Teil 23 - Nächtliche Erkundungstour

2.7K 104 0
                                    

Das Abendessen hatte eine Ewigkeit gedauert. Ich hatte die meiste Zeit eigentlich nur schweigend dagesessen und nicht gewusst, was ich hätte erzählen sollen. Ich saß mit André, Mats, Erik und Marco an einem Tisch. Die Situation war mir sichtlich unangenehm gewesen. Zum Einem könnte jetzt jeder denken, dass ich zu spät gekommen bin, weil ich etwas mit Kevin unternommen habe und zum Anderen war die Stimmung am Tisch ziemlich angespannt. Marco hat die ganze Zeit irgendetwas erzählt, was eh kein interessiert hat und Mats hat André irgendwelche komischen Blicke zugeworfen. Und Erik, der hat sich die meiste Zeit versucht mit Julian zu unterhalten, der am Nachbartisch saß. Ich war jetzt in meinem Zimmer und starrte an die Decke. Ich konnte einfach nicht einschlafen. Das lag entweder daran, dass ich vor dem Essen schon geschlafen hatte oder, dass ich einfach zugaufgewühlt war. Ich beschloss noch einmal aufzustehen und eine nächtliche Erkundungstour durchs Hotel zumachen. Ich lief also Barfuß und in kurzer Hose und T-Shirt über den Flur.  Ich entschied mich dazu die Treppe weiter nach oben zu gehen, um nach zusehen, wie es dort aussah. Nach dem ich die aller letzte Stufe genommen hatte, stand ich auf einer Art Plattform. Der einzige Weg weiter war eine kleine Luke, durch die man geduckt durch passen könnte. Ich rüttelte am Griff und tatsächlich ließ sie sich nach einigen Bemühungen öffnen. Als ich durch sie hindurch gestiegen war, erreichte mich ein kräftiger Windzug und ich begann zu frösteln. Da es ziemlich Dunkel war, musste ich mich erst einmal orientieren, aber nach genauerem Hinsehen, stellte ich fest, dass ich wohl auf dem Hoteldach gelandet sein muss. Ein paar Meter von mir entfernt entdeckte ich eine weitere Person. Erst hatte ich schiss, aber dann schluckte ich die Angst runter und bewegte mich auf die Person zu. Ich stellte mich wie selbstverständlich neben sie, ohne zu wissen wer sie war. "Eliza?!" Ich erkannte die Stimme. Es war Julian und ich konnte erleichtert durchatmen. "Was machst du hier?" Da wir uns zu gut wie gar nicht kannten, wusste ich nicht, was ich hätte sonst fragen sollen. "Kann nicht schlafen. Du wohl auch nicht oder?",sagte er mit rauer Stimme. "Exakt.", erwiderte ich. Julian war definitiv schlauer gewesen, als ich. Er hatte Schuhe an, zumindest Flipflops, eine Jogginghose und einen Pulli. "Wie bist du hier hoch gekommen?", fragte nun er. "Durch die Luke da und du?", sagte ich und deutete hinter mich. "Ich hab die Leiter da genommen.", meint er und zeigte vor sich auf den Abgrund. Ich blickte etwas verwirrt. Wie ist er denn da bitte hoch gekommen? Als könnte Julian Gedanken lesen, klärte er mich auf. "Mein Zimmer hat einen Balkon, wie jedes Zimmer mit einer geraden Zimmernummer und wie der Zufall es so will führt das Ende der Leiter fast genau auf meinen Balkon." "Aha und warum kannst du nicht schlafen!", fragte ich neugierig. "Wahrscheinlich aus dem selben Grund wie du. Ich bin einfach noch zu aufgewühlt.", meinte er. Ich war erstaunt. Julian schien eine sehr gute Menschenkenntnis zu haben.

Sekunden können alles verändern...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt