77 ~ Besuch

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Die Gestalt schnellte hervor und presste mir eine Hand auf den Mund. Ich strampelte und versuchte, die Hand beiseite zu schlagen, doch erstarrte mitten in meiner Bewegung, als ich sie sprechen hörte.

»Pssst, Monday«, sagte die Gestalt und ich war erstaunt, meine eigene Stimme aus ihrem Mund zu hören. »Ich bin es doch nur, deine Schwester.«

»Tueschdadel?«, nuschelte ich durch die Hand hindurch. Ich tastete in der Dunkelheit nach der Nachttischlampe und schaltete sie an.

Bei dem Mädchen, das in diesem Moment wieder die Hand von meinem Mund nahm, handelte es sich tatsächlich um Tuesday.

Niemals hätte ich mir vor wenigen Augenblicken vorstellen können, dass ich so so einfach finden würde. Aber wie sie hierher gekommen war, konnte ich mir beim besten Willen nicht erklären.

»Wieso bist du hier?«, fragte ich verwirrt. »Wie geht das?«

»Ich dachte mir, ich schaue mal, ob du nicht doch die Wahrheit gesagt hast. Zugegebenermaßen hatte ich etwas Angst, dass du mir eine Falle stellst und mich entführen willst oder so, aber dann habe ich es doch gewagt. Wie ich sehe, hast du mich gar nicht angelogen. Es tut mir leid, dass ich dir nicht geglaubt habe.« Sie schaute mich traurig an, doch sogleich erhellte sich ihr Blick wieder. »Mensch, ist das cool, dich in echt zu sehen.«

Das war ja alles schön und gut, aber... »Wie bist du hierhergekommen?«, fragte ich.

»Ich habe mich teleportiert«, erklärte sie. »Das ist meine Begabung. Ob ich nun zu einem bestimmten Ort oder einer Person will, das geht alles.«

»Oh, was, das ist ja eine tolle Begabung«, sagte ich. »Weißt du, was lustig ist? Mein Freund – oder besser gesagt ein Freund, ich weiß gerade nicht wie wir zueinander stehen – dachte in seinem Traum, dass ich teleportieren könnte, weil ich zu ihm –« Meine Worte kamen zu einem abruptem Ende, als ich das Knarzen der Tür, kurz gefolgt von Schritten, auf der Kellertreppe hörte.

Es war Adam, wie ich im schwachen Schein der Nachttischlampe erkennen konnte, der da polternd die Treppe hinunter kam.

»Monday, bist du okay?«, rief er. »Ich habe einen Schrei gehört.«

Neben mir atmete Tuesday scharf ein. »Adam?«, fragte sie. »Was machst du hier?«

Ich blickte verwirrt von Tuesday zu Adam. »Ihr kennt euch?«

Für einen Moment war es so still, dass man nur das leichte Rascheln der Bettdecke hören konnte.

Dann stand Tuesday auf. »Er war mal auf meiner Schule«, erklärte sie.

»Wirklich? Was für ein Zufall! Ich dachte, Adam würde schon immer hier wohnen. Wo ist denn, beziehungsweise wo war denn deine Schule?«

»Ach, das war nur ein kleiner Or–», begann Adam, doch meine Schwester ließ ihn nicht ausreden.

»Meine Schule liegt am Rande von Pandemonium«, sagte meine Schwester. »Und ich gehe immer noch darauf. Pandemonium Academy heißt sie. Hast du davon schon einmal gehört?«

»Sie ist in der Hauptstadt der Hölle? Hier geblieben, Adam!«, rief ich, als ich sah, wie Adam sich rückwärtsgehend von uns schleichen wollte. »Mir sagst du, dass du nichts von Dämonenjägern und Dämonen weißt und jetzt stellt sich heraus, dass du auf eine Schule in der Hölle gegangen bist? Was zum Teufel soll das?«

»Er hat dir gesagt, dass er nichts von Dämonen weiß?«, fragte Tuesday und stieß einen ironischen Lacher aus. »Das ist schon witzig, wenn man bedenkt, dass er genauso wie wir ist. Halb Dämon, halb Mensch.«

»Halb Dämon, halb Dämonenjäger, meinst du«, korrigierte ich. »Unser Vater war ein Dämonenjäger.«

»War?«, fragte Tuesday und starrte bekümmert gen Boden. »Aber meine Mutter hat gesagt, mein Vater wäre ein Mensch.. Er hätte sie aber verlassen und dann hat sie einen Dämonen, den Vater von meinem Bruder, kennengelernt.«

»Tut mir leid, aber ich denke nicht, dass deine Mutter unsere leibliche Mutter ist. Obwohl... Heißt sie Wednesday?«

»Nein, aber woher willst du das wissen? Denkst du, deine Mutter würde es dir sagen, falls du adoptiert wärest?«

»Ich habe unsere Mutter, Wednesday, in meinen Träumen gesehen. Außerdem hat meine sogenannte Stiefmutter bestätigt, wie sie heißt. Auch wenn sie nicht immer ehrlich ist, so sind das immerhin zwei unabhängige Quellen.«

»Oh«, meinte Tuesday. »Wo ist denn dann unsere leibliche Mutter? Lebt sie nicht mehr?«

»Ich weiß nicht, wo sie ist. In meinen Wandlerträumen konnte ich sie nicht erreichen. Vielleicht ist sie zu entfernt oder aber sie befindet sich in einem Gebäude, das von Silber oder Weihwasser umzäunt ist oder hat eine geistige Barriere gebaut«, erklärte ich.

Tuesday schloss ihre Augen, dann öffnete sie sie wieder. »Ich kann sie auch nicht finden«, meinte sie. »Oft reicht ein Name aus, damit ich mich zu einer Person teleportieren kann. Das heißt, entweder sie lebt nicht mehr oder sie ist tatsächlich von etwas in der physischen Welt eingeschlossen. Die Frage ist bloß, ob freiwillig oder nicht.«

Ihr Blick schnellte zu Adam herum, der gerade dabei war, klammheimlich die erste Treppenstufe zu erklimmen. »Was ist mit ihm?«, fragte sie. »Er hat dich offensichtlich angelogen. Vielleicht weiß er ja etwas. Irgendetwas verheimlicht er auf jeden Fall.«

Sie sprang auf und stürzte auf Adam zu. Dieser wusste gar nicht, wie ihm geschah, als sie ihn packte und gegen die Wand drückte. »Jetzt entkommst du mir nicht mehr, Kleiner«, sagte sie, obwohl sie einen halben Kopf kleiner war als er. »Was verschweigst du uns?«

»Dir muss ich gar nichts sagen«, erwiderte Adam trotzig.

Beim Näherkommen erkannte ich, wie Tuesday ihm eine Hand aufs Herz legte. »Denkst du wirklich, du hättest eine Chance gegen mich?«, fragte sie, dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Etwas, das ich aufgrund der Entfernung nicht hören konnte.

»Okay, na gut«, gab Adam nach. »Ich erzähle euch alles, wenn du mich endlich loslässt und wenn ihr verspricht, dass ihr mich nicht umbringt.«

Tuesday seufzte. »Wenn du nicht ständig versuchen würdest, wegzulaufen, dann müsste ich dich nicht festhalten. Du hast deine Chance vertan. Wie wäre es, wenn du mal damit beginnst, deine Kontaktlinsen herauszunehmen? Oder soll ich das für dich machen?«

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Hey ihr Lieben,

ich bin ja nicht mehr soo begeistert von dem Kapitel, aber was solls xD Muss dann halt in der Überarbeitung geändert werden.

Wie gehts euch so?

Alles Liebe

Clara

Monday - Dämonen der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt