09 ~ Tuesday

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In der ersten Stunde setzte ich mich neben Lina, denn wir hatten wieder Deutsch.

»Wie ist das eigentlich, mit Adam in einem Zimmer leben?«, fragte sie.

»Man gewöhnt sich daran. Ich hätte trotzdem gerne mein eigenes.«

»Wenn du mal eine Auszeit von ihm willst, kannst du bei Gelegenheit auch mal bei mir schlafen!«

»Das wäre toll«, sagte ich.

»Monday, Lina, könntet ihr eure privaten Gespräche bitte in der Pause führen?«, fragte unsere Deutschlehrerin.

»Hast du dieses Wochenende Zeit?«, fragte Lina mit gesenkter Stimme.

Ich überlegte. Eigentlich hatte ich Dämonen jagen wollen, aber es würde mir nicht schaden einmal im Leben mit einer Freundin abzuhängen. »Ja«, flüsterte ich.

»Gut. Kannst Freitag auf Samstag bei mir übernachten, wenn du willst.«


Nach vier weiteren langweiligen Schulstunden hatte ich Mittagspause. Adam hatte heute nur sechs Stunden, weswegen ich mich einsam und allein in den Oberstufenraum auf ein Sofa setzte. Wo zum Teufel waren die ganzen anderen Schüler? Ich war doch nicht die Einzige, die Nachmittags Unterricht hatte. Ganze vier Stunden standen mir noch bevor.

Irgendwann kam ein weiterer Schüler herein.

Ich schaute zur Tür. Ein Gesicht mit orangefarbenen Augen lächelte mich an.

Zögernd lächelte ich zurück. »Hey Jack«, rief ich.

Ihr seid zu zweit alleine in einem Raum. Jetzt ist die Gelegenheit, ihn umzubringen!

Aber ich will ihn noch nicht töten!

»Hey.« Er setzte sich neben mich auf die Couch, sodass unsere Arme sich berührten. Augenblicklich fing mein kompletter Arm an zu brennen. Es brannte so verlockend warm, doch gleichzeitig machte es mich extrem unsicher. Wieso machte mich das unsicher?

Weil du dich verliebt hast, du Dussel.

Quatsch, ich bin nicht verliebt. Ich kann mich nie wieder verlieben, nicht nach Aleksej.

Ich wollte mich nicht verlieben, wollte nicht verletzt werden von einem weiteren Tod.

Wie konnte ich einen Dämonen mögen? Das war doch unmöglich! Vor allem, weil ich ihn erst seit Freitag kannte.

Ich war nicht in ihn verliebt. Garantiert nicht! Ich mochte ihn höchstens ein kleines Bisschen.

Jack schaute mich erwartungsvoll an.

»Hast du was gesagt?«, fragte ich nervös.

»Ich wollte wissen, was du heute noch für Fächer hast«, antwortete er geduldig.

»Oh, sorry.« Ich schaute auf seinen Arm und war fast überrascht, als ich dort keine Flammen sah. »Philosophie und Chor. Und du?«

»Ach, dann haben wir zusammen Chor. Ich habe vorher noch Französisch.«

Er holte eine Mappe aus seiner Tasche und fing an Hausaufgaben zu machen. Währenddessen berührten sich noch immer unsere Arme. Oh mein Gott. Nie in meinem Leben hätte ich gedacht, wie wunderschön es sich anfühlen konnte, einen Dämonen zu berühren.

Was, wenn er genauso war wie Jared? Immerhin war er mit ihm befreundet. Konnte gut sein, dass er auch jede Woche eine neue Freundin hatte. Aber warum bitte sollte sich ein Dämon um so etwas wie eine Freundin kümmern? Das war genauso unwahrscheinlich wie meine Hoffnung, dass auch er sich zumindest ein kleines Bisschen in mich verliebt hatte. Das Einzige was er von mir wollte, war meine Seele. Wenn er denn überhaupt irgendetwas von mir wollte.

Monday - Dämonen der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt