Am Ende standen wir zu fünft hinter einer Ecke und bestaunten das Hauptgebäude der mysteriösen Dämonenorganisation. Adam, Tuesday, Lina, Jack und ich. Jacks Fähigkeit würde uns zwar nicht viel nützen, doch ich hatte ihn nicht davon abhalten können, mitzukommen.
Das Gebäude war düster und hatte keine Fenster. Mir erschauderte es bei dem Gedanken, dass es nur einen Weg nach draußen gab. Der einzige Eingang war zwar offen, doch wurde er von einem muskelbepacktem Vampir bewacht. Dass er ein Vampir war, erkannte ich an seinen Reißzähnen.
Als wäre das noch nicht genug, wurde das gesamte Gebäude von einer gläsernen Kuppel, die mit Weihwasser gefüllt war, umrundet. Das war der Grund, warum wir Adam überhaupt brauchten. Ansonsten hätte Tuesday sich einfach hinter die Kuppel teleportieren und den Vampir umbringen können. Hinter dem Glas führte lediglich eine dünne Brücke über die Lava.
»Na, los! Worauf wartest du, Adam?«, fragte Tuesday.
»Seid ihr sicher, dass ihr mich dafür braucht?«, entgegnete Adam. So blass wie er aussah, hätte ich ihn auch glatt für einen Vampir halten können. »Ihr wisst doch, wenn sie erfahren, dass ich etwas mit dem Einbruch zu tun hatte, dann bringen sie meinen Vater um.«
»Du schuldest es Monday, uns zu helfen. Dafür, dass du sie belogen und ausspioniert hast. Dein Part ist gar nicht mal so schwer. Du musst nur den Vampir das Tor für uns Öffnen lassen«, wiederholte Tuesday zum hundertsten Mal unseren Plan. »Das Töten können wir übernehmen. Dann kannst du verschwinden. Das wird schon keiner erfahren. Nun geh schon los, wir haben nicht ewig Zeit!«
»Haben wir nicht?«, fragte Adam.
»Nein, ich habe morgen wieder Schule«, erklärte Tuesday. »Machst du nun endlich?«
Adam guckte uns ein letztes Mal hilflos an, dann ging er auf wackligen Beinen um die Ecke und überquerte die Straße. Ich hatte jeden Moment Angst, dass er hinfallen würde.
»Ich bin hier, um über meine Fortschritte mit Monday Käseberg zu sprechen«, erklärte er dem Türsteher.
Der Vampir schritt über die Brücke und öffnete das Tor, ohne nachzufragen. Kaum, war es offen, stand Tuesday mit ihrem Säbel neben ihm. Sie musste ihn schon beim Teleportieren ausgeholt haben, denn der Säbel flog in Sekundenschnelle auf den Hals des Vampirs zu und trennte sauber seinen Kopf von seinem Körper. Der Kopf rollte auf die Brücke, dann plumpste er mit einem lauten Zischen in die Lava und war nie mehr gesehen. Tuesday beförderte den Körper mit einem Tritt hinterher.»Wow, sie ist stark«, flüsterte Lina neben mir, dann sprintete sie, dicht gefolgt von Jack, zu meiner Schwester. Ich vergewisserte mich ein letztes Mal, dass mein Silbermesser sich an meinem Gürtel befand, dann lief ich hinterher.
Wir machten Anstalten, die Brücke zu überqueren, als Adam uns aufhielt.
»Wie, lasst ihr mich hier einfach so stehen?«, fragte er. »Ich dachte, Tuesday würde mich zurück teleportieren.«
»Davon war nie die Rede und dafür haben wir auch keine Zeit«, entgegnete Tuesday.
»Das dauert doch nicht lang«, grummelte Adam, doch Tuesday betrat schon das Gebäude und schenkte ihm keine Aufmerksamkeit mehr.
»Sorry«, flüsterte ich, dann folgte ich den anderen in das Haus.
Ein langer Flur erstreckte sich vor uns, rechts und links zweigten weitere Gänge ab. Zwar waren die Wände wider Erwarten in weiß gehalten, doch dadurch, dass kein Mensch weit und breit zu sehen war, herrschte eine unheimliche Atmosphäre. Wussten sie schon, dass wir da waren? Hatten sie Tuesdays Attacke mitbekommen?
Ich fühlte mich, als würden die dünnen Wände jederzeit erpressen können. In diesem Gang fühlte ich mich ganz und gar nicht wohl.
Mit einem mulmigen Gefühl machte ich einen Schritt vor den anderen, darum bemüht, möglichst leise zu gehen. Trotz all unserer Sorgfalt hallten unsere Schritte durch den Flur und wirkten durch die ansonsten gruselige Stille erschreckend laut.
Wir müssen nur diesen Gang entlang gehen, versuchte ich mir selbst Mut zuzusprechen. Und dann das Treppenhaus hinunter, unsere Mutter holen und wieder hinauf. So einfach ist das.
Doch tief in mir drinnen wusste ich, dass es nicht so einfach werden würde.
Kurz bevor wir das Ende des langen Flures erreichten, trat ein Mann aus einem der angrenzenden Flure. Seinen Blick hielt er starr nach vorne gerichtet. Bevor er uns auch nur bemerkt hatte, war Tuesday schon bei ihm und saugte ihm seine golden schimmernde Lebensenergie aus.
Sie war erstaunlich flott, selbst wenn man davon absah, dass sie teleportieren konnte. Und da dachte ich immer, ich wäre mit meiner jahrelangen Joggingroutine schnell.
»Hier ist kein Treppenhaus«, sagte Tuesday. »Aber Adam hat ganz sicher gesagt, dass es am anderen Ende vom Flur ist. »Ihr beiden, Freunde von Monday könnt ihr links lang gehen? Dann suchen Monday und ich im rechten Gang nach dem Treppenhaus.«
»Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, wenn wir uns aufteilen«, meinte ich. »In Filmen geht das nie gut aus.«
»Ach, das passt schon. Wenn wir in fünf Minuten noch nicht fündig geworden sind, dann kehren wir wieder hierhin zurück, okay?«
»Wenn wir diesen Fleck überhaupt finden«, entgegnete ich. »Das hier ist ja fast wie ein Labyrinth.«
»Mach dir keine Sorgen, Monday, ich finde schon zurück«, sagte Tuesday. »Du kannst dich auf mich verlassen.«
Mit einem letzten ängstlichen Blick zu Jack und Lina folgte ich meiner Schwester nach rechts. Ich hatte schon längst den Überblick darüber verloren, an wie vielen Türen und Gängen wir vorbeigekommen waren, als Tuesday stehen blieb.
Sie öffnete eine Tür zu unsere Linken. »Hier sind Stufen, die nach unten führen«, sagte sie und huschte hindurch.
Bevor ich ihr sagen konnte, dass wir doch lieber auf meine Freunde warten sollten, stieg sie schon die Treppe hinab. Ich musste mich beeilen, um mit ihr Schritt zu halten.
Dass uns bis jetzt noch keiner in den Weg getreten war, konnte doch kein Zufall sein. Das hier war immerhin das Hauptgebäude der Dämonenorganisation, die alleine dreißig Dämonen losgeschickt hatte, um mich zu töten. Irgendetwas war hier falsch.
Vor mir verschwand Tuesday um eine Kurve in der Treppe, im nächsten Moment stieß sie einen erschrockenen kleinen Schrei aus. »Mama?«, fragte sie.
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Monday - Dämonen der Vergangenheit
ParanormalKann man jemanden verurteilen, nur weil er ein Dämon ist? Triff Monday, sechzehnjährige Dämonenjägerin. Seitdem ihr Vater von einem Dämonen getötet wurde, macht sie ihren Job nicht mehr aus Pflicht, sondern nur noch aus Hass. Alles was sie will, ist...