Auf unserem Fußmarsch zurück zum Portal fiel mir erneut auf, wie angenehm doch die Temperatur in der Hölle war, denn hier fühlte ich mich wie im Paradies.
Als wir wieder einmal an einer großen Lavafläche vorbeikamen, kam mir in den Sinn, was Jack vorhin vom Schwimmen gesagt hatte. Jetzt, wo ich nicht mehr in der Hölle sterben konnte, verspürte ich den Drang, einfach in die Lava reinzuspringen.
»Meintest du nicht, wir könnten mal zusammen in der Lava schwimmen gehen?«, fragte ich an Jack gewandt. »Warum nicht jetzt?«
»Schwimmen gehen?«, erwiderte Jack und errötete leicht. »Unsere Eltern machen sich doch Sorgen.«
»Dann könnte Jared vorgehen und ihnen sagen, dass alles nach Plan verlaufen ist und wir in Sicherheit sind«, schlug ich vor, in der Hoffnung dadurch Jared loswerden zu können.
»Ich habe besseres zu tun, als euren Boten zu spielen«, sagte Jared. »Außerdem glaube ich nicht, dass du jetzt mit Jack und Lina schwimmen gehen willst. Zwar würde die Lava nicht dich verbrennen, aber deine Kleidung würde draufgehen. Selbst wenn du deine Klamotten vor dem Schwimmen ausziehen würdest, besteht zu 99% die Wahrscheinlichkeit, dass ein anderer Dämon dir deine Klamotten klaut. Also, ganz davon abgesehen, dass du dann nackt den Weg nach Hause reisen müsstest, denke ich nicht, dass ihr drei in eurer Freundschaft so fortgeschritten seid, um unbekleidet zusammen zu baden.«
»Ihr beide könnt doch schwimmen gehen und ich pass auf eure Klamotten auf, während Jared unseren Eltern Bescheid gibt«, warf Lina freudig ein. Der Gedanke, alleine mit Jack schwimmen zu gehen, war schön. Aber unbekleidet? Wir waren doch noch nicht einmal zu unserem ersten Kuss gekommen. Würde es überhaupt jemals zu einem ersten Kuss kommen? Ich schaute verstohlen zu Jack hinüber, in der Hoffnung erkennen zu können, was er gerade dachte. Seine Wangen hatten mittlerweile wieder eine normale Farbe angenommen, seine Augen waren funkelnd auf mich gerichtet. Doch seine Miene war für mich unlesbar.
»Wie oft muss ich es noch sagen? Ich bin nicht euer Bote«, grummelte Jared mürrisch und setzte seinen Weg fort. Ich wusste nicht, ob ich erleichtert oder enttäuscht sein sollte, dass es nicht zum Schwimmen gekommen war.
Vor dem Haus, in das wir auf unserem Hinweg teleportiert wurden, war eine kurze Schlange. Zumindest ging ich davon aus, dass es dasselbe Haus war, da wir uns in der Schlange einreihten. Für mich sahen die Häuser in der Hölle alle noch ziemlich ähnlich aus und es war mir ein Rätsel, wie Lina, Jack und Jared sich hier zurechtfinden konnten. Allein der Rückweg war mir komplett anders vorgekommen als der Hinweg, fast so, als hätten wir eine ganz andere Strecke genommen. Vielleicht hatten wir das auch. Ich wusste es nicht.
»Abends ist hier meist viel Betrieb, weil manche Dämonen zurück zu ihren Menschenfamilien wollen, während wieder andere nur in der Nacht Zeit finden, um die Hölle aufzusuchen«, erklärte Lina. »Es sollte trotzdem recht schnell gehen, immerhin gibt es hier mehrere Portale.«
»Also kann man mit diesem Portal zu mehreren Standorten auf der Erde reisen?«, fragte ich.
»Nein«, erwiderte Lina. »Dieses Portal führt nur zu dem kleinen Antiquariat in unserer Stadt. Nur Bücherportale sind dazu imstande, einen an unterschiedliche Standorte zu befördern. Eine Seite führt jeweils zu einem Ort. Aber in jeder Dämonenstadt gibt es genug Portale, oft getarnt als Höllenfeuer, welche uns teleportieren können. Natürlich gibt es auch größere Häuser mit mehr Zimmern, welche alle unterschiedliche Portale beinhalten, solche Ein-Zimmer-Häuser wie hier sind recht selten. Das System ist eigentlich sehr gut.«
Schon nach kurzer Zeit waren wir an der Reihe und traten über die Brücke, welche mir immer noch Respekt verschaffte, in das Zimmer. Selbst mit dem Wissen, dass das Feuer mich nicht töten würde, hatte ich Angst davor herunterzufallen. Denn falls ich fiel, wie sollte ich dann wieder an Land kommen? Weit und breit sah ich keine Möglichkeit, wie man sich wieder hoch ziehen konnte.
»Würdest du mit mir durchs Feuer gehen?« unterbrach Jacks Stimme meinen Gedankengang.
Für jemanden durchs Feuer gehen hieß so viel, wie alles für jemanden zu tun, für diese Person bis ans Ende der Welt zu gehen. Wenn man es genau nahm, so war ich mit Jack schon am Ende der Welt, nämlich in der Hölle. Während ich mich noch wunderte, warum er jetzt auf einmal mit mir flirtete, konnte ich mein Lächeln über diesen Wortwitz nicht unterdrücken. Vielleicht war er ja auch einfach nett und wollte mich nicht noch einmal alleine und voller Angst durch das Portal reisen lassen.
Immer noch lächelnd ergriff ich Jacks Hand, welche mir sofort einen heißen Blitz durch meinen ganzen Körper schickte. Dann ging ich mit ihm zum Höllenfeuer in der Mitte des Raumes und trat hinein. Das Letzte, das ich wahrnahm, war ein verärgertes Schnauben von Jared.
Meine zweite Begegnung mit dem Portal war nicht weniger ungewohnt als die erste. Wieder einmal verlor ich ohne Vorwarnung den Halt unter meinen Füßen und wurde von einem brennenden Wirbelsturm erfasst. Im Gegensatz zu meiner ersten Reise fühlte ich mich jedoch nicht unsicher oder verloren. Die warme Hand von Jack gab mir Halt in dem Wirbelsturm, welcher uns umgab, und ich hatte keine Angst meine Augen offen zu halten. Zischend wickelten sich Feuerzungen um uns und brachten uns näher zusammen. Mit meiner freien Hand hielt ich mich an Jacks Rücken fest und schaute ich ihm in die wunderschönen, orangenen Augen, in denen ich mich am liebsten stundenlang verlieren würde. Hier, umgeben von dem feurigen Hurrikan und keinem Boden unter unseren Füßen, war mein Gesicht auf einer Höhe mit seinem. Das Feuer brachte uns zusammen und nichts konnte uns mehr trennen. Meine Gedanken kreisten sich um Jack so wie der Wirbelsturm sich um uns drehte. An etwas anderes zu denken war mir nicht mehr möglich. Ich wollte seine seidig aussehenden Lippen berühren, sie küssen. Nichts schien in diesem Moment wichtiger zu sein.
Auf einmal spürte ich ein Brennen an meinem Hinterkopf. Nur am Rande realisierte ich, dass dies Jacks Hand sein musste, welche meinen Kopf an sich heran zog. Im nächsten Augenblick spürte ich schon seine Lippen auf meinen und ich wünschte, dass diese Höllenfahrt niemals enden würde.
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Monday - Dämonen der Vergangenheit
ParanormalKann man jemanden verurteilen, nur weil er ein Dämon ist? Triff Monday, sechzehnjährige Dämonenjägerin. Seitdem ihr Vater von einem Dämonen getötet wurde, macht sie ihren Job nicht mehr aus Pflicht, sondern nur noch aus Hass. Alles was sie will, ist...