33 ~ Tratschen über die Tratschtante

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Auf dem Boden meines Kellerzimmers lag ein total verschwitzter Adam und rührte sich nicht mehr.

»Komm, zehn Liegestütze schaffst du doch noch!«, versuchte ich ihn aufzumuntern, doch ich bekam nur ein unzufriedenes Grummeln zu hören.

»Du musst stark sein, wenn du einen Dämonen besiegen willst«, erklärte ich ihm.

»Ich kann nicht von einem auf den anderen Tag 100 Liegestütze machen«, beschwerte sich Adam, obwohl er erst fünf geschafft hatte, und setzte sich auf. »Kann ich wenigstens etwas trinken?«

»Nagut, kurze Pause. Danach geht es weiter«, bestimmte ich und gab ihm seine Trinkflasche, welche auf einer der vielen Kisten im Keller stand.

Nach zwei weiteren Durchgängen und einer Pause sah Adam bloß noch aus wie ein Häufchen Elend.

»Los, umdrehen!«, rief ich. »Schaffst du 100 Bauchaufzüge?«

»Was sind denn Bauchaufzüge?«, fragte das Häufchen Elend. »Wir haben doch bloß Treppen.«

»Damit meinte ich sowas wie Sit-ups«, erklärte ich. »Aber wenn du schon von Treppen redest, danach kannst du gerne ein paar mal die Treppen hoch und runter laufen.«

Wie in Zeitlupe drehte Adam sich auf den Rücken. »Wo ist denn der Sinn darin?«, fragte er.

»Das hilft deinen Beine und deiner Ausdauer. Wo bleiben deine Bauchaufzüge?«

Adam stief ein unzufriedenes Grummeln aus und fing an seinen Hals mitsamt Kopf von unten nach oben zu wippen.

»Bauchaufzüge, nicht Nackenaufzüge«, korrigierte ich ihn.


Nachdem Adam sein Training beendet hatte, duschte er, während ich in seinem Zimmer auf ihn wartete. Hier war es viel bequemer als im Keller, sodass ich mir wünschte ich hätte auch so ein schönes Zimmer wie er. Gelangweilt ging ich herum und guckte mich in seinem Zimmer um. Ich ließ meinen Blick über das Bücherregal schweifen. Wie erwartet besaß Adam eine Menge Mathematikbücher. Eins nach dem anderen standen sie in dem Regal, gefolgt von einigen Geschichtsbüchern und anderen Themen, die mich nicht interessierten. Ein Titel ließ mich stutzen. »So bekommst du jedes Mädchen«, stand auf dem Buchrücken. Interessiert zog ich das Buch aus dem Regal. Ich hätte nicht gedacht, dass Adam sich für das andere Geschlecht interessierte. Wen wollte er wohl beeindrucken?

Mein Gedankengang wurde unterbrochen, als die Tür aufging und Adam durch die Tür trat.

»Was machst du da?«, fragte er.

»Darf ich nicht auch die Geheimtipps erfahren, wie ich jedes Mädchen bekommen kann?«, erwiderte ich und zitierte den Klappentext, der auf der Rückseite des Buches stand. »Du wunderst dich, warum du kein Mädchen ins Bett bekommst? Hier erfährst du, wie du jedes Mädchen, egal ob dick oder dünn, groß oder klein, um deinen Finger wickeln kannst. Fünfzig Geheimtipps, wie –«

»Hey, das sind meine privaten Sachen!«, rief Adam. »Wer hat dir die Erlaubnis gegeben darin herumzuschnüffeln?«

»Du hast doch gesagt, ich darf ich deinem Zimmer auf dich warten. Außerdem hast du das Buch nicht gerade gut versteckt. Sag mal, welches Mädchen willst du denn bekommen?«

Adam schnaubte wütend. »Gar keins! Außerdem geht dich das gar nichts an.«

»Bei mir sind deine Geheimnisse sicher«, sagte ich und versuchte sein Vertrauen zu gewinnen, indem ich ihm ein herzliches Lächeln schenkte. »Im Gegensatz zu Veronica. Warum unterhältst du dich so oft mit ihr? Sie plaudert doch alles aus.«

»Veronica ist kein schlechter Mensch, sie war als Einzige schon immer nett zu mir«, widersprach Adam. Schon immer? War Adam schon immer mit ihr in Kontakt? »Sie hat bloß das Pech, dass sie nicht sehr schlau ist und sich schlechte Freunde aussucht. Sie vertraut Kim und erzählt ihr viel. Kim ist diejenige, die Geheimnisse ausplaudert.«

»Das glaubst du doch wohl selber nicht. Kim ist garantiert nicht die Einzige, die so eine Tratschtante ist. Wenn du Veronica etwas verrätst und das an die Öffentlichkeit gerät, ist das Veronicas Schuld und nicht die von Kim!« Ich erinnerte mich an das erste Gespräch, das ich mit Veronica gehabt hatte. »Als ich zum ersten Mal mit Veronica geredet habe, wusste sie direkt, dass ich deine neue Stiefschwester war. Von wem könnte sie das wohl gehört haben, wenn nicht von dir? Sie hat selbst gesagt, dass du keine Freunde hast. Jemand anderem als ihr wirst du es also wohl kaum erzählt haben.«

Adam guckte mich wütend an. »Nur weil Veronica etwas sagt, heißt das nicht, dass es stimmt! Ich habe Freunde, auch wenn du die nie –«

»Das ist doch jetzt nicht so wichtig«, unterbrach ich ihn. »Wichtig ist, dass Veronica alles ausplaudert. Sie nutzt dich bloß als Informationsquelle für ihre dreckigen Gerüchte. Ich will bloß nicht, dass sie dich verletzt, indem sie Gerüchte über dich verbreitet.«

»Seit wann bist du denn an meinem Wohlsein interessiert?«, fragte Adam.

»Dämonenjäger passen aufeinander auf, auch wenn es um so normale Sachen wie die Gerüchteküche unserer Schule geht.«

»Also willst du mir bloß helfen, weil sich plötzlich herausgestellt hat, dass ich ein Dämonenjäger bin? Ich dachte, du würdest dich um mich sorgen, weil du mich magst. Wäre ich ein ganz normaler Mensch, würdest du dich einen Dreck um mich scheren.« Adam guckte gekränkt und wirkte ernsthaft verletzt.

»Das stimmt doch gar nicht«, erwiderte ich, doch fragte mich gleichzeitig, ob das wirklich stimmte. Adam hatte mich immer schnell aufgeregt. Versuchte ich nur nett zu ihm sein und ihm beim Training zu helfen, weil ich wusste, dass er ein Dämonenjäger war?

Ja klar, Monday, warum solltest du einen Menschen zum Dämonenjäger trainieren?

Aber tatsächlich sorgte es mich, dass er so ein großes Vertrauen in Veronica hatte. Und das lag nicht nur daran, dass er kein normaler Mensch war.

»Ich würde dich auch mögen, wenn du kein Dämonenjäger wirst«, teilte ich Adam mit. »Komm, wir müssen dir noch ein Silberstück kaufen, damit du Dämonen in die Hölle verbannen und ihre Existenz auf der Erde auslöschen kannst.«

Adam guckte mich mit großen Augen an. Dann prustete er los. »Das hört sich so dramatisch an, wenn du das sagst«, sagte er schließlich.

Ich schenkte ihm ein ehrliches Lächeln, dann verließen wir gemeinsam sein Zimmer und gingen die Treppe hinunter. Mit einem Blick in die Küche stellte ich fest, dass Norbert in der Küche war.

»Wo wollt ihr hin?«, fragte er mit lauter Stimme und Falten des Misstrauens bildeten sich auf seiner Stirn.

»Nur kurz einkaufen, Papa«, erklärte Adam kleinlaut. »Dürfen wir?«

»Na gut. Aber beeilt euch, in einer Stunde gibt es Essen!«

»Alles klar, wir sind bald zurück.«

Ich öffnete die Haustür und ließ Adam passieren, dann schloss ich sie hinter uns.

»Wann bringst du mir bei, wie ich einen Dämonen besiegen kann?«, fragte Adam.

»Wenn du nach dem Training nicht so kaputt gewesen wärst, hätte ich dir schon eine Einführung im Kämpfen geben können. Nächstes Mal bring ich dir einige Grundlagen bei, einverstanden?«

Monday - Dämonen der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt