Asasels Lippen waren weich und warm. Während ich ihn küsste, stellte ich fest, dass ich weitaus bessere Küsse erlebt hatte. Dennoch gefiel es mir, endlich mal meine Aufmerksamkeit auf einen Jungen zu richten, der mich auch wollte und mich gleichzeitig gut behandelte. Ich genoss den Kuss mit Asasel, bis er auf einmal von mir weggezogen wurde.
Überrascht öffnete ich meine Augen. Jared hatte sich vor mir im Wasser aufgebaut und funkelte mich zornig an, bevor er Asasel seine Aufmerksamkeit schenkte.
»Finger weg«, knurrte er. »Sie gehört mir.«
Ich fasste ihn am Oberarm, das kalte Gefühl ignorierend, und drehte ihn herum, sodass er mich anschauen musste.
»Wie bitte?«, fragte ich. »Ich gehöre keinem und dir schon gar nicht. Außerdem bist du doch zu sehr mit deiner blondhaarigen Freundschaft Plus beschäftigt. Was kümmert es da dir, was ich mache?« Die letzten Sätze waren mir herausgerutscht, ohne dass ich es wollte und ich merkte selbst, wie idiotisch das ausgesprochen klang.
»Monday, bist du etwa eifersüchtig?«, fragte Jared.
Bevor ich antworten konnte, mischte Asasel sich wieder ins Gespräch ein.
»Monday kann sich selbst aussuchen, wen sie küsst. Und ich denke, es ist ziemlich eindeutig, dass sie mich will.«
Bevor ich reagieren konnte, landete Jareds Faust in Asasels Gesicht. Ein erschrockener Schrei entwich mir.
Während Asasel ausholte, um es Jared heimzuzahlen, stellte ich mich zwischen die beiden und drückte Jared gegen den Beckenrand. Zu meinem Glück wehrte er sich kaum gegen mich, ansonsten hätte ich es kaum geschafft, ihn dort zu halten.
»Asasel, geh lieber«, rief ich dem netten Dämon über die Schulter zu.
»Ich lass dich doch nicht so einfach alleine mit ihm«, erwiderte dieser.
»Es ist okay, mit ihm komme ich schon klar. Geh doch schon einmal nach drinnen. Ich komme gleich nach.«
Asasel schaute mich kurz besorgt an, dann machte er einen Schritt zum Beckenrand und hievte sich nach oben. Ich wartete, bis er außer Hörweite war.
Erst dann konfrontierte ich Jared. »Was sollte das? Ich dachte, ihr beide wärt Freunde.«
»Freunde?«, äffte Jared mich nach. »Die Freundschaft hört auf, wenn er dich so einfach anfasst.«
Ich verdrehte die Augen. »Er darf mich anfassen, wenn ich es ihm erlaube. Und ob du es glaubst oder nicht, er hat mich tatsächlich nach Erlaubnis gefragt, bevor wir geküsst haben. Etwas, was du nicht von dir behaupten kannst.«
Jared schaute mich betroffen an. Einige Zeit sagte er nichts. Ich hoffte inständig, dass meine Wörter bei ihm angekommen war. Schließlich sagte er: »Es tut mir leid, Monday. Ich habe so vieles falsch gemacht.«
»Ja, das hast du wirklich«, stimmte ich ihm zu. »Weißt du, eigentlich wollte ich dir für deinen Geburtstag diese zweite Chance geben, von der ich versprochen habe, dass ich darüber nachdenken wollte. Aber wenn ich so sehe, wie du dich verhältst, nehme ich das lieber zurück. Du kannst nicht einfach so andere Menschen schlagen.«
»Oh, Mann. Es tut mir wirklich leid«, sagte Jared kleinlaut. So kannte ich ihn ja gar nicht.
»Bei mir musst du dich nicht entschuldigen, sondern bei Asasel.«
»Ich verspreche dir, dass ich mich bei ihm entschuldige. Gibst du mir dann die zweite Chance?«
Ich schaute ihn nachdenklich an. Eine Entschuldigung wäre zumindest der erste Schritt in die richtige Richtung. »Okay, aber eine dritte Chance wirst du nicht bekommen.«
Jareds Mundwinkel zogen sich hoch. Nicht so weit, dass man es als Lächeln bezeichnen konnte, aber zumindest war es ein halbes. »Oh, danke Monday«, sagte er und zog mich in eine Umarmung. Ein eiskaltes Gefühl umgab mich, schloss mich ganz ein.
Und dann brachte Jared sein Gesicht auf eine Höhe mit meinem und küsste mich. Erst war ich überrascht, dass er mich aus dem heiteren Himmel küsste, doch dann genoss ich seine kühlen Lippen, die sich angenehm auf meine pressten. Sie schmeckten nach Käsekuchen. Ein Bild von Jack tauchte in meinem Kopf auf. Erst letzte Nacht hatte er genauso geschmeckt. Schnell verdrängte ich den Gedanken. Ich wollte mich ganz dem Kuss hingeben, wollte mich Jared hingeben. Himmel, ich hatte ihn noch nie so sehr gewollt wie jetzt.
Ich drückte mich näher an ihn hinan, hielt mich mit meinen Händen an seinen Oberarmen fest. Erst sanft, dann krallte ich mich beinahe fest, als die von ihm ausgehende Kälte meinen ganzen Körper einnahm. Ich wollte ihn und ich wollte mehr.
Augenblicklich hielt ich inne. Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Ich war nicht die erste, die Jared heute geküsst hatte. Garantiert hatte er bereits mit dieser Blonden rumgemacht. Die Vorstellung, dass die Lippen, die womöglich vor wenigen Stunden oder gar Minuten eine andere berührt hatten, nun mich küssten, war grauenvoll für mich. Die Lust, die ich für ihn verspürt hatte, war auf einmal wie weggeblasen.
Entschlossen drückte ich mich von ihm weg. Sofort wich die Kälte einem unangenehmen Gefühl der Einsamkeit.
Jared schaute mich enttäuscht an. »Was ist los? Habe ich etwas falsch gemacht?«, fragte er.
»Küss du doch weiter deine Blondine«, antwortete ich und wandte ihm den Rücken zu, damit er die Tränen in meinen Augen nicht sehen konnte. Wann war ich bitte so emotional geworden?
»Ich hatte recht, du bist tatsächlich eifersüchtig.« In Jareds Stimme lag Belustigung.
»Bin ich nicht.« Ich wünschte, ich hätte das fremde Mädchen nicht angesprochen
»Ist ja schon gut. Aber bei ihr hast du nun wirklich keinen Grund dazu, eifersüchtig zu sein. Sie ist meine Schwester.«
Nun waren mir meine eifersüchtig klingenden Aussagen erst recht peinlich.
»Oh.« Langsam drehte ich mich wieder zu ihm um. Etwas hinter ihm konnte ich seine Schwester ausmachen, wie sie alleine auf einem Handtuch saß. Selbst jetzt, wo ich von ihrer Beziehung zu Jared wusste, konnte ich keinerlei Ähnlichkeiten in deren Aussehen ausmachen. Die sollte seine Schwester sein? Ich konnte es kaum glauben.
»Willst du nicht zu ihr?«, fragte ich. »Sie ist so allein.«
»Nein, Monday. Jetzt gerade bin ich dort, wo ich am liebsten sein will.«
Und mit diesen Worten küsste er mich erneut.
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Monday - Dämonen der Vergangenheit
ParanormalKann man jemanden verurteilen, nur weil er ein Dämon ist? Triff Monday, sechzehnjährige Dämonenjägerin. Seitdem ihr Vater von einem Dämonen getötet wurde, macht sie ihren Job nicht mehr aus Pflicht, sondern nur noch aus Hass. Alles was sie will, ist...