Teil 53 - Wo ist mein altes Leben?

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Einige Tage waren vergangen und ich fühlte mich immer unwohler zu Hause. Meine Eltern waren einfach viel zu nett für ihre Verhältnisse. Wir lebten nur noch nebeneinander her. Sie bemühten sich um mich und ich wies sie ab. Das einzig Positive war, dass sie mir alles erlaubten. Julian hatte sogar drei Tage hinter einander bei mir übernachten dürfen, aber so wollte ich nicht weiter machen. Ich wusste, dass sie nur so waren, weil die beiden ein schlechtes Gewissen haben. In den paar Tagen war mein Fieber komplett verschwunden und Husten hatte ich, dank des tollen Tees, auch nicht bekommen. Nur meine Nase war noch ein bisschen zu. Mein Ergebnis der mündlichen Prüfung hatte ich auch erhalten und ich war zu frieden mit mir. 13 Punkte sind es geworden und damit konnte ich mir einen Abischnitt von 1,2 sichern. Ich packte ein paar Sachen in meinen Rucksack und machte mich auf den Weg nach unten. Meine Eltern stritten sich mal wieder, wie schon öfter in den letzten Tagen und ich denke, dass ich der Grund dafür war. Als sie mich sahen, waren sie sofort still. "Eliza, Schätzchen braucht du irgendetwas?", fragte meine Mutter, als sei nichts gewesen. "Ja, ich brauch mein altes Leben zurück. Das ist ja nicht mehr auszuhalten mit euch. Ihr seid viel zu nett, aber das hilft euch auch nichts. Ich hab da keinen Bock mehr drauf. Ich will einen Neuanfang. Ich brauch Zeit, um mir wieder klar im Kopf zu werden, was genau ich will und wer ich jetzt eigentlich bin!", beschwerte ich mich. "Ja, Maus, das verstehen wir...", began mein Vater. "Nein, nichts versteht ihr. Ihr wisst nicht, wie sich das für mich anfühlt..", schrie ich und Tränen stiegen mir in die Augen. "Ich geh jetzt mein Zeugnis abholen.", beendete ich meine Aufführung und ging in den Flur. Dort wischte ich mir meine Tränen weg und zog mir Schuhe an. Dann verließ ich das Haus. Ich schnappte mir mein Rad und fuhr zu Schule. Mein Zeugnis musste ich noch meiner Bewerbung hinterher schicken und außerdem ging ich auch nicht zur Zeugnisübergabe und zum Abiball. Aus privaten Gründen. Das hatte auch die Schulleitung verstanden, nachdem ich ihnen ungefähr tausend Gründe nennen musste, warum das so war. Nachdem ich mein Rad abgestellte hatte, betrat ich das Schulgebäude. Das wird wohl das letzte mal in meinem Leben sein. Da Unterricht war, war alles Still. Man hörte das Hallen meiner Schritte auf der Treppe. Beim Sekretariat klopfte ich und nach einem kurzen Augenblick wurde ich herein gebeten. "Eliza, schön dich zu sehen. Ich hab schon alles vorbereitet!", begrüßte mich Frau Rektorieck "Hallo, vielen Dank!", gab ich zurück. "Ist ja wirklich schade, dass du bei der Feier nicht dabei sein kannst. Ich wünsche dir dennoch alles alles Gute für die Zukunft!", lächelte sie mich an. "Ja, ist schade, aber naja.", meinte ich. Eigentlich fand ich es nicht sonderlich schade nicht dabei zu sein. Es hätte eh wieder nur großes Geschrei gegeben, wenn ich mit meinen Brüdern dort auftaucht wäre und wenn Julian meine Begleitung gewesen wäre. Das wär kein entspannter toller Abend für uns geworden. Außerdem verstand ich mich mit den meisten gar nicht so gut. "Du musst hier noch unterschreiben, dass ich dir das Zeugnis schon vorzeitig gegeben habe und dann kannst du es mitnehmen." Ich nickte. "Ach und vergiss nicht deine Eltern auf dem Zeugnis unterschreiben zu lassen, da du noch nicht 18 bist!", erklärte mir Frau Rektorieck noch.

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