42 ~ Croissants

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»Magst du Croissants?«, fragte Thais mich, als ich zusammen mit Lina das Esszimmer betrat. Bereits auf dem Weg durch den Flur war mir dieser wunderschöne Geruch von frischgebackenen Croissants in die Nase gestiegen.

»Natürlich, ich liebe Croissants«, erwiderte ich, denn wie konnte man diesem herrlichen Duft widerstehen?

Egon, das jüngste Mitglied der Familie, saß bereits am Tisch neben seinem Vater Findus und direkt gegenüber von Jared und Jack. Der Tisch war schon mit Besteck und Getränken gedeckt, bloß das Essen fehlte noch.

»Kann ich euch noch helfen?«, fragte ich, um nicht unhöflich zu erscheinen.

»Nein, nein, es ist schon alles fertig. Setzt euch ruhig schon mal«, forderte Thais uns auf und entschwand in die Küche, woraufhin ich mich rasch neben Jack setzte, bevor jemand anderes mir den Platz wegnehmen konnte, und Lina es sich neben ihrem kleinen Bruder bequem machte.

Nur wenig später kam Thais mit einem Tablett, beladen mit frisch gebackenen Croissants, Brötchen und allerlei Aufschnitten, zurück und stellte es auf den Tisch.

Als sie sich gesetzt hatte konnte das Frühstück beginnen. Die Brötchen waren lecker, die Croissants waren köstlich, aber was mir am allermeisten gefiel war das Zusammenleben dieser Familie. Wie sie alle für Mahlzeiten beisammen kamen und dabei fröhlich plaudern konnten, es war etwas, was ich von meiner Patchwork-Familie überhaupt nicht kannte. Hier fühlte ich mich wohl. Man könnte meinen ich wäre traurig, dass ich mit Evelyn, Norbert und Adam nicht solch einen Zusammenleben hatte, aber in diesem Moment war ich einfach froh darüber, ein Teil dieser Familie zu sein. Sie behandelten mich nicht wie einen Fremden, nein, hier fühlte ich mich zugehörig, fast schon, als würde ich sie mein ganzes Leben lang kennen.

»Lina, spielst du jetzt mit mir?«, fragte Egon, als alle aufgegessen hatten. »Du hast mir schon seit einer Woche versprochen mit mir zu spielen.«

»Ich muss doch Monday dabei helfen ihre Begabung herauszufinden«, meinte Lina und setzte einen entschuldigenden Blick auf.

»Aber Monday hat doch schon Jared und Jack!«, sagte Egon. »Und Mama und Papa können ihr auch helfen.«

»Findus und ich haben heute Vormittag einige Dinge in der Hölle zu erledigen und Jack hat die ehrenvolle Aufgabe, den Tisch abzudecken und den Abwasch zu machen«, warf Thais ein, ganz die strenge Mama. »Das sollte er eigentlich schon gestern Abend gemacht haben, aber er hat sich seiner Aufgabe entzogen. Außerdem hat er uns schon seit zwei Wochen versprochen für uns Mittagessen zu kochen.« Sie warf Jack einen strengen Blick zu. »Es ist nur allzu fair, dass jeder in diesem Haus Aufgaben übernimmt, Jack.« Sie stand auf und begab sich zur Tür. »Komm, Findus wir müssen uns fertig machen.«

»Ich schaff das schon allein, Monday zu helfen«, sagte Jared, nachdem Findus und Thais das Esszimmer verlassen hatten. »Immerhin bin ich von uns allen der Dämon mit der höchsten Stufe und kann zudem Mondays Emotionen wahrnehmen, sodass ich am ehesten spüren kann, ob sie ihre Begabung gefunden hat.«

Jack schien einige Sekunden mit grimmiger Miene zu überlegen, dann erwiderte er: »Na gut, aber ich beeile mich mit dem Aufräumen. Sobald ich fertig bin helfe ich euch.«

»Sicher, dass ihr meine Hilfe nicht benötigt?«, fragte Lina.

Sicher war ich mir nicht, denn die Vorstellung alleine mit Jared nach meiner Begabung zu forschen missfiel mir. Auf unserem Ausflug zur Hölle hatte er mir nur allzu oft blöde Bemerkungen zugeworfen, sodass ich wirklich nicht erpicht auf eine Zusammenarbeit war. Sobald er bemerkte, dass ich kein Interesse mehr an ihm hatte verhielt er sich mir gegenüber wie ein arroganter Schnösel. Aber hatte ich denn eine Wahl?

»Wir schaffen das schon«, kam Jared mir zuvor und stand auf. »Wo können wir üben?«, fragte er an Jack gewandt.

»Geht doch einfach in eines der Gästezimmer, da ist genug Platz«, erwiderte dieser.

Missmutig folgte ich Jared hinaus aus dem Zimmer und durch den Flur. Sobald wir das Treppenhaus hinter uns gelassen hatten, packte Jared mich am Oberarm und zog mich durch den Gang, als hätte er Angst ich würde ihm davonlaufen. Sobald er mich berührte durchlief es mich eiskalt. Diese Kälte war nicht mehr angenehm, nein, dafür war sie fiel zu stechend. Sie fühlte sich beinahe aufdringlich an. Ich wünschte Jack wäre jetzt bei mir, denn seine Nähe war viel verlockender.

Als wir das Gästezimmer betraten, ließ Jared mich wieder los. Ich entfernte mich schnell einige Schritte von ihm, um ein wenig Abstand zwischen uns zu bringen.

Das Zimmer weckte keine guten Erinnerungen in mir, denn es war dasselbe Zimmer, in dem ich mit Jared Schluss und in dem ich aufgewacht war, nachdem ich zum ersten Mal von dem Unsichtbaren angegriffen wurde und kurz bevor ich erfahren hatte, dass auch Lina ein Dämon war.

»Wie fangen wir an?«, fragte ich und blieb ein wenig unschlüssig in dem Zimmer stehen, da abgesehen von dem großen Doppelbett keine weiteren Sitzmöglichkeiten vorhanden waren.

»Weiß nicht«, sagte Jared und schloss hinter uns die Tür. »Wie wärs damit, dass du mir erklärst warum du jetzt auf einmal etwas mit Jack am Laufen hast? Und das, obwohl du mir gegenüber Temperaturen verspürst. Sag mir Monday, warum fängst du dann etwas mit Jack an?« Während er sprach kam er mir unangenehm nahe, sodass ich augenblicklich bereute alleine mit ihm gegangen zu sein.

Ich versuchte mich nicht von ihm einschüchtern zu lassen. Er ist doch nur eine Stufe stärker als ich, redete ich mir ein, obwohl ich wusste, dass er mir weitaus überlegen war.

»Warum weißt du überhaupt, dass etwas zwischen uns läuft?«, fragte ich.

»Ach komm, denkst du ich habe die Spannung in dem blöden Buchladen nicht gespürt?«, meinte Jared unwirsch. »Außerdem habe ich noch immer meine Fähigkeit. Ich habe deine Kälte gespürt, aber auch noch etwas anderes: Das Verlangen nach einem anderen.«

Monday - Dämonen der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt