Ich musste ein zweites Mal gucken, um mich davon zu überzeugen, dass ich mich bei der gedimmten Kellerbeleuchtung nicht getäuscht hatte.
Aber nein, in dieser Zelle war niemand, nicht einmal der Körper, der vorhin noch in Tuesdays Zelle gelegen hatte.
War Tuesday etwa nicht mehr hier? Oder war sie vielleicht in einer anderen Zelle?
»Tuesday!«, schrie ich und machte ein paar holpernde Schritte an den Zellentüren entlang. »Wo bist du?«
»Hier!« Die Antwort war ungefähr am anderen Ende des Flurs. Ich verfluchte meinen schlechten Orientierungssinn. Ich hätte gleich merken sollen, dass es sich bei der leeren Zelle nicht um die ihre gehandelt hatte.
Bevor ich wieder rennen konnte, packte einer der Wachen mich grob an der Schulter. Ich versuchte, ihn abzuschütteln, doch mir fehlte jegliche Kraft. Aus einem Instinkt heraus griff ich nah seinem Herzen und sog, nahm seine Lebensenergie in mir auf. Während seine Energie mir noch meinen Arm hinaufkroch, merkte ich, wie ich wieder an Energie dazugewann. Ich war zwar noch immer so müde, als hätte ich seit einem Monat nicht geschlafen, aber nicht mehr ganz so schwach.
Mit einem Mal löste sich der Dämon vor mir in Asche auf. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ich ihm seine letzte Lebensenergie genommen hatte. Die neu gewonnene Energie fühlte sich gut an. Und ich wollte noch mehr.
Mich mit einer Hand an der Zellentür festhaltend, drehte ich mich um und ging langsam, aber sicher, auf die letzte verliebende Wache zu. Hochkonzentriert sah sie mich an, die Stirn in Falten gelegt, die Augen zu Schlitzen verengt.
Wie eine Welle überkam mich die Müdigkeit und ließ mich stolpern. Mit den Knien voran fiel ich auf den Boden und schürfte mir meine bereits von den Fingernägeln blutenden Hände auf. Aber das war gut, Schmerz war gut. Es würde mich hoffentlich am Einschlafen hindern.
Mühselig setzte ich einen meiner schweren Füße nach vorne und stützte mich an meinem Knie ab, um mich nach oben zu drücken.
Der Dämon starrte mich noch immer konzentriert an, doch mittlerweile ging er einige Schritte zurück.
Aus Jacks Stimme konnte ich Poltern hören. »Was ist hier los? Monday, bist du okay?«, fragte er.
Ich antwortete ihm nicht, meine Lippen zu bewegen schien mir gerade eine viel zu anstrengende Tätigkeit zu sein. Lieber wollte ich schlafen, für immer in einen schönen, tiefen Schlaf fallen.
Mit meiner linken Hand schlug ich mir kräftig gegen den Kopf, versuchte, mich wachzurütteln. Auf keinen Fall durfte ich wieder einschlafen.
Ich drängte mein Bedürfnis nach Schlaf in den Hinterkopf und dachte an Jack. An Lina. An Tuesday. Mama. Sie alle brauchten mich jetzt.
Bestimmt lief ich weiter, nur noch ein Meter trennte mich von dem Dämonen. Ich bohrte wieder die Fingernägel meiner linken Hand in meine Haut, doch die Stelle schien mittlerweile ganz taub, ich vernahm keinen Schmerz mehr.
Scheiße!, dachte ich noch, als ich an einer Zellentür hinunterrutschte und meine Umgebung ausgeblendet wurde.
Mama kniete vor mir in der Wiese und nahm mein Gesicht zwischen ihre Hände.
»Du musst aufwachen, Monday!«, schrie sich mich an. »Deine Freunde brauchen dich jetzt!«
»Aber der Löwenzahn. Und die Pusteblumen. Ich muss sie pflücken«, widersprach ich, doch ich merkte selbst, wie albern das klang. Waren die etwa wichtiger als meine Freunde?
Verdammt nochmal, nein! Ich musste aufwachen. Aufwachen. Aufwachen...
Aber wie?
Es fühlte sich an, als würde ich ertrinken, in meinem eigenen Traum, inmitten einer wunderschönen Wiese, bepflanzt mit bunten Blumen. Sie krochen mir in die Nase, den Mund, die Ohren, erdrückten mich. Meine Augen musste ich verschließen, als ein Dornenbusch meine Sicht versperrte. Ich wollte Atmen, ich musste atmen, aber ich konnte keine Luft hören, erstickte an dem Gras in meinem Mund. Meinen Kiefer presste ich weiter hinunter, in der Hoffnung, nur das kleinste bisschen Luft aufschnappen zu können, doch er füllte sich sofort mit weiteren Blumen. Ein Hustenreiz überkam mich, doch ich konnte nicht Husten. Lediglich ein Krächzen kam meinem Mund heraus.
Ich wollte nach meiner Mutter rufen, dass sie mich retten sollte, doch wie? Ich versuchte, meine Arme zu bewegen, dann meine Beine, doch sie rührten sich inmitten der Blumenmasse kein einziges Stück.
Dabei brauchten meine Freunde mich doch. Lina brauchte mich.
»Wenn ich erst einmal realisiert habe, dass ich träume, dann blinzel ich normalerweise und sobald ich die Augen wieder öffne, bin ich zurück in der Realität«, erklang ihre Stimme wie ein leiser Hoffnungsschimmer in meinem Kopf.
Der Gedanke, meine Augen zu öffnen, schien mir unmöglich. Wenn ich sie öffnete, würden die Dornen sie zerkratzen.
Meine Lungen fühlten sich an, als würden sie jeden Moment platzen. Die bedrückenden Blumen wurden immer mehr und mehr. Es fühlte sich an, als wäre ich bereits unter Tonnen von ihnen begraben. Unter dem Gewicht zerbrach ich. Ich hatte gar keine andere Wahl.
Für Lina, dachte ich und öffnete meine Augen.
Ich blickte in das Gesicht der Wache, die vor mir hockte. Anscheinend war sie gerade erst dabei, mich aufzuheben und in meine Zelle zu bringen. Dabei hatte sich mein Traum angefühlt, als wäre er ewig lang gewesen.
Bevor mir wieder die Augen zufallen konnten, krallte ich meine Finger in das Shirt des Dämonen und rief seine Energie zu mir.
Augenblicklich spürte ich, wie ich wieder müder wurde, doch gleichzeitig gewann ich an Energie. Jetzt würde ich nicht mehr aufgeben.
Die Wache versuchte, in der Hocke rückwärtszugehen, doch er fiel hintenüber. Den kurzen Augenblick, in dem die Müdigkeit aussetzte, nutzte ich, um mich hinterher zu stürzen und ihm mit einem gewaltigen Sog den Rest seiner Lebensenergie zu nehmen.
Schließlich spürte ich, wie er unter mir schlaff wurde, dann löste er sich in Asche auf und ich plumpste auf den Kellerboden.
Ich war gerade dabei, mich zu beruhigen, als ich die kleine Scheibe mit dem rotblinkenden Knopf sah, die inmitten seiner Überreste lag.
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Hey ihr Lieben,
ich habe das Kapitel nicht noch einmal durchgelesen, weil es zu schrecklich ist, meinen Schreibstil von vor zwei Monaten zu lesen ... Ja, wirklich, grauenvoll! Deswegen wird es wahrscheinlich in diesem und in den nächsten noch viele Fehler geben.
Wobei es ja auch nur noch 2 gibt und dann ist es vorbei. Wer freut sich schon? (:
Alles Liebe
Clara
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Monday - Dämonen der Vergangenheit
ParanormalKann man jemanden verurteilen, nur weil er ein Dämon ist? Triff Monday, sechzehnjährige Dämonenjägerin. Seitdem ihr Vater von einem Dämonen getötet wurde, macht sie ihren Job nicht mehr aus Pflicht, sondern nur noch aus Hass. Alles was sie will, ist...