18 ~ Ertappt

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Jared konnte wunderbar küssen. Seine kühlen, weichen Lippen, welche meine Lippen nur ganz sanft berührten. Sie gaben mir das Verlangen nach mehr. Ließen mich hoffen, dass dieser Kuss nie enden würde.

Doch natürlich musste er irgendwann enden. Und das viel zu früh.

Ein lautes Räuspern unterbrach uns. Ich konnte förmlich spüren, wie ich rot wurde, als ich mich zurücklehnte und Jared von mir schob. Seine nun schwarzen Augen guckten mich an, als hätte auch er gehofft, dass der Kuss länger angedauert hätte.

Langsam ließ ich meinen Blick in die Richtung der Tür wandern. Dort standen Lina und Jack und guckten uns auf eine angeekelte Art an. Ich fühlte mich ertappt. Wie konnte ich so einen Fuckboy wie Jared küssen? Und dann auch noch so, dass Jack es mitbekam. Obwohl, ihm war es doch sowieso egal, ob ich Jared küsste oder nicht. Ich war ihm vollkommen egal. Jetzt würde er nur noch auf mich herabschauen.

»Wollt ihr vielleicht ein eigenes Zimmer?«, fragte Jack spöttisch.

Mir war die Situation so peinlich, dass ich aus der Küche rannte und Lina so schnell wie ich konnte zurück zu ihrem Zimmer zog.

»Was war denn das?«, fragte sie atemlos.

»Ich weiß es nicht«, jammerte ich verzweifelt und schmiss mich auf ihr Bett, um mein Gesicht in Linas Kissen zu vergraben.

Tröstend streichelte sie mir meinen Rücken.

»Das hättest du nicht tun sollen«, meinte sie. »Jared küssen. Das kannst du doch nicht machen!« Ach echt?!

»Ich verstehe nicht, was in mich gefahren ist«, murmelte ich. »Unter normalen Umständen würde ich Jared nie küssen. Er ist ein Idiot. Und außerdem hat er Veronica für Sex missbraucht und ihr das Herz gebrochen.«

»Warum hast du ihn dann geküsst?«, fragte Lina.

Konnte ich ihr trauen? Sie hatte Geheimnisse eigentlich immer für sich behalten können, nicht so wie Veronica. Über den Vorfall zwischen Jared und Adam jedenfalls hatte sie mit keiner Menschenseele geredet.

»Er hat mir erzählt, dass ich Jack komplett egal bin. Und dann habe ich Jared geküsst, um meine Verzweiflung zu verdrängen«, erklärte ich.

»Ach, Monday, du bist Jack nicht egal. Wenn du in seiner Nähe bist, wirkt er immer so glücklich. Eigentlich hatte es den Eindruck auf mich, dass er in dich verliebt ist.«

»Und warum war er dann heute...« Ich suchte den passenden Ausdruck dafür. »Warum war er heute so abweisend zu mir?«

»Das kann ich dir nicht erklären«, behauptete Lina. »Normalerweise ist er nie so. Jedenfalls nicht zu Menschen, die er mag.«

»Das heißt doch gerade, dass er mich nicht mag!«

»Oh nein, Monday. Denk das nicht!«, meinte Lina und knuddelte mich. So zusammengekuschelt blieben wir bestimmt für eine halbe Stunde. Bis Lina mich dazu ermunterte, mit ihr die Präsentation zu machen, um mich auf andere Gedanken zu bringen.


»Du darfst Jared nicht an dich heranlassen!«, schärfte Lina mir ein. »Er hat damals mit Veronica Schluss gemacht, genauso wie er es mit Tausenden von anderen Mädchen getan hat. Bei dir wird er es genauso machen. Also sag ihm, dieser Kuss war eine einmalige Sache und dann regelt sich das hoffentlich von selbst. Er muss auch mal wissen, wie es ist zurückgewiesen zu werden. Das wird er nämlich viel zu selten.«

Ich nickte. Mit der Vorbereitung für die Präsentation waren wir leider viel zu schnell fertig gewesen, sodass wir keine andere Wahl hatten, als über meinen Kuss mit Jared zu reden. Bei unserem Mittagessen waren Jared und Jack uns zum Glück nicht begegnet.

»Und deswegen gehst du jetzt zu Jacks Zimmer und holst Jared da raus, damit du das mit ihm besprechen kannst!«, befahl Lina.

Widerstandslos ließ ich mich von ihr zu seinem Zimmer ziehen. Nachdem sie angeklopft hatte, ging sie schnell davon und ließ sie mich allein im Flur stehen.

Ich hörte, wie jemand die Tür aufschloss. Dann machte ein sehr gutaussehender Jared mir die Tür auf. Allein schon seine saphirblauen Augen waren wunderschön.

»Kann ich kurz mit dir allein reden?«, fragte ich und warf Jack, der auf einem Sofa chillte, einen feindseligen Blick zu.

»Ja klar«, sagte Jared und führte mich ein Stockwerk nach oben, wo er eine Tür aufmachte. »Das erste und größte Gästezimmer«, stellte Jared es vor. Ich folgte ihm in den Raum.

Die Fenster waren so riesig, sodass das Zimmer komplett mit Licht überflutet wurde. In der Mitte vom Zimmer stand ein sehr gemütlich aussehendes Doppelbett.

»Ich wollte eigentlich nur sagen, dass der Kuss eine Ausnahme war«, sagte ich und guckte dabei in Jareds wunderschöne Augen.

»Das glaube ich nicht«, meinte er. »Willst du nicht noch mehr? Wir sind hier ganz allein.« Er nahm mich bei der Hand und zog mich zum Bett.

»Jared, ich will nichts von dir«, murmelte ich und setzte mich auf das Bett. Es war noch bequemer als erwartet.

Er setzte sich neben mich. »Ich weiß, dass du den Kuss mochtest. Und jetzt sag mir nicht, dass du das nicht noch einmal willst.«

»Das hat gar nichts damit zu tun, ob der Kuss gut war oder nicht. Das Problem ist, dass du nicht gut genug bist.« Er war lange nicht so gut wie Aleksej. Mein Freund, den ich nie wieder haben konnte.

Er sah mich verwirrt an. »Warum bin ich nicht gut genug?«

»Weil mit dir eine Beziehung nicht funktionieren kann«, versuchte ich ihm zu erklären. »Das hat man ja an den anderen Mädchen gesehen, denen du gesagt hast, dass sie dir viel bedeuten, nur um sie nach einer Woche wieder fallen zu lassen.«

»Bei welchem Mädchen habe ich das gemacht?«

»Bei Veronica zum Beispiel.«

»Ich habe Veronica nie gesagt, dass sie mir wichtig ist. Nie habe ich auch nur Andeutungen gemacht, dass ich eine Beziehung mit ihr haben wollte. Und sie wusste das.« Veronica hatte sich trotzdem Hoffnungen auf eine Beziehung mit ihm gemacht. Zumindest sie wollte mehr haben.

»Und mit mir willst du eine Beziehung?«, fragte ich.

Er nickte.

»Sorry, aber das glaube ich nicht«, meinte ich, stand auf und verließ das Zimmer.

Monday - Dämonen der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt