Eine halbe Stunde später stand Jared noch immer bei der Blonden herum. Er hatte sie lediglich einige Male verlassen, um seinen Gästen die Tür zu öffnen. Achtmal, um genau zu sein. Sein Verschwinden hatte ich gut gezählt, im Gegensatz zu den Getränken, die ich bereits ausgetrunken hatte. Viel habe ich bestimmt nicht getrunken, dachte ich. Die Gläser sind bloß zu klein.
Ich nippte an meinem beinahe leeren Glas und tat so, als würde ich Lina und dem Jungen, der sich eifrig mit ihr unterhielt, zuhören. Er hatte uns beide angesprochen, doch es war klar, dass er nur an Lina interessiert war.
Schon seit einigen Minuten dachte ich darüber nach, die beiden zu verlassen und ihnen ein wenig Privatsphäre zu gönnen. Jedoch hatte ich nichts zu tun, abgesehen davon, mir neue Getränke zu holen.
Jack war noch immer nicht da. Veronica und Adam waren mit sich selbst beschäftigt. Ich kannte niemanden auf dieser verdammten Party. Darauf, mich zu Fremden zu gesellen, hatte ich keine Lust. Ich wusste einfach nicht, was ich machen sollte.
Nunja, ich könnte zu Jared gehen und versuchen, ihn von seinem Flirt zu trennen. Vielleicht würde ich dann dieses schlechte Gefühl, dass mich überkam, sobald ich in deren Richtung schaute, endlich loswerden.
»Monday?«, durchdrang eine Stimme meine Gedanken.
Verwirrt drehte ich mich zu der Quelle um. Lina starrte mich erwartungsvoll an. »Was?«
»Dings– Äh, wie heißt du nochmal?« Sie wartete die Antwort ihrer Begleitung ab, bevor sie fortfuhr. »Ja genau, Hugo und ich wollen in den Pool. Willst du mit?«
»Ihr wollt tatsächlich schwimmen?«, fragte ich, ein wenig überrascht, denn das Wasser war mir, als ich zuletzt meinen Zeh hineingesteckt hatte, sehr kalt erschienen. Da Lina auch ein Dämon war, sollte sie doch genauso kälteempfindlich sein wie ich, oder nicht?
»Ja, klar«, erwiderte Lina. »Wozu habe ich denn sonst den Bikini angezogen?« Und mit diesen Worten zog sie sich ihren hübschen Playsuit aus und sprang ins Wasser. Der Blick ihrer Begleitung schien an ihr zu Kleben, während er ihr langsam in den Pool folgte. Sie sah aber auch wirklich gut aus heute. Anstatt zu springen, setzte Hugo sich auf den Beckenrand und ließ sich von da ins Wasser gleiten. Ich wusste nicht wieso, aber er war mir irgendwie unsympathisch, dieser Hugo. Wo wir schon beim Hugo wären, heute hatte ich noch keinen getrunken.
»Ich komme gleich nach«, sagte ich und begab mich auf den Weg zur Küche, um mir einen Hugo zu gönnen. Meine Welt schwankte schon leicht und als ich durch die Tür trat, rannte ich beinahe gegen den Türrahmen. Scheiße, war es lange her, dass ich das letzte Mal etwas getrunken hatte. Nicht, dass ich es oft gemacht hatte, mein Nebenjob als Dämonenjägerin hatte verlangt, dass ich nüchtern blieb.
Der Typ, der mir meine letzten Cocktails gemixt hatte, stand noch immer in der Küche und unterhielt sich mit seinen Freunden. Beim ersten Mal hatte ich meinen Cocktail noch selbst gemacht, aber nachdem dieser nicht besonders gut geworden war und mir der Typ netterweise angeboten hatte, mir zu helfen, hatte ich dankend angenommen.
»Weißt du, ob es Hugo in dieser Küche gibt?«, fragte ich.
»Ich kann dir einen mischen, wenn du willst«, erwiderte er und lächelte mir zu. Ach, er war wirklich lieb.
»Ja, gerne.« Ich kannte Hugo bisher nur aus der Flasche, aber gegen einen selbstgemachten hatte ich auch nichts auszusetzen. Vor allem, wenn so ein gut aussehender Typ wie dieser ihn mixte. Er hatte blonde Haare und da er, wie so viele Gäste, nur in eine Badehose gekleidet war, hatte ich einen guten Blick auf seinen sonnengebräunten Sixpack. Fasziniert schaute ich zu, wie er Eiswürfel und irgendwelche Flüssigkeiten in ein Glas kippte sowie etwas Minze hinzugab.
»Danke«, sagte ich, als er mir den fertigen Cocktail reichte.
»Schmeckt's?«, erkundigte er sich.
Ich nippte an meinem Glas und nickte begeistert. »Viel besser als aus der Flasche.« Es schmeckte tatsächlich irgendwie frischer und fruchtiger. »Ich gehe dann mal wieder raus.« Ich drehte mich um, doch zu meinem Erstaunen folgte mir der Typ.
»Ich komme auch mal mit. Hier drinnen ist es so stickig«, sagte er.
Ich bemühte mich, einen Schritt vor den anderen zu setzen und passierte sicher den Türrahmen. Draußen angekommen ließ ich mich auf ein freies Stück Rasenfläche fallen und machte es mir im Schneidersitz gemütlich.
Der Typ aus der Küche hockte sich neben mich. »Ich habe deinen Namen gar nicht mitbekommen. Wie heißt du eigentlich?«, fragte er.
»Monday und du?«
»Oh, du bist die Monday?«
»Ja?«, erwiderte ich etwas verwirrt, denn schließlich hatte ich ihm gerade meinen Namen erzählt.
»Jared hat mir schon von dir erzählt. Ich bin Asasel. Schön, dich kennenzulernen.«
Der Typ war zwar wirklich heiß, aber dennoch driftete meine Konzentration, ohne dass ich es wollte, ab und ich erwischte mich dabei, wie ich wieder zu Jared hinüberschaute. Dieser flirtete immer noch mit der Blondine.
An Asasel gerichtet fragte ich: »Woher kennst du Jared?«
»Aus der Hölle«, meinte Asasel. Als ich ihn anstarrte, blitzten seine eigentlich braunen Augen kurz blutrot auf. Dieselbe Stufe wie ich, also. »Ich schätze, du bist später auch in der Hölle dabei?«, fuhr er fort. »Ich freue mich schon auf das Schwimmen in der Lava.«
»Ja, klar.« Mein Blick wanderte zu Lina, die sich mit ihrem Hugo im Wasser unterhielt. Als sie sah, dass ich sie anschaute, winkte sie sich zu mir.
Ich leerte meinen Cocktail und stand auf.
»Ich gehe mal schwimmen«, informierte ich Asasel. »Meine beste Freundin wartet schon auf mich. Kommst du mit?«
Als ich gerade gehen wollte, hielt Asasel mich am Handgelenk fest.
»Warte«, sagte er.
Ich schaute zu ihm hinunter. »Was? Ich habe doch gefragt, ob du mitkommen willst.«
»Das meinte ich gar nicht. Du bist betrunken. Bist du sicher, dass es eine gute Idee ist, so baden zu gehen?«
»Ich bin nicht betrunken«, erwiderte ich. »Nur angetrunken. Außerdem dachte ich, uns Dämonen kann ein wenig Wasser nichts anhaben.«
»Okay, wenn du meinst. Aber ich begleite dich.«
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Monday - Dämonen der Vergangenheit
ParanormalKann man jemanden verurteilen, nur weil er ein Dämon ist? Triff Monday, sechzehnjährige Dämonenjägerin. Seitdem ihr Vater von einem Dämonen getötet wurde, macht sie ihren Job nicht mehr aus Pflicht, sondern nur noch aus Hass. Alles was sie will, ist...