»Kinder, wie schön, dass ihr mal wieder vorbeischaut«, begrüßte uns die freundliche Bibliothekarin mit einem Lächeln. Heute zierte ein Haarreif mit roten Rosen ihre silbernen Locken. »Seid ihr ihr, um in die Hölle zu reisen?«
»Ja, aber heute nicht zum üblichen Dorf, sondern nach Pandemonium. Außerdem wollten wir fragen, ob du ein Buch über Traumwandler in deinem Lager hast.«
Wenn wir das letzte Mal nur in einem Dorf waren, dann wollte eigentlich ich gar nicht wissen, wie eine richtige Stadt aussah. Ich hatte doch schon beim letzten Besuch vollkommen die Orientierung verloren.
»Moment, ich komme gleich zurück«, sagte die alte Dame und verschwand um die Ecke.
»Pandemonium?«, fragte ich Jack. »Ist das groß?«
»Natürlich ist das groß«, erwiderte Jack. »Aber keine Sorge, ich bin bei dir und außerdem kann dir in der Hölle nichts passieren.«
Seine Antwort beruhigte mich zumindest ein wenig.
Ein wenig später kam die Bibliothekarin mit einem Buch zurück. »Ein Buch über Traumwandler habe ich leider nicht parat, aber wenn ihr sowieso in Pandemonium seid, könnt ihr doch mal dort in einer der größeren Bibliotheken vorbeischauen.« Die Bibliothekarin blätterte durch das Buch, bis sie schließlich die Seite fand, wonach sie gesucht hatte und es auf den Tisch legte. »Ihr wollt nach Central Pandemonium, nicht wahr?«
Ich schaute abwartend zu Jack, welcher als Antwort nickte. »Ja, vielen Dank.« Dann wandte er sich mir zu. »Willst du mit mir durchs Feuer gehen?«, fragte er.
Ich nickte lächelnd und griff nach seiner Hand. Jack versenkte seinen Kopf in dem Buch und ich spürte, wie der Boden unter meinen Füßen wegglitt und ich mit in das Portal gezogen wurde. Auf einmal wurde es gleißend heiß. Der wilde Wind presste gegen mich, sodass ich ohne mein Zutun, aber nicht gegen meinen Willen, gegen Jacks Brust geschleudert wurde. Sein Körper war weich und warm und ich meinte, jeden Muskel unter seiner Kleidung spüren zu können. Ich genoss sie, seine Nähe.
»Das ist schön«, murmelte ich.
Er lächelte. Noch immer stürmte der heiße Wirbelsturm um uns herum. Es war angenehm, mit Jack zwischen den Welten zu reisen.
Und dann landete ich mit meinen Füßen auf hartem Boden. Ich schwankte leicht, doch Jack fing mich auf, bevor ich hinfallen konnte. Trotz dem Fehlen des brennenden Wirbelsturms war es heiß hier und es kam mir sogar wärmer vor, als ich meinen letzten Besuch in der Hölle in Erinnerung hatte.
Mich an Jack festhaltend schaute ich mich um.
Wir befanden uns am Rande einer Straße. Eine sehr große und sehr überfüllte Straße. Ohne Ordnung gingen Dämonen und Vampire in alle Richtungen. Hinter uns war ein Feuer, das Portal, wie ich vermutete. Neben uns floß die Lava und daneben standen ordentlich nebeneinander aufgereiht Häuser, eins nach dem anderen.
Ich spürte, wie mich jemand anrempelte und schwankte. Hätte ich mich nicht noch immer an Jack festgehalten, dann wäre ich vermutlich in der Lava gelandet und ich wusste, dass dies nicht gut enden würde. Schließlich wollte ich meine Klamotten behalten. Es wunderte mich überhaupt, dass sie den Transport durch das Portal bisher jedes Mal überlebt hatten.
»Willkommen in Pandemonium, der Hauptstadt der Hölle«, sagte Jack über den Straßenlärm hinweg.
Die Hauptstadt der Hölle? Na, kein Wunder, dass Central Pandemonium so voll war, wenn es sich hierbei um die Hauptstadt handelte.
»Wo willst du zuerst hin?«, fragte Jack.
»Äh, keine Ahnung. Was steht denn zur Auswahl?«
»Der Besuch einer Bibliothek zum Beispiel. Wir könnten aber auch shoppen gehen.«
»Shoppen?«, hakte ich nach. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was es in der Hölle zu kaufen gab, geschweige denn, dass man in der Hölle überhaupt shoppen gehen konnte.
»Nun ja, ich dachte mir, wir könnten dir einen feuerbeständigen Bikini holen. Du weißt schon, für unser Schwimmen in der Lava.« Er wirkte ganz nervös, als er das sagte. »Nicht, dass wir das heute machen wollen, das Schwimmen. Ich habe sowieso keine Badehose dabei. Aber für die Zukunft.«
»Ja, klar, shoppen können wir. Aber lieber erst später. Ich will zuerst zur Bibliothek. Schließlich muss ich mehr über meine Begabung herausfinden.«
»Okay, alles klar«, erwiderte Jack und griff nach meiner Hand. »Es ist okay, wenn ich deine Hand halte, oder? Hier ist es so voll und wir wollen ja nicht, dass du verloren gehst.«
Ich nickte und Jack führte mich durch die Menschen, oder besser gesagt Dämonenmassen, hindurch. »Kennst du den Weg auswendig?«, fragte ich beim Gehen. »Ich habe schon jetzt die Orientierung verloren.«
»Das hier ist mein Stammportal, wenn ich nach Pandemonium komme. Und bei der Bibliothek war ich schon einmal«, erklärte Jack. »Auch wenn ich mich noch lange nicht in ganz Pandemonium auskenne, ist das hier sozusagen meine Nachbarschaft. Keine Sorge, ich weiß schon, wo wir hingehen und ich bringe dich auch ganz sicher später wohlbehalten zurück zur Erde.«
»Wohlbehalten, meinst du? Ich dachte, in der Hölle kann man nicht verletzt werden.«
»Ach, verletzt werden kann man, bloß das Sterben ist unmöglich«, erwiderte Jack. »Nun ja, ganz ist das nicht wahr. Das Sterben ohne Einflüsse anderer Wesen ist unmöglich, aber nehmen wir an, ein Dämon würde es wagen, Silber in die Hölle zu bekommen, dann könnte er einen anderen Dämon damit töten. Das bedeutet, dass die einzig andere Möglichkeit, einen Dämonen in der Hölle zu töten, darin besteht, ihm die Lebensenergie auszusaugen. Vampire haben keine richtige Lebensenergie, weswegen du diese nur durch Abtrennen ihres Kopfes vom Körper töten kannst.«
»Okay, das ergibt Sinn«, gestand ich. »Mensch, ich habe das Gefühl, dass es so viel gibt, was ich nicht weiß. Vor allem über Dämonen. Und dabei war ich doch jahrelang Dämonenjägerin.«
»Das ist kein Problem«, meinte Jack und schlängelte sich durch zwei nah beieinander stehende Vampire hindurch. »Ich kann dir alles zeigen, oder auch erklären. Wie du willst.«
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Hey ihr Lieben,
ich habe großartige Neuigkeiten, nämlich bin ich gestern pünktlich vor meinem Geburtstag mit dem ersten Entwurf von Monday fertig geworden. Das heißt, dass ich jetzt fleißig an der Überarbeitung dran bin.
Zur Feier des Tages gibt es dann heute Abend noch ein zweites Kapitel.
Nach diesem Kapitel wird es noch 16 weitere geben. Ich muss mal schauen, ob ich dann noch ein paar Lesenächte mache oder öfter veröffentliche.
Alles Liebe
Clara
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Monday - Dämonen der Vergangenheit
ParanormalKann man jemanden verurteilen, nur weil er ein Dämon ist? Triff Monday, sechzehnjährige Dämonenjägerin. Seitdem ihr Vater von einem Dämonen getötet wurde, macht sie ihren Job nicht mehr aus Pflicht, sondern nur noch aus Hass. Alles was sie will, ist...