaube, du hast nicht das Recht mich hier mit solchen Wort du beschmeißen!" "Ich?.. Ich hab nicht das Recht?! Ich glaub du hast nicht das Recht! Mein Leben ist auf einer verdammten Lüge aufgebaut! Du hast mir gar nichts mehr zu sagen! Vielleicht bist du auch gar nicht mein Bruder, wer weiß das schon!?", sagte ich immer noch mit einem lauten Ton. Schon als ich den Satz ausgesprochen hast, wusste ich, dass es zu viel des Guten war. Man hörte ein Klatschen und ich verspürte ein Schlag in meinem Gesicht und kurz darauf einen Schmerz, der meine Wange durchfuhr. Tränen lösten sich aus meinen Augen und ich ging ein Schritt zurück, bis zur Wand. Ein Schleier aus Tränen vernebelte mir die Sicht. Ich legte meine Hand auf die Wange und merkte, dass diese glühte. "Eliza..ich..es tut mir leid! Ich wollte das nicht.", sagte Mats wieder in einem normalen Ton und steckte die Hand nach mir aus. Ich schüttelte den Kopf. "Nicht!", flüsterte ich. Ich drehte mich zur Seite und drängte an Mats vorbei zur Tür raus. Ich musste hier weg. Weg von alle dem hier. Weg von Mats und weg von André. Ich hätte das nicht von Mats erwartet... Weitere Tränen flossen. Ich hastete zur Treppe und schnappte mir meine Sachen, dabei wäre ich auch noch fast mit Benedikt zusammen gestoßen. Ich hatte keine Ahnung, wo ich ihn wollte oder sollte, Hauptsache weg. Ich lief so schnell, wie ich mit den Sachen eben konnte den Weg entlang, der zum Ausgang führte. Auf meinem Weg sah ich Erik und Kevin auf mich zu kommen. "Eliza, wo willst du denn hin?", fragte Kevin. "Ich reise heute schon ab.", sagte ich mit verheulter Stimme. "Hey, was ist denn los?", hakte Erik nach. "Jetzt tut doch nicht alle so scheinheilig. Hier habt es doch alle vor mir gewusst. Ihr habt mich auch angelogen!", platzte es aus mir heraus. Und wieder liefen mir Tränen die Wagen hinunter. "Wir beruhigen uns jetzt und dann reden wir über alles, ok?", sagte Erik weiterhin und hielt mich am Arm fest. "Ich werde mich nicht beruhigen und jetzt lass mich los!", schrie ich und riss mich los.

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