Teil 24 - Klettern im Dunkeln

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Es entstand ein Schweigen. Es war ein Schweigen, welches ich hasste. Es war ein unangenehmes Schweigen. Keiner von uns beiden wusste, was er erzählen sollte. Während er die paar Worte mit mir gewechselt hatte, hatte er mich nicht ein Einziges Mals angesehen. "Wir sollten gehen. Du frierst.", sagte er. Ich hatte keine Ahnung, woher er das wusste, aber es stimmt. "Ich geh zuerst und sichere dann unten ab.", meinte er noch, bevor auf den Stufen der Leiter verschwand. So schlimm, dass er absichern musste, konnte es doch gar nicht sein. "Du kann runterkommen!", hörte ich seine Stimme. Na dann mal los. Ich drehte mich also um und umklammerte mit meinen zitternden Händen das Metallgerüst der Leiter. Langsam und vorsichtig stieg ich Stufe für Stufe hinab, bis auf einmal keine Stufe mehr kam. "Stop!", rief Julian. Sehr lustig, dass hatte ich auch schon gemerkt. Ich schaute nach unten. "Die Leiter reicht fast bis auf deinen Balkon war etwas übertrieben. Wie viele Meter sind dann noch?", fragte ich. "Ich schätze so zweieinhalb.", beantwortete er mein Frage. "Und wie soll ich hier runterkommen?" "Du kannst springen. Das ist gar nicht so hoch, wie es sich anfühlt.", ergänzte er. "Du bist gut! Ich hab keine Schuhe an.", gab ich zurück. "Dann fang ich dich auf!" Das klang nicht sehr überzeugend. Auf was hatte ich mich nur eingelassen? Ich hätte einfach wieder den gleichen Weg zurück gehen sollen, den ich gekommen war. Ich hatte noch kein so gutes Vertrauen zu Julian, deshalb war ich mir auch nicht sicher, ob er mich wirklich auffangen würde. Ich musste mir also was Anderes überlegen. Meine Hände und eigentlich mein ganzer Körper begannen immer mehr zu zittern. Ich entschloss mich dazu mich ans Ende der Leiter zu hängen und mich dann auf die Holzdielen fallen zu lassen. Gesagt getan. Ich griff also an die vorletzte Stufe der Leiter und ließ mein Füße dann baumeln. Dann ließ ich mich noch bis zur letzten Stufe runter. "Du kannst loslassen!", sagte Julian. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er meine Oberschenkel umklammert hatte. Ich ließ also los und Julian setzte mich behutsam auf dem Boden ab. "Danke"!, sagte ich aufrichtig. Ich sah das Julian nickte. In diesem Augenblick sah er mich zum ersten Mal richtig an. Wir sahen uns genau in die Augen. Ich konnte in seinen brauen Augen etwas trauriges erkennen und ich verspürte plötzlich den Drang ihn zu umarmen. Er räusperte sich. "Du solltest gehen. Es ist schon ziemlich spät." Ich nickte. Obwohl wir gerade reingingen, gab er mir seinen Pullover. Mit einem etwas komischen Gefühl legte ich ihn mir um die Schultern. "Wir sehen uns morgen!", mummelte Julian nachdenklich zum Abschied und öffnete die Tür. "Bis Morgen!" Als ich gerade in den Flur trat, ging auf einmal das Licht an. "Was macht ihr denn hier?", fragte Mario, der uns mit einem Nutellabrötchen in der Hand gegenüber stand. Ich wusste nicht mal, dass er auf unserm Flur wohnte. "Das Gleiche könnten wir dich fragen!", sagte Julian schlagfertig. "Gut gut. Ich hab nichts gesehen. Einfach weiter machen!", erwiderte er und ging den Flur weiter entlang.

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